Augsburger Allgemeine (Land West)
Sie spielen die eigene Geschichte – fast
Geflüchtete treten im Diedorfer Eukitea-Theaterhaus auf. Was sie szenisch ausdrücken
Es war der Abschluss eines besonderen Workshops im Eukitea Theater: Ein Ensemble aus neun jungen Geflüchteten und zwei Neusässer Fachoberschülerinnen führte nach viermonatiger Vorbereitung das Stück „Sechse kommen durch die ganze Welt“auf.
Beginn ist an einem Kriegsschauplatz. Die Darsteller kämpfen gegeneinander und bedrohliche Musik im Hintergrund verstärkt die beklemmende Stimmung. Nach Ende des Krieges ziehen die Soldaten zum König, bitten ihn um Geld. Doch dieser weist sie zurück und droht ihnen sogar mit dem Tod.
Fortan begleiten die Zuschauer einen der Akteure, der scheinbar ziellos durchs Land irrt, immer auf der Suche nach Freunden. Auf seiner Reise trifft er eine Reihe ihm wohlgesinnter Personen, die allesamt mit übernatürlichen Kräften ausgestattet sind. Einer kann besonders schnell laufen, ein anderer wiederum ist unheimlich stark. Gemeinsam ziehen sie erneut zum König. Dieser fordert sie nun zum Wettrennen um die Hand seiner Tochter heraus. Als die Gruppe gewinnt, will der König sie loswerden. Er sperrt sie ein, versucht, sie anzuzünden. Am Ende misslingt ihm all dies und er muss sich der Kraft beugen, welche die Freundschaft der Gruppe mit sich bringt.
Parallelen zur aktuellen Flüchtlingssituation sollen hier gezogen werden: Dem Zuschauer fallen in diesem Zusammenhang sofort die kriegsgeplagten Seelen oder der Kö- der seine Versprechen nicht halten will, auf.
Bereits zum zweiten Mal bot das Eukitea Theater einen solchen Workshop für Geflüchtete an. „Diesmal ging die Initiative allerdings vom Landratsamt aus“, erzählt Olaf Dröge vom Eukitea. Er setzte sich dann mit Barbara Dilberowic in Verbindung, die im beruflichen Schulzentrum Neusäß unter anderem für die Flüchtlingsbeschulung zuständig ist und das Projekt mit begleitete. Einmal pro Woche probte man nachmittags an dem Stück. Finanzielle Unterstützung erhielt man dabei vom Landkreis Augsburg, der Stadt Augsburg, sowie den Rotariern.
Die Idee für das Stück hatte der Leiter des Eukitea Theaters Stephan Eckl. „Das Stück erlaubte uns bionig, grafische Themen der Geflüchteten mit einzubeziehen, ohne etwas Spielerisches zu verlieren“, meint Olaf Dröge. Er erlebte seine Teilnehmer, die aus solch unterschiedlichen Ländern, wie Syrien, Sierra Leone oder Afghanistan kommen, als sehr freundlich und höflich. „Es hat einfach wahnsinnig viel Spaß gemacht und ich bin sehr stolz“, resümiert Dröge.
Barbara Dilberowic betont das integrative Potenzial eines solchen Workshops. „Die Teilnehmer konnten sich kennenlernen und aus sich heraus gehen“, meint sie. Dabei sei es auch wichtig gewesen, dass die beiden Mädchen aus der Fachoberschule mit dabei waren. Ein weiterer Workshop in Kooperation mit der Mittelschule in Untermeitingen sei, laut Dilberowic, schon in Planung.
Begleiter auf dem ziellosen Weg