Augsburger Allgemeine (Land West)
Immer mehr Verkehr auf der Autobahn
Straße Eine neue Statistik zeigt: Auf der A 8 sind deutlich mehr Fahrzeuge unterwegs. Anwohner klagen über Lärm, Feuerwehrleute sind oft im Einsatz. Doch der Zusmarshauser Kommandant ärgert sich über etwas anderes
Landkreis Augsburg Der Verkehr auf der A 8 nimmt weiter zu. Das zeigen Zahlen, die die Bundesanstalt für Straßenwesen jetzt veröffentlicht hat (siehe Grafik oben). Das meistbefahrene Stück im Augsburger Land ist demnach der Abschnitt zwischen den Anschlussstellen Neusäß und Augsburg-West. Dort waren 2015 jeden Tag durchschnittlich 73300 Fahrzeuge unterwegs – und damit fast ein Fünftel mehr als bei der letzten Messung fünf Jahre zuvor. Damals waren die Zahlen sogar etwas zurückgegangen. Doch dazwischen ist viel passiert: Die Straße wurde sechsspurig ausgebaut, der Anteil des Schwerlastverkehrs nahm zu. Die aktuellsten Zahlen stammen aus dem Jahr, in dem die A8 fertig wurde. Wie bewerten Feuerwehr, Polizei, Betreiber und Anwohner die Situation? Wir haben nachgefragt. ● Der Feuerwehrkommandant Durchschnittlich mindestens einmal pro Woche rückt die Zusmarshauser auf die Autobahn aus. Im vergangenen Jahr hatte sie dort etwa 60 Einsätze, berichtet Kommandant Stefan Weldishofer – damit führte mehr als jeder zweite Alarm auf die A8. Die Ehrenamtlichen löschen brennende Fahrzeuge, befreien Menschen aus verunglückten Autos, sichern Unfallstellen ab. Im vergangenen Jahr habe es besonders viele Auffahrunfälle gegeben, sagt Weldishofer. Das könnte am höheren Tempo und der Unachtsamkeit auf der ausgebauten, dreispurigen Fahrbahn liegen. Er betont aber: „Nicht der viele Verkehr ist das Problem, sondern das Verhalten der Leute.“Der Respekt vor den Rettungskräften nehme immer weiter ab, bei Sperrungen würden die Helfer beschimpft. Dazu kommen die Gaffer, die mit ihren Handy Retter und Opfer fotografieren und filmen. „Unsere wichtigste Aufgabe ist mittlerweile, die Beteiligten eines Unfalls zu schützen“, sagt der Kommandant. Deshalb habe die Zusmarshauser Feuerwehr nun in jedem Auto einen Sichtschutz dabei, den sie zum Schutz der Opfer und der Retter an der Straße aufbaut. „Wenn viel Verkehr ist, können wir am ruhigsten arbeiten.“Das klingt zunächst paradox, doch Weldishofers Erklärung ist nachvollziehbar: Wenn bei viel Verkehr etwas passiert, staut es sich sofort. „Dann ist es für uns zwar erst schwer, durch die Rettungsgasse an die Unfallstelle zu kommen, aber vor Ort können wir sicherer und ruhiger arbeiten.“Der Grund: Die Autos stünden im Stau und kämen nur langsam voran. Bei wenig Verkehr dagegen rasten viele rücksichtlos vorbei. ● Der Polizist In den vergangenen Jahren sind die Unfallzahlen auf der A8 im Bereich des Polizeipräsidiums Schwaben Nord – also zwischen Zusmarshausen und Adelzhausen – stetig gestiegen. 2015 passierten auf dieser Strecke 876 Unfälle, das sind 2,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl ist aber noch deutlich geringer als vor Beginn des Autobahnausbaus: 2010 ereigneten sich 1006 Unfälle. Wie sich die Unfallzahlen im vergangenen Jahr entwickelt haFeuerwehr ben, dazu will Josef Sitterer, Chef der Autobahnpolizei Gersthofen, noch nichts sagen. Die neue Statistik wird erst Ende des Monats veröffentlicht. Was er aber sagt: „Der zunehmende Verkehr bedeutet für uns nicht mehr Arbeit.“Mit dem Ausbau sei die Autobahn an den Verkehr angepasst und leistungsfähiger geworden. ● Der Betreiber Den 41 Kilometer langen Neubau der sechsspurigen Autobahn von 2011 bis 2015 hatte die Pansuevia übernommen. Sie betreibt nun auch den Abschnitt zwischen Augsburg und Ulm, ist also unter anderem für Winterdienst, Reparaturen und Grünpflege zuständig. Geschäftsführer Robert Schmidt sagt: „Das System hat sich in allen Bereichen bewährt.“Es gebe wenig Störungen, die bauliche Substanz sei auch für mehr Verkehr ausgelegt. Die steigenden Zahlen überraschen Schmidt nicht: „Die Region Augsburg ist im Aufwind.“Immer mehr Familien – und damit mehr Pendler – zögen hierher, dazu komme immer mehr Industrie – und damit mehr Lastwagenverkehr. ● Der Anwohner Der zunehmende Verkehr und die damit verbundene Lärmbelastung macht vielen Anwohnern zu schaffen. Und wenn es sich auf der A8 staut, dann nutzen viele Autofahrer Schleichwege durch die anliegenden Orte. Das berichtet Stefan Vogg, der in Streitheim wohnt und Dritter Bürgermeister von Zusmarshausen ist. Er sagt: „Seit der Fertigstellung der A 8 nehmen die Beschwerden zu.“Sein Eindruck: Die Waschbetondecke ist lauter als der Asphalt davor. Vogg hat schon an verschiedene Stellen geschrieben, sogar an Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt. Doch bisher habe er nur „lapidare Antworten“bekommen. Er kritisiert, dass der Verkehrslärm bisher nur berechnet, nicht aber gemessen wurde. An die Gutachten komme man nicht heran. „Aber ohne einen Beleg mit Fakten wird es nie Akzeptanz geben“, sagt Vogg. Er hofft, dass die Kommunen entlang der A8 eine „Allianz“bilden und sich gemeinsam des Themas Lärmschutz »Kommentar annehmen.