Augsburger Allgemeine (Land West)
In acht Jahren Bauzeit zum Traumschloss
Ortstermin Ursula und Elmar Renner haben sich mit der Sanierung und dem Umbau von Schloss Hainhofen ihren Traum verwirklicht. Wer einen Blick in die Privaträume werfen darf, merkt schnell: Die Besitzer haben eine große Liebe für Historisches
5.30 Uhr, Frühstück in Aystetten, (Bau-)Besprechung beim Ehepaar Ursula und Elmar Renner. Diesen fixen Termin hatte das Ehepaar für insgesamt acht Jahre tagtäglich im Kalender stehen. So lange hat es gedauert, bis sie das Schloss Hainhofen zu dem Schmuckstück gemacht haben, das es heute ist. Doch der Umbau war nicht leicht und erforderte Disziplin, Motivation und Leidenschaft. „Schloss Hainhofen ist der Traum, den wir uns verwirklicht haben“, erklärt Schlossherr Dr. Elmar Renner rückblickend und gibt lachend zu: Man müsse schon ein Stück weit „besessen“sein, um so ein Projekt zu verwirklichen.
Das Ehepaar ist sich einig: Sie sind ein wenig „verrückt“und haben eine ungewöhnliche Leidenschaft, die sie eint. Sie lieben alte Häuser, und wenn sie sie erst einmal mit viel Engagement, Akribie und Liebe zum Detail zu einem Schmuckstück verwandelt haben, dann können sie sich meist nicht mehr davon trennen.
„Wir haben uns viele Schlösser angesehen“, erinnert sich Elmar Renner an die Zeit der Haus-Suche. Das Schloss Oberndorf (Landkreis Donau-Ries), das Schloss Blumenthal (Landkreis Aichach-Friedberg) und das Schloss Eberstall (Landkreis Günzburg) besuchten sie unter anderem auf ihrer Besichtigungstour, aber der Funke sprang erst in Hain- hofen über. Das Schloss punktete durch die Nähe zu Augsburg und hatte das meiste Potenzial, doch der Zustand war „ernüchternd“, wie Elmar Renner erklärt. Die Eheleute wussten, dass hier viel Arbeit auf sie zukommt. Vier bis fünf Jahre Bauzeit hatten sie einkalkuliert, doch es wurden letztlich acht.
Das Fazit fällt drastisch aus: „Fünf Jahre lang schien es, als ob der Zustand des Schlosses immer schlechter würde statt schöner“, berichtet der Orthopäde. Erst die letzten drei Jahre der Umbauzeit ging es dann bergauf, und heute verkünden beide lachend und stolz: „Wir kennen jede Schraube und jeden Nagel im Haus.“Im Zuge der Dachstuhlsanierung, die allein sechs Monate dauerte, wurde beschlossen: Die schwarzen Dachziegel gefallen nicht, sie müssen ausgetauscht werden. Dann kam der Schock: Der Barockgiebel war kurz vor dem Kippen. Als der Kran anrückte, um den Dachgiebel abzutragen, beobachtete Ursula Renner die Situation aus dem Garten. Der Dachgiebel (mit einem Gewicht von vier Tonnen) wurde abgeschnitten und nach unten gebracht. „Mir hatte man gesagt, dieser könnte komplett durchbrechen“, erinnert sich die Lehrerin. Anschließend wurde rechts und links aufgemauert, bevor der Giebel wieder aufgesetzt werden konnte.
Die ganze Aktion zog sich über Monate hin. Die Renners meisterten auch die Lage, als nach dem Abdecken des Daches ein heftiger Regen einsetzte, der trotz Planen und 30 Wannen das Wasser durch die Stuckdecke in den Saal darunter aus dem 18. Jahrhundert drückte. Dieser Saal wird heute für Familienfeiern genutzt.
Zur Befunduntersuchung mussten von Restauratoren kleine Teile an der Hauswand außen „abgekratzt“werden. So etwas kann schon einmal drei Tage dauern, um eine Fläche von 50 Quadratzentimetern Farbschicht für Farbschicht abzutragen. Allerdings brachte diese Arbeit auch „phänomenale Ergebnisse“, berichtet Elmar Renner. Auch die Hoffnung, dass das Schloss im 18. Jahrhundert die rosa Farbe hatte, in der heute die Fensterumrandungen gehalten sind und die sich die Schlossherrin gewünscht hatte, wurde erfüllt. Der älteste Teil des Hainhofer Schlosses, Grundmauern des einstigen Wasserschlosses, gehen auf das 13. Jahrhundert zurück. Ein steinerner Türrahmen aus dem 16. Jahrhundert konnte dort freigelegt werden. Hunderte von Eichenpfählen, auf denen das Schloss steht, erinnern an das einstige Wasserschloss.
Grundanliegen der Bauherren war es, das Schloss des 18. Jahrhunderts wieder erlebbar zu machen. Zum Beispiel wurden alle 60 Original-Türen im Schloss von Kirchenmalern aufgearbeitet und neu gefasst, anstatt sie zu entfernen und neue einbauen zu lassen. Fünf historische Kachelöfen wurden bei Auktionen erstanden und im Schloss verteilt. Nach und nach versucht das Ehepaar Renner nun auch das zurückzubekommen, was beim „Ausverkauf“in den letzten 80 Jahren verscherbelt wurde. Einst wurde die Lehrerin auf einer Auktion von einem Fremden angesprochen, der ihr ehemalige barocke Wandertäfelungen aus Schloss Hainhofen anbot. Diese Boiserien aus dem 18. Jahrhundert zieren nun die Orangerie. Und auch im Saal warten alte Möbel darauf, aufgearbeitet zu werden. „Diese haben mir gefallen, bevor ich wusste, dass sie aus dem Schloss stammen“, erinnert sich Ursula Renner an ihren Auktionsbesuch. Besonders Barockmöbel haben es dem Paar angetan. Hohe Schränke seien aus dieser Zeit vergleichsweise leicht zu bekommen, Betten, Tische und die dazugehörigen Stühle aus dem Barock sind indes rar. Auch nach historischen Stichen mit der Schlossansicht fahndet das Paar derzeit noch.
Und so wirken letztlich das Hochschloss wie auch der dazugehörige Teil des Langschlosses mit Tordurchfahrt wie ein wieder erstrahlendes Denkmal der Vergangenheit. Nahezu jeder Raum im Schloss gleicht einem individuellen Kunstwerk. Das neugotische Zimmer besticht durch ein ganz eigenes Erscheinungsbild – mit dunklen Holzvertäfelungen, hinter denen noch Malereien aus der Renaissance im Verborgenen schlummern. Vermutlich verbergen sich diese auch noch hinter der einen oder anderen Schlosswand. Diese jetzt freizulegen kommt für das Ehepaar Renner gerade nicht infrage. „Im Moment wollen wir keine Baustelle“, verraten sie lachend. Doch Ursula Renner gesteht: „Wir würden uns immer wieder für ein historisches Objekt wie dieses einsetzen“, verrät sie.
Die schönste Bestätigung erfolgte, als das Hochschloss den Denkmalpreis des Bezirks Schwaben 2013 für die denkmalpflegerische Sanierung erhielt. 2014 folgte eine Anerkennung mit einer Urkunde der Hypo-Kulturstiftung München. Zweifellos bildet das Hochschloss Hainhofen im Nahbereich Augsburg eine bedeutsame Landmarke.