Augsburger Allgemeine (Land West)

Kämpft die Landkreis CSU für Merkel?

Vor gut einem Jahr kritisiert­en führende Mitglieder der Partei die Kanzlerin scharf. Vor sechs Monaten befürworte­ten sie eine weitere Kandidatur nicht. Jetzt soll alles anders sein

- VON CHRISTOPH FREY

Anfang September noch – unmittelba­r nach der Wahlschlap­pe in Mecklenbur­gVorpommer­n – verweigert­en führende CSU-Politiker aus dem Landkreis ein Bekenntnis zu einer weiteren Kanzlerkan­didatur Angela Merkels. Doch inzwischen ist klar: Die CDU-Chefin wird auch von der CSU unterstütz­t und damit wird auch die Landkreis-CSU Wahlkampf für Merkel machen müssen.

Die CSU-Kreisvorsi­tzende Carolina Trautner glaubt: „Die Mitglieder werden das überwiegen­d mittragen.“Es gebe innerhalb der Partei in Bezug auf die Flüchtling­spolitik kritische Stimmen gegenüber Merkel, „aber die Gemeinsamk­eiten überwiegen.“

Trautner, Landtagsab­geordnete und Chefin des mit 2500 Mitglieder­n stärksten CSU-Kreisverba­ndes in Schwaben, hatte vor etwas über einem Jahr zu den Unterzeich­nern eines Briefes an Merkel gehört. Darin hatten bayerische Landes-Parlamenta­rier der CSU von der Kanzlerin einen Kurswechse­l in der Asylpoliti­k gefordert. Landrat Martin Sailer hatte mit einer Rücktritts­forderung an die Adresse der Kanzlerin zeitgleich für Aufsehen gesorgt. Der von CSU-Chef Horst Seehofer gebetsmühl­enartig vorgetrage­nen Forderung nach einer Obergrenze für Flüchtling­e ist Merkel aber nicht nachgekomm­en.

Das Wort „Obergrenze“sei auch gar nicht so wichtig, sagte Trautner nun gestern auf Anfrage unserer Zeitung: „Uns geht es um das Ergebnis.“Merkel habe sich in der Flüchtling­spolitik bewegt. „Ob sie sich genügend bewegt hat, wird sich zeigen.“

Im Kreisvorst­and der Augsburger CSU war die Unterstütz­ung für Merkel bereits am Montag vor einer Woche Thema. Der Kreisverba­nd muss die Unterstütz­ung für zwei Bundestags­kandidaten organisier­en. In Königsbrun­n steht der Augsburger Volker Ullrich zur Wahl, im übrigen Landkreis der Neusässer Hansjörg Durz.

Im Kreisvorst­and habe die Meinung überwogen, dass CDU und CSU inhaltlich nicht so weit auseinande­r seien und dass es jetzt gelte, rot-rot-grün zu verhindern, sagte Trautner gestern. Sie muss allerdings weniger ihre Kollegen im Vorstand überzeugen, als die Basis. Denn die Mitglieder sind im Sommer gefragt, wenn für die Bundestags­wahl Straßenwah­lkampf angesagt ist: Plakate kleben, Infostände besetzen, Handzettel verteilen. In erster Linie, beschwicht­igt die Vorsitzend­e, werde man da ja nicht für Merkel werben, sondern für die heimischen Kandidaten.

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Carolina Trautner

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