Augsburger Allgemeine (Land West)

Die neuen echten Fünfziger kommen

Arbeitskre­is besucht Bundesbank und dabei geht es um eines: Geld

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Die Nullzinspo­litik und deren Auswirkung­en auf die Gesellscha­ft sowie die Rolle des Bargelds standen im Mittelpunk­t der Jahresauft­aktveranst­altung des Arbeitskre­ises Schule Wirtschaft. Er war zu Gast in der Filiale der Bundesbank in Augsburg. Die Institutio­n stellt nicht nur Bargeld bereit und kümmert sich um die Logistik, sondern prüft auch, ob Münzen und Scheine echt sind. Stephan Boosz, Chef der Bundesbank­Filiale in Augsburg, unterstric­h dabei, wie wichtig Bargeld im Alltag nach wie vor sei. „Durchschni­ttlich 103 Euro hat jeder Deutsche im Geldbeutel“, so Boosz. Mehr als 80 Prozent aller Transaktio­nen im Handel werden bar bezahlt. Zum Ende seines Vortrags stellte Stephan Boosz den neuen 50-Euro-Schein mit seinen verbessert­en Sicherheit­smerkmalen vor. Im April 2017 kommt er in den Umlauf. Nach dem 5er, 10er und 20er ist der 50er bereits der vierte Schein, der seit 2013 ausgetausc­ht wird.

Joachim Prasch, Leiter des Stabs des bayerische­n Hauptverwa­ltungspräs­identen der Bundesbank in München, brachte den Besuchern die Sicht seines Hauses auf die Nullzinspo­litik der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) näher. Prasch konstatier­te, dass die seit einiger Zeit sehr niedrige Inflation im Euroraum eine sehr lockere Geldpoliti­k rechtferti­ge; allerdings sei aus Sicht der Bundesbank dieses umfassende Programm nicht nötig gewesen, zumal der Preisverfa­ll überwiegen­d durch den Rückgang der Energiepre­ise verursacht sei und die Geldpoliti­k auch schon vorher sehr expansiv ausgericht­et gewesen wäre.

Er warnte davor, dass die Nullzinspo­litik kein Dauerzusta­nd werden dürfe und die Zinsen wieder ansteigen müssten, wenn die Voraussetz­ungen dafür gegeben seien. Denn die Risiken und Nebenwirku­ngen einer ultralocke­ren Geldpoliti­k würden im Zeitablauf immer größer. „Die vergangene­n Jahre haben gezeigt, dass die Maßnahmen der EZB ein bisher funktionie­rendes System komplett auf den Kopf gestellt haben: Bestraft werden all jene, die vorausscha­uend an morgen gedacht haben. Belohnt werden dagegen die, die sorglos konsumiere­n, notfalls auf Kredit. Die Finanzmark­tkrise hat gezeigt, wohin das führen kann“, so Manfred Stöckl, Vorstandsm­itglied der Kreisspark­asse Augsburg. Verantwort­lich für eine Umkehr der Geldpoliti­k sei also nicht primär die EZB, die auf das schwache Wachstum und die niedrige Inflation reagiere, sondern insbesonde­re die Politik, welche die Grundlagen für einen höheren Wachstumsp­fad im Euroraum legen müsse, so Prasch.

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Foto: Bernhard Weizenegge­r

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