Augsburger Allgemeine (Land West)
Wann die Uni bei Mobbing reagiert
Gesellschaft Es gibt wenige bekannte Fälle von Beleidigungen. Opfer können sich an eine Anlaufstelle wenden
Soziale Netzwerke sind nützlich und vor allem praktisch. Allerdings wird auch ein gesellschaftliches Problem dorthin verlagert: Mobbing. Das sogenannte Cyber-Mobbing trifft Studien zufolge sehr häufig junge Leute. Gibt es auch an der Uni Augsburg Probleme?
In der Unipressestelle geht man davon aus, dass Mobbing aktuell „kein auffälliges und dringliches Problem“sei. An der Uni Augsburg lag die Zahl der Mobbing-Beschwerden, die in den letzten Jahren vorgebracht wurden, deutlich unter zehn pro Jahr. Das teilt Klaus Prem von der Pressestelle nach Rücksprache mit den beteiligten Anlaufstellen für Mobbing-Opfer mit.
In einigen wenigen Fällen, die vorgebracht oder bekannt wurden, musste wegen tatsächlichen Mobbings eingegriffen werden, so Prem. „In konkreter Erinnerung waren den von mir befragten Kolleginnen und Kollegen drei gravierende Vorfälle in den letzten vier oder fünf Jahren.“Die Dunkelziffer beim Mobbing gilt generell als hoch. Deshalb sei es auch für Fachleute schwer einzuschätzen, wie stark die Universität davon betroffen ist, so Prem. Tendenziell sei davon auszugehen, dass Mobbing an der Uni Augsburg kein besonders ausgeprägtes Phänomen oder Problem sei. Hinzu komme, dass es sich keineswegs bei allen Konfliktfällen zwischen Mitarbeitern, Studenten oder zwischen Studenten und Dozenten um Mobbing im eigentlichen Sinn handele – also um systematischen Psychoterror mit der Absicht, jemanden zu erniedrigen, fertigzumachen und auszugrenzen.
Nach Einschätzung der zuständigen Stellen an der Uni findet im Bereich der Beschäftigten Mobbing über Internet so gut wie gar nicht statt. Jedenfalls sei noch kein einziger Fall bekannt geworden. Die wenigen bekannten Fälle hätten sich auf persönlich-zwischenmenschlicher Ebene abgespielt. „Im Bereich der Studierenden sind irgendwelche belastbaren Auskünfte noch schwieriger“, so Prem. An die Beschwerdestelle sei nach deren Auskunft in den letzten drei Jahren nur ein schwerwiegender Fall von Mobbing herangetragen worden. Probleme gibt es aber offenbar hin und wieder in Augsburg in anonymen Chatforen. Eine Möglichkeit, sich anonym auszulassen, ist die SmartphoneApp Jodel, die von vielen Studenten gerne als Kommunikationsmittel genutzt wird.
Da die App über den Standort des Benutzers funktioniert, hat jede Stadt oder Universität auf Jodel ihre eigenen lokalen Themen. Die können von Beziehungsproblemen, Bildern von zubereiteten Essen bis hin zur Angst vor Prüfungen reichen. Was Studenten dort schreiben, kommentieren und bewerten, ist vielfältig. Manchmal ist auch TrashTalk darunter. Und natürlich wird dort auch Kritik an Kursen geäußert oder über Dozenten geschimpft.
Da die Posts anonym verfasst werden, wird die Grenze des guten Geschmacks manchmal überschritten. Omid Atai vom Allgemeinen Studierendenausschuss Asta ist zwar kein aktueller Fall von Beleidigung bekannt. Aber er betont, dass strafrechtliche Inhalte verfolgt werden könnten. Zudem würde bei Jodel auch insofern Kontrolle herrschen, indem die Nutzer Beiträge nach unten bewerten können und diese somit schnell verschwinden. Atai kann sich nur noch an einen Fall aus dem Jahr 2015 erinnern, zu dem es noch einen Eintrag auf der Internetseite der Studierendenvertretung der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät gibt: „Aufgrund der zunehmenden Popularität von anonymen Chatforen und jüngster Ereignisse, würden wir darum bitten, dass sämtliche personenbezogene Kritiken, v. a. das Lehrpersonal der Universität Augsburg betreffend weder in respektloser, noch in beleidigender Form geäußert werden.“(ina/ O
Anlaufstellen an der Uni: die Kon fliktberatung, die Beschwerdestelle, der Personalrat, das Gleichstellungsbüro sowie die Konflikt und Work/Live Bal lance Beratung in der Zentralen Studien »Meinung beratung.