Augsburger Allgemeine (Land West)
„Katzen Klau“mit besten Absichten
Tiere Immer öfter landen „Fundtiere“in der Tierärztlichen Klinik Gessertshausen, obwohl sie einen Besitzer haben
Eine Katze streunt ganz alleine in der Nachbarschaft umher. Bei einem Anwohner läuten die Alarmglocken – die Katze hat offensichtlich keinen Besitzer. Der Finder bringt das verlorene Tier schließlich in die nächste Tierklinik. Doch Vorsicht: Oft haben die Tiere einen Besitzer und machen nur einen kleinen Ausflug in die Nachbarschaft.
Tierärztliche Klinik Gessertshausen: Mehrere Gemeinden aus dem westlichen Landkreis haben seit einigen Jahren einen Vertrag mit der Klinik, damit gefundene und verwahrloste Tiere dort abgegeben und behandelt werden können. Die Gemeinden unterstützen die Klinik finanziell mit einer jährlichen Pauschale. Im Gegenzug versorgt die Tierärztliche Klinik Gessertshausen die Tiere und bewahrt sie bis zur Vermittlung auf.
In jüngster Zeit hat sich die Abgabe von obdachlos vermuteten Tieren gehäuft. Die Gemeinden rufen die Menschen deshalb zu Vorsicht auf, bevor sie die Tiere in einer Tierklinik abgeben. Jonas Erben von der Tierärztlichen Klinik Gessertshausen erklärt, was mit den abgegebenen Tieren passiert: „Wir checken sie zuerst durch und versuchen dann, den Besitzer ausfindig zu machen, beziehungsweise falls kein Besitzer zu ermitteln ist, das Tier neu zu vermitteln.“Oft sind die Tiere ein bis vier Wochen lang in der Klinik, bevor sie wieder abgeholt werden können. Der Grund, warum das solange dauert, ist laut Erben folgender: „Die meisten Tiere, die abgegeben werden, sind Katzen und für die gibt es keine Chippflicht in Deutschland. Das erschwert es deutlich, den Besitzer ausfindig zu machen.“Vor allem könne sowohl dem Besitzer, als auch den Katzen eine Menge Stress erspart werden, so Erben. Sabrina Hitzler hat Tierpsychologie studiert, ist Katzenliebhaberin und gibt einen Kurs für Kinder an der Volkshochschule mit dem Titel „Katzen verstehen und mit ihnen spielen“. Sie weiß, worauf man achten muss, bevor man eine Katze in einer Tierklinik abgibt: „Hat sie ein ungepflegtes Äußeres und wirkt verstört, ist sie vermutlich eine umherstreunende Katze und sollte ins Tierheim gebracht werden.“Am besten sei es, wenn die Besitzer den Tieren ein Halsband anlegen, das sei nämlich das eindeutigste Zeichen, so Hitzler.
Bei Bauernhofkatzen lässt sich Obdachlosigkeit nicht ganz so leicht feststellen: Sie sehen oft ungepflegter und abgemagerter aus als Hauskatzen. Trotzdem sollten auch sie nicht in eine Tierklinik gebracht werden.
„Entführt“werden aber nicht nur Katzen: Auch Wildtiere, wie Hasen, Igel oder Rehe, werden in der Klinik abgeben. Oftmals handelt es sich dabei um Jungtiere, die noch nicht so scheu sind und teilweise auf einer offenen Fläche stehen bleiben, ohne sich zu verstecken. Auch hier gilt: Hände weg – und das nicht nur im Interesse der Tiere: Der Finder muss die Kosten für die Pflege der Wildtiere in dem Fall selber übernehmen.