Augsburger Allgemeine (Land West)
„Wir müssen langsam beten, aber flott singen“
Helmut Bunk ist seit 40 Jahren Organist in Wollbach. Ans Aufhören denkt er noch nicht
Wer singt, betet doppelt – so heißt es schon seit vielen hundert Jahren. Klage, Dank, Freude, Trauer: All das lässt sich durch Musik noch viel besser ausdrücken. Und wenn der Gesang der Kirchenbesucher durch die Orgel unterstützt und untermalt wird, dann wird der Gottesdienst gleich viel feierlicher. In Wollbach übernimmt Helmut Bunk seit 40 Jahren diese wichtige Aufgabe. So lange schon ist er Organist in der katholischen Pfarrkirche St. Stephan. Und so lange setzt er einen Hinweis um, den er vor vielen Jahren von seinem Pfarrer bekommen hat, erzählt er schmunzelnd: „Wir müssen langsam beten, aber flott singen.“Freudig und flott spielen, das tue er gern. Auch wenn er deshalb schon manchmal von einem Kirchenbesucher ermahnt worden sei, er solle nicht so schnell spielen. Doch in der Pfarrgemeinde überwiegt natürlich die Freude über so einen eifrigen Organisten: Seit 40 Jahren gestaltet er mehrmals pro Woche musikalisch die Gottesdienste – ein seltenes Jubiläum.
Helmut Bunk hat „ganz klein angefangen“, erzählt er: Erst lernte er Melodica und Akkordeon. Und weil er direkt neben der Kirche wohnt und der Vater damals Kirchenpfleger war, war er als Bub oft in St. Stephan. „Die Orgel hat mich fasziniert“, erzählt er. Also brachte der Augsburger Domkapellmeister Rudolf Brauckmann, der in Wollbach ein Wochenendhäuschen hatte, ihm das Orgelspielen bei. Als Jugendlicher begann er, ab und zu in Gottesdiensten zu spielen und den damaligen Organisten, Hauptschullehrer Konrad Gerl, zu vertreten. Am 1. Januar 1977 übernahm Helmut Bunk dessen Amt ganz. Seit 40 Jahren also ist er nun Organist von Wollbach. Dafür wurde der 59-Jährige jetzt von der Pfarrgemeinde mit einer goldenen Ehrennadel geehrt.
In den vergangenen Jahrzehnten hat sich in Sachen Kirchenmusik einiges verändert, erzählt Bunk: Immer wieder kamen neue GotteslobAusgaben heraus; einige Zeit hat er auch einen Jugendchor geleitet, der vor allem neues geistliches Liedgut sang. Immer wieder übte Bunk deshalb neue Lieder ein, zuerst am Instrument, dann mit dem Volk. Die meisten Stücke kann er aber spontan spielen. In seiner Zeit als Organist hat Bunk auch schon zahlreiche Pfarrer erlebt – zu viele, um sie noch zählen zu können. Auf jeden Priester musste er sich freilich neu einstellen: „Da hat jeder ja eine andere Vorstellung“, erzählt er. Manche geben die Lieder vor, manche lassen den Organisten aussuchen. Dann muss sich Bunk vorher auch mit dem Evangelium des Sonntags beschäftigen, schließlich soll die Musik zum Thema passen.
Musik ist für den gelernten Drucker „das größte Hobby“. Das Ehrenamt in der Wollbacher Kirche ist nicht das einzige Engagement. Zeitweise hat er viermal pro Woche Orgel gespielt, denn 35 Jahre lang war er auch Organist in Zusmarshausen. Und 18 Jahre lang Dirigent der Marktkapelle Zusmarshausen. Er spielt auch Klavier, Posaune und Tenorhorn, mit 50 Jahren hat er noch angefangen, Tuba zu lernen.
Doch die Orgel, die Königin der Instrumente, begleitet ihn schon besonders lang. Und er hat auch Lieblings-Kirchenlieder, erzählt er: „Großer Gott, wir loben Dich“und „Erde, singe“. Manchmal erfüllt er übrigens auch die Liedwünsche von Gottesdienstbesuchern. Ans Aufhören denkt der fleißige Organist noch nicht – im Gegenteil: „Vielleicht schaffe ich ja noch das 50-jährige Dienstjubiläum!“
Doch nun stand erst einmal die Feier zum 40-Jährigen an. Beim Sektempfang nach dem Gottesdienst zu Ehren des Jubilars wurde mit der gesamten Pfarrgemeinde gebührend gefeiert. Und die Gläubigen gratulierten ihrem Musiker spontan mit dem bekannten Lied „Viel Glück und viel Segen auf all deinen Wegen, Gesundheit und Frohsinn sei auch mit dabei“. Bei dem Fest wurde auch so manche Anekdote erzählt: zum Beispiel von einem Hexenschuss, der den leidenschaftlichen Musiker und Organisten einmal kurz vor einer Osternacht außer Gefecht setzte, berichtet Kirchenpfleger Hubert Kraus.