Augsburger Allgemeine (Land West)
Kämpft die Landkreis CSU für Merkel?
Vor gut einem Jahr kritisierten führende Mitglieder der Partei die Kanzlerin scharf. Vor sechs Monaten befürworteten sie eine weitere Kandidatur nicht. Jetzt soll alles anders sein
Anfang September noch – unmittelbar nach der Wahlschlappe in MecklenburgVorpommern – verweigerten führende CSU-Politiker aus dem Landkreis ein Bekenntnis zu einer weiteren Kanzlerkandidatur Angela Merkels. Doch inzwischen ist klar: Die CDU-Chefin wird auch von der CSU unterstützt und damit wird auch die Landkreis-CSU Wahlkampf für Merkel machen müssen.
Die CSU-Kreisvorsitzende Carolina Trautner glaubt: „Die Mitglieder werden das überwiegend mittragen.“Es gebe innerhalb der Partei in Bezug auf die Flüchtlingspolitik kritische Stimmen gegenüber Merkel, „aber die Gemeinsamkeiten überwiegen.“
Trautner, Landtagsabgeordnete und Chefin des mit 2500 Mitgliedern stärksten CSU-Kreisverbandes in Schwaben, hatte vor etwas über einem Jahr zu den Unterzeichnern eines Briefes an Merkel gehört. Darin hatten bayerische Landes-Parlamentarier der CSU von der Kanzlerin einen Kurswechsel in der Asylpolitik gefordert. Landrat Martin Sailer hatte mit einer Rücktrittsforderung an die Adresse der Kanzlerin zeitgleich für Aufsehen gesorgt. Der von CSU-Chef Horst Seehofer gebetsmühlenartig vorgetragenen Forderung nach einer Obergrenze für Flüchtlinge ist Merkel aber nicht nachgekommen.
Das Wort „Obergrenze“sei auch gar nicht so wichtig, sagte Trautner nun gestern auf Anfrage unserer Zeitung: „Uns geht es um das Ergebnis.“Merkel habe sich in der Flüchtlingspolitik bewegt. „Ob sie sich genügend bewegt hat, wird sich zeigen.“
Im Kreisvorstand der Augsburger CSU war die Unterstützung für Merkel bereits am Montag vor einer Woche Thema. Der Kreisverband muss die Unterstützung für zwei Bundestagskandidaten organisieren. In Königsbrunn steht der Augsburger Volker Ullrich zur Wahl, im übrigen Landkreis der Neusässer Hansjörg Durz.
Im Kreisvorstand habe die Meinung überwogen, dass CDU und CSU inhaltlich nicht so weit auseinander seien und dass es jetzt gelte, rot-rot-grün zu verhindern, sagte Trautner gestern. Sie muss allerdings weniger ihre Kollegen im Vorstand überzeugen, als die Basis. Denn die Mitglieder sind im Sommer gefragt, wenn für die Bundestagswahl Straßenwahlkampf angesagt ist: Plakate kleben, Infostände besetzen, Handzettel verteilen. In erster Linie, beschwichtigt die Vorsitzende, werde man da ja nicht für Merkel werben, sondern für die heimischen Kandidaten.