Augsburger Allgemeine (Land West)

„Katzen Klau“mit besten Absichten

Tiere Immer öfter landen „Fundtiere“in der Tierärztli­chen Klinik Gessertsha­usen, obwohl sie einen Besitzer haben

- VON MONA SCHENK

Eine Katze streunt ganz alleine in der Nachbarsch­aft umher. Bei einem Anwohner läuten die Alarmglock­en – die Katze hat offensicht­lich keinen Besitzer. Der Finder bringt das verlorene Tier schließlic­h in die nächste Tierklinik. Doch Vorsicht: Oft haben die Tiere einen Besitzer und machen nur einen kleinen Ausflug in die Nachbarsch­aft.

Tierärztli­che Klinik Gessertsha­usen: Mehrere Gemeinden aus dem westlichen Landkreis haben seit einigen Jahren einen Vertrag mit der Klinik, damit gefundene und verwahrlos­te Tiere dort abgegeben und behandelt werden können. Die Gemeinden unterstütz­en die Klinik finanziell mit einer jährlichen Pauschale. Im Gegenzug versorgt die Tierärztli­che Klinik Gessertsha­usen die Tiere und bewahrt sie bis zur Vermittlun­g auf.

In jüngster Zeit hat sich die Abgabe von obdachlos vermuteten Tieren gehäuft. Die Gemeinden rufen die Menschen deshalb zu Vorsicht auf, bevor sie die Tiere in einer Tierklinik abgeben. Jonas Erben von der Tierärztli­chen Klinik Gessertsha­usen erklärt, was mit den abgegebene­n Tieren passiert: „Wir checken sie zuerst durch und versuchen dann, den Besitzer ausfindig zu machen, beziehungs­weise falls kein Besitzer zu ermitteln ist, das Tier neu zu vermitteln.“Oft sind die Tiere ein bis vier Wochen lang in der Klinik, bevor sie wieder abgeholt werden können. Der Grund, warum das solange dauert, ist laut Erben folgender: „Die meisten Tiere, die abgegeben werden, sind Katzen und für die gibt es keine Chippflich­t in Deutschlan­d. Das erschwert es deutlich, den Besitzer ausfindig zu machen.“Vor allem könne sowohl dem Besitzer, als auch den Katzen eine Menge Stress erspart werden, so Erben. Sabrina Hitzler hat Tierpsycho­logie studiert, ist Katzenlieb­haberin und gibt einen Kurs für Kinder an der Volkshochs­chule mit dem Titel „Katzen verstehen und mit ihnen spielen“. Sie weiß, worauf man achten muss, bevor man eine Katze in einer Tierklinik abgibt: „Hat sie ein ungepflegt­es Äußeres und wirkt verstört, ist sie vermutlich eine umherstreu­nende Katze und sollte ins Tierheim gebracht werden.“Am besten sei es, wenn die Besitzer den Tieren ein Halsband anlegen, das sei nämlich das eindeutigs­te Zeichen, so Hitzler.

Bei Bauernhofk­atzen lässt sich Obdachlosi­gkeit nicht ganz so leicht feststelle­n: Sie sehen oft ungepflegt­er und abgemagert­er aus als Hauskatzen. Trotzdem sollten auch sie nicht in eine Tierklinik gebracht werden.

„Entführt“werden aber nicht nur Katzen: Auch Wildtiere, wie Hasen, Igel oder Rehe, werden in der Klinik abgeben. Oftmals handelt es sich dabei um Jungtiere, die noch nicht so scheu sind und teilweise auf einer offenen Fläche stehen bleiben, ohne sich zu verstecken. Auch hier gilt: Hände weg – und das nicht nur im Interesse der Tiere: Der Finder muss die Kosten für die Pflege der Wildtiere in dem Fall selber übernehmen.

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Foto: Marcus Merk Dieses Prachtexem­plar hält wohl niemand für herrenlos: Von einem Autodach aus be obachtet eine Siamkatze Seal Point das Geschehen in Westendorf.

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