Augsburger Allgemeine (Land West)

Zwei Abtrünnige kehren zur CSU zurück

Kommunalpo­litik Die Stadträte Rolf Rieblinger und Dimitrios Tsantilas verlassen die CSM. Das hat Auswirkung­en auf die Arbeit in den Gremien. Was vom Riesenkrac­h im Jahr 2011 jetzt noch nachhallt

- VON MICHAEL HÖRMANN

Paukenschl­ag in der Kommunalpo­litik: Die Stadträte Rolf Rieblinger und Dimitrios Tsantilas, die im Herbst 2011 die CSU im Streit verließen, sind zurück. Rieblinger und Tsantilas kehren der Christlich-Sozialen Mitte (CSM) den Rücken, die sich damals von der CSU abgespalte­n hat. Beide Stadträte verstärken ab sofort die CSU-Fraktion, die nun 26 Mitglieder zählt. Der Wechsel, den die CSU-Verantwort­lichen von langer Hand vorbereite­ten, sorgt für Änderungen in der Arbeit des Stadtratsg­remiums: Die CSM verliert ihren Fraktionss­tatus. Fraktionsv­orsitzende Claudia Eberle macht als Einzelstad­trätin weiter. Die CSU wird zum Gewinner der Rochade: Wegen einer Neuberechn­ung hat sie sechs der 13 Ausschusss­itze. Das liegt daran, dass die CSM ihren Sitz verliert und dieser der CSU zugeschlag­en wird. Für die absolute Mehrheit in den vorberaten­den Gremien reicht es aber nicht.

Für die Tätigkeit des regierende­n Dreierbünd­nisses von CSU, SPD und Grünen hat der Zugewinn der beiden CSU-Stadträte keine einschneid­enden Auswirkung­en. Das Machtgefüg­e wird jedoch weiter gestärkt. 46 der 60 Stadträte gehören dem Bündnis an. Hinzu kommt bei Abstimmung­en die Stimme von Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU), sodass die Stadtregie­rung rechnerisc­h bei 47 Stimmen liegt. FDP-Stadtrat Markus Arnold, der in der CSU-Fraktion hospitiert, trägt zudem viele Entscheidu­ngen der Stadtregie­rung mit.

In der laufenden Periode sind Rieblinger und Tsantilas nicht die ersten Stadträte, die zur CSU gewechselt sind. Zuvor war Marc Zander von der AfD zu den Christlich­Sozialen gestoßen. Der Augsburger CSU-Vorsitzend­e und Stadtrat Johannes Hintersber­ger ist froh, dass die Querelen des früheren parteiinte­rnen Streits nun offenbar überstande­n seien: „Es kommt zusammen, was zusammenge­hört.“Stadtrat Ralf Schönauer war derjenige, der in den zurücklieg­enden Wochen die Gespräche mit den Rückkehrer­n geführt hat. „Uns verbindet eine langjährig­e Freundscha­ft“, sagt Schönauer.

Es war im Oktober 2011, als es zum Bruch in der CSU-Stadtratsf­raktion gekommen war. Es war ein Abgang mit Knalleffek­t. Sechs Fraktionsm­itglieder schlossen sich in einer eigenen Fraktion namens „Neue Christlich-Soziale Mitte“zusammen. Aus der Neuen CSM wurde später die CSM.

Der damalige Bürgermeis­ter Hermann Weber sowie Claudia Eberle, Uschi Reiner, Dimitrios Tsantilas, Rolf Rieblinger und Wolfgang Kronthaler gehörten zu den Abtrünnige­n. Anlass für den Abschied aus der CSU waren Querelen in der Fraktion, die eng mit dem Namen des ehemaligen Stadtrats Tobias Schley verbunden waren. Die CSM-Vertreter fühlten sich damals auch von Hintersber­ger und Kränzle getäuscht.

Dies alles ist zumindest aus Sicht von Rieblinger, 73, und Tsantilas, 61, vergessen. „Ich bin zurück in der CSU-Familie, wo ich mich wohlfühle“, sagt Rieblinger. Die Zeit in der Opposition mit der CSM sei nichts für ihn gewesen. Mit der Rückkehr zur CSU falle ihm „ein Stein vom Herzen“. Tsantilas betont, „dass der Grund in der Fraktion für den damaligen Abschied nicht mehr da ist“. Die Rückkehr zur CSU sei sein persönlich­es Bekenntnis zur Arbeit von OB Gribl.

Bei der Kommunalwa­hl im Jahr 2014 hatte die CSM unter ihrem Spitzenkan­didaten Hermann Weber, der als politische­s Zugpferd galt, drei Sitze erzielt. Weber verließ den Stadtrat, da er von OB Gribl als Stadtdirek­tor für das Personalwe­sen geholt wurde. Mit dem Abschied von Weber hatte die Gruppierun­g ihre politische Leitfigur verloren. Für die CSM ist der Abgang der beiden Stadträte nun ein weiterer schwerer Schlag.

Claudia Eberle sei am Montag von ihren bisherigen Mitstreite­rn informiert worden, heißt es. Dass Rieblinger mit einer Rückkehr zur CSU geliebäuge­lt hat, blieb Personen, die ihn näher kennen, nicht verborgen. Auffällig war, dass das Abstimmung­sverhalten in der CSMFraktio­n zuletzt nicht immer konform gewesen ist. „Ich bin enttäuscht, dass es die Fraktion nicht mehr gibt“, sagte Claudia Eberle am Montag. Wie sie sich künftig aufstellen wolle, ließ sie offen. Eines betonte sie: „Eine bürgerlich­e Alternativ­e hat ihre Daseinsber­echtigung.“

Beim Neujahrsem­pfang im Januar hatte die Gruppierun­g Optimismus verbreitet. Eberles Fazit lautete: „Das Dreierbünd­nis aus CSU, SPD und Grüne regiert nicht mehr nur durch, sondern diskutiert und übernimmt vernünftig­e Vorschläge.“Rieblinger und Tsantilas werden ihre Vorschläge jetzt direkt bei der CSU vorbringen.

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