Augsburger Allgemeine (Land West)
Streit um Nationalpark: Im Spessart brodelt’s
Natur Demonstrationen begleiten ein Treffen von Umweltministerin Ulrike Scharf mit unterfränkischen Politikern
Aschaffenburg
Der unterfränkische Spessart hat weiter gute Chancen, Bayerns dritten Nationalpark zu bekommen. „Wir haben uns verständigt, dass wir den Dialog fortsetzen wollen“, sagte Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) nach einem Treffen mit Landräten und Bürgermeistern aus der Region am Freitag, das von Demonstrationen hunderter Menschen begleitet worden war.
Vor allem Nationalparkgegner protestierten vor dem Aschaffenburger Landratsamt. Nach Polizeiangaben gingen die Gegner mit zeitweise 500 Menschen auf die Straße. Unter ihnen waren vor allem Vertreter der Holzindustrie. Ihre Sorge: Ein Nationalpark nehme ihnen den Rohstoff weg. Zugleich demonstrierten 150 Menschen für einen Nationalpark. Beide Kundgebungen seien friedlich verlaufen, es habe keine Störungen oder Straftaten gegeben, sagte eine Polizeisprecherin.
Im Landratsamt versuchte Ministerin Scharf derweil, den Lokalpolitikern die Sorge zu nehmen. Sie legte einen „konkretisierten Suchraum“vor, der 10900 Hektar im Hochspessart umfasst. Der habe noch keine festen Grenzen und könne zudem bis auf die gesetzliche Mindestgröße von 10 000 Hektar verkleinert werden. Nur drei Viertel dieser Fläche müssten zudem als „Kernzone“unter hohem Schutz stehen. Im restlichen Viertel sei auch Bewirtschaftung möglich.
In Bayern gibt es bislang zwei Nationalparks, im Bayerischen Wald und in den Berchtesgadener Alpen. Beide wurden in den 1970er Jahren ausgewiesen. Auf seiner Klausurtagung im Juli vergangenen Jahres hatte der bayerische Ministerrat beschlossen, einen dritten Nationalpark auszuweisen. Im Gespräch sind neben dem Spessart die Rhön sowie die Donau-Auen zwischen Neuburg und Kelheim.