Augsburger Allgemeine (Land West)
Jeder dritte Jugendliche kennt Mobbing im Netz
Internet Manche Opfer verlieren jedes Vertrauen in die Umwelt. Wie sie sich gegen die Hetze wehren können
Beleidigungen, Belästigungen, Bedrohungen – Hass kann im Netz viele Formen annehmen. Die Mehrheit der Deutschen weiß einer aktuellen Umfrage zufolge um die Gefahren der virtuellen Hetze Bescheid. Gleichzeitig glaubt sie aber, dass das Problem nicht ernst genug genommen wird. Deshalb steht der heutige Safer Internet Day ganz im Zeichen des Cybermobbings.
Wie viele Menschen sind von Cybermobbing betroffen?
Von Cybermobbing spricht man, wenn jemand gezielt von anderen herabgewürdigt wird. Allerdings nicht von Angesicht zu Angesicht, sondern über das Internet, in sozialen Medien wie Facebook, oder über das Handy. Jeder dritte Zwölf- bis 19-Jährige hat schon einmal erlebt, dass jemand aus seinem Bekanntenkreis auf diese Art „fertiggemacht wurde“, zeigen Ergebnisse der Ju- gend, Information, (Multi-)MediaStudie 2016. Je älter die Jugendlichen sind, desto eher haben sie etwas von solchen Fällen mitbekommen. Acht Prozent der Befragten gaben zudem an, selbst Opfer von Mobbing gewesen zu sein. Das entspricht etwa 500000 Jugendlichen. Tendenziell sind mehr Mädchen (neun Prozent) als Jungen (sieben Prozent) das Ziel solcher Attacken.
Warum wird überhaupt gemobbt?
Langeweile und Spaß seien Hauptmotive jugendlicher Täter, erklärt Uwe Leest, Vorsitzender des Vereins Bündnis gegen Cybermobbing. Das gehe aus einer Umfrage aus dem Jahr 2013 hervor. Auch Gruppenzwang spiele eine Rolle. Manchmal haben Täter und Opfer Ärger miteinander, manchmal handelt der Täter auch in der Überzeugung, „dass diese Person es verdient hat“.
Was sind die Folgen für Betroffene?
Mobbingopfer können unter ge- Stimmung, Konzentrationsschwächen und zunehmend schlechten Leistungen in der Schule leiden, zählt Uwe Leest auf. Rund 30 Prozent der betroffenen Jugendlichen berichten außerdem von Kopfund Magenschmerzen. Auch Angstzustände könnten auftreten. Werden sie anonym im Netz beleidigt, baue sich möglicherweise solches Misstrauen gegenüber der Umwelt auf, dass selbst der beste Freund verdächtigt wird, beschreibt Leest.
Wie kann man sich wehren?
Cybermobbing ist kein Straftatbedrückter stand. Wer aber peinliche Bilder von anderen schießt und diese verbreitet, muss mit juristischen Konsequenzen rechnen, erklärt Juliane Baer-Henney vom Bundesjustizministerium. Außerdem können im Zusammenhang mit Cybermobbing Beleidigung, Nötigung und Bedrohung angezeigt und geahndet werden. Zur Soforthilfe rät die EU-Initiative „Klicksafe“, sich ihre App herunterzuladen. Dort bekommen Jugendliche Tipps, wie sie sich verhalten können, sagt Birgit Kimmel, pädagogische Leiterin der Initiative.
Wer kann sonst noch helfen?
Das Deutsche Kinderhilfswerk sieht vor allem die Schulen in der Verantwortung. „Die Schule ist neben der Familie und dem sozialen Umfeld einer der wichtigsten Orte der Mediensozialisation“, sagt der Verein. Deshalb müssten Bund und Länder dafür sorgen, dass es überall Programme gebe, die die Medienkompetenz der Kinder stärke.