Augsburger Allgemeine (Land West)

Vom Buhmann zum gefeierten Torwart

Eishockey Jonathan Boutin galt als Risiko-Verpflicht­ung. Doch der Neuzugang aus der zweiten Liga ist in der DEL längst angekommen. Nach dem sicheren Play-off-Einzug setzt sich die Mannschaft neue Ziele. Zwei Verteidige­r bleiben

- VON MILAN SAKO

Den hundertjäh­rigen AEV-Fan kann eigentlich nichts mehr umhauen. Er hat alles erlebt, alles gesehen im Curt-Frenzel-Stadion: Höhenflüge, Abstürze, Aufstiege und Konkurse. Egal was passiert, er pilgert weiterhin freitags oder sonntags in den Eishockey-Tempel am Schleifgra­ben. Doch in diesen Tagen zeigen sich selbst die hart gesottenen Anhänger begeistert von den eigenen Profis. Nach dem Match gegen die Nürnberg Ice Tigers sagte Anton Kelnhofer voller Bewunderun­g: „Das hätte ich ja nie gedacht: Ein glattes 4:0 zu Hause gegen Nürnberg. So langsam machen sie mir Angst.“Anton Kelnhofer kann das einschätze­n. Seit über 40 Jahren geht der Augsburger zum AEV und er zählte nach dem Konkurs im Jahr 1987 zur Rettungsma­nnschaft um Lothar Sigl, der den Klub heute noch als Hauptgesel­lschafter führt.

Mit fünf Siegen in Folge legen die Panther schon wieder eine Serie in der Deutschen Eishockey-Liga hin. Und offenbar hat ein Großteil der Fans inzwischen seinen Frieden mit Torwart Jonathan Boutin gemacht. Kaum eine Personalen­tscheidung der vergangene­n Jahre war vom eigenen Anhang so kritisch kommentier­t worden, wie die Verpflicht­ung des Deutsch-Kanadiers vom Zweitligis­ten Freiburg. Wegen Hasskommen­taren schaltete der 31-Jährige kurz nach seinem Wechsel zu den Panthern seine Facebook-Seite ab und hat sie bis heute nicht wieder aktiviert.

Nach einem nervösen Start und einem 2:1-Auswärtssi­eg am ersten Spieltag in Nürnberg steigerte sich der Schlussman­n im Saisonverl­auf. Nach dem 4:0 gegen Nürnberg musste Trainer Mike Stewart nicht lange überlegen, wen er hervorhebt: „Ich kann leicht sagen, dass Boutin der Spieler des Abends war.“

Auch die Anhänger feiern „Boots“mit Sprechchör­en, wie der Profi wegen seiner Schuhgröße 49 gerufen wird. Boutin verbuchte nach dem 2:0 in Berlin seinen zweiten Zu-Null-Sieg in der Liga und den ersten sogenannte­n Shut-out im Curt-Frenzel-Stadion. „Das ZuNull ist nicht wichtig, sondern dass wir eine Spitzenman­nschaft wie Nürnberg geschlagen haben“, sagte Boutin nach dem Duschen. In der Liga hat sich der Schlussman­n mit einer Fangquote von 91,3 Prozent auf Rang elf nach vorne geschoben.

Seit Sonntagnac­hmittag steht auch fest, dass die Play-offs 2016/17 mit Augsburg stattfinde­n. Die Panther werden unter den ersten zehn Mannschaft­en landen. Doch mit der ersten Play-off-Runde (Siebter gegen Zehnter und Achter gegen Neunter) wollen sich Team und Trainer nicht zufriedeng­eben. „Wir stehen verdient auf dem fünften Platz und es gibt noch viele Punkte zu vergeben. Wir sind noch nicht fertig“, sagt Mike Stewart.

Sein Torwart Jonathan Boutin zeigt sich ebenfalls angriffslu­stig: „Ich schaue nicht nach hinten, sondern nach vorne. Wir jagen die Mannschaft, die vor uns liegt – und das ist Köln.“Der Rückstand auf die Haie beträgt neun Zähler.

Gestern genossen die AEV-Profis ihren trainingsf­reien Tag. Ab heute beginnt die Vorbereitu­ng auf das Auswärtsma­tch am Freitag in Ingolstadt und das Heimspiel am Sonntag um 16.30 Uhr gegen Iserlohn.

Der Kader für die kommende Saison füllt sich weiter. Gestern gab der Klub die Vertragsve­rlängerung mit den beiden Verteidige­rn Derek Dinger und Simon Sezemsky bekannt. Dinger gilt als zuverlässi­ger Defensiv-Arbeiter und führt mit +9 die teamintern­e Plus-Minus-Statistik an. Sezemsky kommt in dieser Saison auf drei DEL-Einsätze und spielte bislang meist bei den Augsburger Kooperatio­nspartnern Ravensburg (DNL 2) und Sonthofen (Oberliga).

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Foto: Siegfried Kerpf Ehrenrunde auf den Händen von Papa: Torhüter Jonathan Boutin mit seiner Tochter Amelie nach einem Panthersie­g im Curt Frenzel Stadion.

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