Augsburger Allgemeine (Land West)
UPM: Ist der Einschnitt zu tief?
Wirtschaft Papierhersteller streicht 143 Stellen. Die Gewerkschaft hat Bedenken
Glücklich über die Situation beim Papierhersteller UPM ist der Betriebsrat nicht, schließlich fallen 143 Stellen weg. „Wir tragen die Entscheidung zwar mit, weil in den Verhandlungen nicht mehr zu erreichen war, befürchten aber, dass dieser Einschnitt zu tief ist“, sagt Torsten Falke, Bezirksleiter der Gewerkschaft IG BCE (Bergbau, Chemie, Energie). Ursache für den Stellenabbau ist, dass die Konzernspitze die Stilllegung der Papiermaschine 2 in Augsburg beschlossen hat. Hintergrund ist die Reduzierung der Produktion grafischer Papiere.
Der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Christian Korte betonte, dass der Betriebsrat „keine Leiharbeit durch die Hintertür“zulassen werde. Sollte sich in Zukunft herausstellen, dass doch mehr Stellen nötig seien, müsse wieder Personal eingestellt werden. Die spannende Frage werde sein, ob die Produktion mit der Personalstärke wirklich funktioniere oder ob Kollegen viele Überstunden leisten müssten und keinen Urlaub nehmen könnten. „Das Konzept der Werksleitung kann funktionieren, aber es ist auf Kante genäht. Wir werden da ganz genau hinsehen“, so Falke.
Die Gewerkschafter gehen derzeit davon aus, dass keine betriebsbedingten Kündigungen nötig sein werden. So sei im Dezember vereinbart worden, dass es Alterszeitmodelle für Kollegen geben wird, die in den Jahren 1957 und 1958 geboren sind. Inzwischen gilt die Vereinbarung auch für den Jahrgang 1959. Insgesamt 51 Stellen können so eingespart werden, wenn alle Mitarbeiter unterschreiben. Das Interesse der älteren Kollegen ist laut der Gewerkschaft groß. Zudem werden befristete Verträge nicht verlängert und Leiharbeiter nicht weiterbeschäftigt. Einige Mitarbeiter haben sich auch neue Jobs gesucht.
Den verbleibenden rund 80 Mitarbeitern werden teils Stellen in den UPM-Werken in Ettringen oder Schongau angeboten. Zudem ist der Wechsel in eine Transfergesellschaft möglich, die Unterstützung bei der Bewerbung und Qualifizierung für einen neuen Job bietet. UPM hat hier den Lohn, den Mitarbeiter in der Transfergesellschaft bekommen, nach eigenen Angaben „überdurchschnittlich“aufgestockt. Dass solch ein „gutes Verhandlungsergebnis“zustande kam, habe auch damit zu tun, dass der Betriebsrat die Kollegen überzeugen konnte, motiviert weiterzuarbeiten, so Korte. Das habe entscheidend dazu beigetragen, dass es konstruktive Gespräche mit dem Werksleiter gab.
Was den Gewerkschaftern aber Sorge bereitet, ist die Frage, welche Kollegen sich dafür entscheiden, UPM zu verlassen. „Es gibt natürlich Kollegen auf Schlüsselpositionen, deren Wissen nicht verloren gehen darf“, so der Betriebsratsvorsitzende Michael Koppe. Der Belegschaft sollen am Mittwoch und Donnerstag die Details der Vereinbarung vorgestellt werden. Bis Ende Februar darf UPM Mitarbeiter ansprechen, ob diese in die Transfergesellschaft oder an einen anderen Standort des Unternehmens wechseln wollen und die Beschäftigten können sich freiwillig melden.