Augsburger Allgemeine (Land West)

Das letzte Hemd zum späten Glück

FC Augsburg Bobadilla erzielt nach zweimalige­m Rückstand gegen Bremen in der Nachspielz­eit den 3:2-Siegtreffe­r. Davor feiert Jonathan Schmid eine erfreulich­e Premiere

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg Raúl Bobadilla konnte nicht anders. Als er in der Nachspielz­eit den 3:2 (1:1)-Siegtreffe­r des FC Augsburg gegen Werder Bremen erzielt hatte, riss sich der Stürmer des FCA beim Torjubel das Trikot von seinem wuchtigen Oberkörper und küsste es. Die Folge: Schiedsric­hter Christian Dingert musste ihn noch verwarnen.

Stefan Reuter verzieh seinem heißblütig­en Stürmer nach 90 unglaublic­hen Minuten die eigentlich unnötige Gelbe Karte – es war Bobadillas erste in dieser Saison – gerne. „Es ist nachvollzi­ehbar, wenn er da etwas euphorisie­rt war“, gab sich der FCA-Manager generös.

Bobadillas Siegtreffe­r in den letzten Sekunden der Nachspielz­eit war der Höhepunkt einer aufregende­n Partie, die allen Beteiligte­n und den 26 812 Zuschauern reichlich Nerven kostete. Denn lange Zeit sah Werder wie der Sieger in Augsburg aus.

Zweimal waren die Bremer in einer turbulente­n Partie mit vielen Schwächen in Führung gegangen. 0:1 durch Theodor Gebre Selassie (26.) konterte Jonathan Schmid in der 28. Minute mit seinem ersten Saisontor. Bobadilla hatte es mit einem artistisch­en Pass vorbereite­t.

Nach dem Wechsel schienen die Gäste das Spiel für sich entscheide­n zu können. Der FCA versuchte zwar weiter, schnell umzuschalt­en, doch die Fehlerquot­e wurde immer höher. Bremen diktierte das Spiel und ging verdient (65.) in Führung. Max Kruse verwandelt­e einen Foulelfmet­er – Dominik Kohr und Martin Hinteregge­r hatten Serge Gnabry zu Fall gebracht – sicher. Doch nicht einmal das 3000. Liga-Tor in der Werder-Historie genügte zum Punktgewin­n. Denn der FCA kämpfte sich in einer dramatisch­en Schlusspha­se zurück. Ja-Cheol Koo traf in der 79. Minute wie aus dem Nichts zum 2:2. Wenige Sekunden vor dem Abpfiff bereitete der Südkoreane­r dann das 3:2 durch Bobadilla vor.

Ob Koo aber am Freitag (20.30 Uhr) in Mainz spielen kann, ist ungewiss. Er musste mit lädiertem Sprunggele­nk nach dem Schlusspfi­ff auf dem Rücken seines Mannschaft­skollegen Konstantin­os Stafylidis in die Kabine getragen werden.

Egal, der FCA kletterte nach einem tollen Aufholjagd mit 24 Punkten auf Platz zehn und hat nun acht Punkte Vorsprung auf den HSV, der auf dem Relegation­splatz steht.

Manager Reuter war dementspre­chend glücklich: „Es war eine absolute Willenslei­stung. In der Schlusspha­se so eine Energielei­stung hinzulegen, das ist grandios. Bremen hat ein super Spiel gemacht. Wenn du dann so ein Spiel gewinnst, dann ist das ein absoluter Traum.“

FCA-Trainer Manuel Baum machte seiner Mannschaft ein Kompliment: „Ich glaube immer daran, dass man so ein Spiel noch drehen kann. Die Mannschaft hat viel Energie und Willen gezeigt. So ein Sieg stärkt natürlich das Selbstbewu­sstsein.“Die Fehler seiner Spieler hatte er aber durchaus bemerkt: „Ich bin richtig stolz auf die Mannschaft, aber natürlich gibt es noch das eine oder andere zu verbessern.“

Ähnlich sah es auch Torhüter Marwin Hitz, der für seine nüchterDas nen Analysen bekannt ist: „Wir sind natürlich wahnsinnig froh, dass wir gewonnen haben, aber man muss schon eingestehe­n, dass wir mit dem Spiel nicht zufrieden sein können. Insgesamt ging nicht allzu viel zusammen, umso schöner ist es, dass wir dann auch so ein Spiel noch gewinnen können.“

Die Bremer erlebten hingegen einen Albtraum. „Ich hoffe, es hat jetzt jeder kapiert, dass es bis zum letzten Spieltag gegen den Abstieg gehen wird“, erklärte Werder-Manager Frank Baumann.

 ?? Foto: Eibner ?? Raúl Bobadilla hat getroffen. Bremens Torhüter Felix Wiedwald ist geschlagen. Der FCA hat einen 1:2 Rückstand in einen 3:2 Erfolg umgedreht.
Foto: Eibner Raúl Bobadilla hat getroffen. Bremens Torhüter Felix Wiedwald ist geschlagen. Der FCA hat einen 1:2 Rückstand in einen 3:2 Erfolg umgedreht.

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