Augsburger Allgemeine (Land West)
Er wollte einen Prozess, doch der Druck war zu groß
Menschen beschimpften ihn in den sozialen Netzwerken. Er wurde beleidigt und unter anderem als „Mörder“bezeichnet. Peter F. spricht von einer „kaum mehr zu ertragenden Last“. Er zog den Einspruch zurück und akzeptierte die Strafe.
Peter F. bekommt seit dem Unfall intensive psychologische Hilfe und wird durch die Traumahilfe betreut. Für diese Unterstützung sei er sehr dankbar, sagt er. „Eine große Stütze sind auch meine Ehefrau und meine beiden Kinder sowie die wenigen Verwandten und Freunde, die meine Situation aushalten“, sagt der Lastwagenfahrer. Nur so lasse sich „langsam der Alltag wieder meistern“. Er bedauert es, dass vieles nun ungeklärt bleibt, weil es keinen Strafprozess mehr geben wird.
Auch der Gutachter war zum Ergebnis gekommen, dass sich Chiara im sogenannten „toten Winkel“befunden hat. In einem Bereich, den die Rückspiegel nicht abgedeckt hätten. Peter F. sagt, er sei langsam, mit 17 Stundenkilometern, um die Kurve gefahren. Der Gutachter gab aber an, dass Lkw-Fahrer nur mit einem Tempo von maximal fünf Stundenkilometern, Schritt für Schritt, abbiegen sollten. Peter F., ein erfahrener Lkw-Fahrer, bezweifelt aber, dass das in Praxis mit einem voll beladenem Laster möglich ist. Er ist noch immer überzeugt, der Unfall sei für ihn als Fahrer leider „unvermeidbar“gewesen.
Und er wünscht sich ein Nachdenken darüber, ob die Ampelschaltungen an Kreuzungen nicht geändert werden sollten – sodass Radfahrer und abbiegende Fahrzeuge nicht gleichzeitig Grün haben. Er meint auch, dass man Kopfhörer, wie sie die Radlerin getragen habe, während der Fahrt verbieten müsste. Peter F. sagt, den Angehörigen der jungen Frau gelte sein „tiefstes Mitgefühl“. Vielleicht, so denkt er, komme irgendwann der Zeitpunkt einer persönlichen Begegnung.