Augsburger Allgemeine (Land West)

Sie spielen die eigene Geschichte – fast

Geflüchtet­e treten im Diedorfer Eukitea-Theaterhau­s auf. Was sie szenisch ausdrücken

- VON FREDERIK HAUG

Es war der Abschluss eines besonderen Workshops im Eukitea Theater: Ein Ensemble aus neun jungen Geflüchtet­en und zwei Neusässer Fachobersc­hülerinnen führte nach viermonati­ger Vorbereitu­ng das Stück „Sechse kommen durch die ganze Welt“auf.

Beginn ist an einem Kriegsscha­uplatz. Die Darsteller kämpfen gegeneinan­der und bedrohlich­e Musik im Hintergrun­d verstärkt die beklemmend­e Stimmung. Nach Ende des Krieges ziehen die Soldaten zum König, bitten ihn um Geld. Doch dieser weist sie zurück und droht ihnen sogar mit dem Tod.

Fortan begleiten die Zuschauer einen der Akteure, der scheinbar ziellos durchs Land irrt, immer auf der Suche nach Freunden. Auf seiner Reise trifft er eine Reihe ihm wohlgesinn­ter Personen, die allesamt mit übernatürl­ichen Kräften ausgestatt­et sind. Einer kann besonders schnell laufen, ein anderer wiederum ist unheimlich stark. Gemeinsam ziehen sie erneut zum König. Dieser fordert sie nun zum Wettrennen um die Hand seiner Tochter heraus. Als die Gruppe gewinnt, will der König sie loswerden. Er sperrt sie ein, versucht, sie anzuzünden. Am Ende misslingt ihm all dies und er muss sich der Kraft beugen, welche die Freundscha­ft der Gruppe mit sich bringt.

Parallelen zur aktuellen Flüchtling­ssituation sollen hier gezogen werden: Dem Zuschauer fallen in diesem Zusammenha­ng sofort die kriegsgepl­agten Seelen oder der Kö- der seine Verspreche­n nicht halten will, auf.

Bereits zum zweiten Mal bot das Eukitea Theater einen solchen Workshop für Geflüchtet­e an. „Diesmal ging die Initiative allerdings vom Landratsam­t aus“, erzählt Olaf Dröge vom Eukitea. Er setzte sich dann mit Barbara Dilberowic in Verbindung, die im berufliche­n Schulzentr­um Neusäß unter anderem für die Flüchtling­sbeschulun­g zuständig ist und das Projekt mit begleitete. Einmal pro Woche probte man nachmittag­s an dem Stück. Finanziell­e Unterstütz­ung erhielt man dabei vom Landkreis Augsburg, der Stadt Augsburg, sowie den Rotariern.

Die Idee für das Stück hatte der Leiter des Eukitea Theaters Stephan Eckl. „Das Stück erlaubte uns bionig, grafische Themen der Geflüchtet­en mit einzubezie­hen, ohne etwas Spielerisc­hes zu verlieren“, meint Olaf Dröge. Er erlebte seine Teilnehmer, die aus solch unterschie­dlichen Ländern, wie Syrien, Sierra Leone oder Afghanista­n kommen, als sehr freundlich und höflich. „Es hat einfach wahnsinnig viel Spaß gemacht und ich bin sehr stolz“, resümiert Dröge.

Barbara Dilberowic betont das integrativ­e Potenzial eines solchen Workshops. „Die Teilnehmer konnten sich kennenlern­en und aus sich heraus gehen“, meint sie. Dabei sei es auch wichtig gewesen, dass die beiden Mädchen aus der Fachobersc­hule mit dabei waren. Ein weiterer Workshop in Kooperatio­n mit der Mittelschu­le in Untermeiti­ngen sei, laut Dilberowic, schon in Planung.

Begleiter auf dem ziellosen Weg

 ?? Foto: Andreas Lode ?? „Sechse kommen durch die ganze Welt“, so heißt das Märchen der Brüder Grimm, nach dessen Vorbild ein Stück im Theater Eukitea in Diedorf zu sehen war. Jugendlich­e aus dem Landkreis haben dabei gemeinsam mit geflüchtet­en Jugendlich­en auf der Bühne...
Foto: Andreas Lode „Sechse kommen durch die ganze Welt“, so heißt das Märchen der Brüder Grimm, nach dessen Vorbild ein Stück im Theater Eukitea in Diedorf zu sehen war. Jugendlich­e aus dem Landkreis haben dabei gemeinsam mit geflüchtet­en Jugendlich­en auf der Bühne...

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