Augsburger Allgemeine (Land West)
Hochleistung für vier Minuten Ruhm
Fasching Die Sendung „Schwaben weissblau“ist eines der wichtigsten Fernseh-Ereignisse im Fasching. Die Hollaria war diese Woche mit ihrer Show „Total verhext“bei der Aufzeichnung dabei. Was es heißt, andere bei Laune zu halten
Die Hollaria-Gala im Kongress am Park zählt zu den größten Faschingsevents der Stadt. Auch für die Mitglieder der traditionsreichen Faschingsgesellschaft ein besonderes Highlight in ihrem mit 80 bis 90 Terminen randvoll durchgeplanten Saison-Kalender. Ein weiterer Höhepunkt ist für die närrische Tanztruppe seit vier Jahren eine Reise ins Allgäu. Bei „Schwaben weissblau, hurra und helau“schätzt man die Kostüme und das tänzerische Niveau der Augsburger.
Die bayerisch-schwäbische Prunksitzung in der Stadthalle Memmingen ist auch aus Werbegründen ein wichtiges Aushängeschild für die Hollaria: Die Veranstaltung wird vom Bayerischen Fernsehen ausgestrahlt. Dafür, dass der Auftritt beim Publikum und den Fernsehzuschauern in Erinnerung bleibt, leisten die Mitglieder des Vereins viel ehrenamtliche Fleißarbeit. „Nach dem Fasching ist vor dem Fasching“, weiß Vizepräsidentin Anja Müller. Kaum ist die Saison abgeschlossen, beginnt die Vorbereitung für die nächste.
Seit Mai trainierten die akrobatischen Faschingsfans das neue Programm. Zweimal pro Woche von 20 Uhr bis Mitternacht wurde die Choreografie einstudiert, dazu kommen Sondertrainings am Wochenende. Alles ehrenamtlich. „Das Erfolgsgefühl, wenn alles klappt, und das Gemeinschaftserlebnis sind unsere Motivation“, sagt Georg Rehm. Seit 30 Jahren ist er im Verein aktiv und seit 20 Jahren Präsident.
In ihren Tanzshows wollen die Augsburger eine Geschichte erzählen. In diesem Jahr stellen die Tänzerinnen Hexen dar, die Männer sind Hexenjäger. Am Ende gibt es ein Happy End: Der Chef der Hexenjäger verliebt sich in die Oberhexe. Normalerweise dauert es bis zum Showdown 25 Minuten, doch für das im TV ausgestrahlte Faschingsfest in Memmingen stehen den Künstlern pro Auftritt lediglich wenige Minuten zur Verfügung.
Was für das Publikum spielerisch aussieht, ist ein Knochenjob. Drei Tage lang fuhren die Tänzer und Tänzerinnen diese Woche mit dem Vereinsbus noch abends nach der Arbeit von Augsburg nach Memmingen, um sicherzustellen, dass die drei Minuten und 50 Sekunden im Rampenlicht perfekt funktionieren. Am Mittwoch fand die Stellprobe statt. Am Donnerstag und Freitag dann wurde der Faschingsabend aufgezeichnet. Zusammen mit der „Fastnacht in Franken“aus Veitshöchheim ist die Allgäuer Veranstaltung der wichtigste TV-Event der Faschingszeit für den Bayerischen Rundfunk.
Während am Donnerstag kurz nach 20 Uhr auf der Bühne die ersten Show-Acts das Publikum bei Laune hielten, herrschte in der Garderobe ausgelassene Stimmung bei fröhlicher Musik. Kein Widerspruch zur konzentrierten Vorbereitung auf den eigenen Auftritt. Wie in der Kabine einer Fußballmannschaft beflügelt die positive Stimmung vor dem großen Moment, in dem es um alles geht, den Teamgeist. „Jeder verlässt sich auf jeden“, sagt Franzi. Der Teamgeist ist neben dem Spaß vor und hinter den Kulissen der Grund, warum die 21-jährige seit einem Jahr dabei ist. Nach Kabarettisten, Musikern und einem Jongleur war es so weit: Der Showtanz „Total verhext“verzauberte das Publikum. Was die Memminger zu sehen bekamen, hätte auch bei TV-Shows wie „Das Supertalent“eine gute Figur gemacht. Besonders spektakulär sahen die dreistöckigen Hebefiguren aus, bei denen die Hexen zu fliegen schienen. Für die Mannschaft die riskantesten Momente. „Die Frauen müssen sich blind auf uns verlassen können, das ist das Besondere an dem Hobby“, sagt Mannschaftssprecher Michael (25).
In der Hochsaison sind die Jungs und Mädels von 8 Uhr früh bis zwei Uhr nachts unterwegs. Im Tourbus herrscht dennoch weit nach Mitternacht die ausgelassene Stimmung einer Klassenfahrt. Und das nicht nur bei jüngeren Mitgliedern: „Wenn du mit Herzblut dabei bist, steht der Schlaf hinten an“, sagt die 42-jährige Vizepräsidentin Anja. HollariaPräsident Georg Rehm war ebenfalls hellwach und hoch motiviert. Mit dem Abend in Memmingen war er zufrieden: „Wenn wir gehen und die Stimmung ist besser als davor, dann haben wir alles richtig gemacht.“Zur guten Laune im Allgäu trugen an dem Abend noch zwei andere Acts aus Augsburg bei: Kabarett-Duo Herr und Frau Braun (alias Roland Krabbe und Gabriela Koch) sowie aus dem Landkreis der Comedian Andi Geißler vom Mittelstetter Faschingsclub.