Augsburger Allgemeine (Land West)

Gablingens Hausärztin sucht noch immer eine Bleibe

Versorgung Am Jahresende ist vielleicht Schluss. Warum sich das auch auf die Apotheke auswirken könnte. Der Bürgermeis­ter sieht Probleme

- VON PETRA KRAUSS STELZER

Gablingen

Die Hausärztin Veronika Auer und ihr Mann Frank Auer aus Gablingen, der im Management der Praxis arbeitet, werden ihren Praxisstan­dort am Holzhauser Weg in Gablingen wohl Ende des Jahres verlassen. Wie berichtet, endet der Mietvertra­g für die Räumlichke­iten; bis heute verlief die Suche nach geeigneten neuen Räumen, nach einem Haus oder Grundstück vergeblich.

Auf die Berichters­tattung unserer Zeitung hin Ende vergangene­n Jahres bekam Frank Auer lediglich einen Schweinest­all und Rinderstal­l zum Umbau angeboten. Müssen Veronika und Frank Auer ihre Praxis in Gablingen aufgeben, sieht auch Apothekeri­n Anita Schuster schwarz für die Zukunft ihrer Apotheke: „Dann muss ich eventuell auch aufhören, dann bin ich in der Bredouille!“

Besonders ärgert sich Frank Auer über eine völlig fehlende Resonanz, ja die fehlende Unterstütz­ung aus dem Rathaus Gablingen bei der Suche nach Räumlichke­iten. Weder der Bürgermeis­ter noch Gemeinderä­te hätten mit ihm und Ärztin Veronika Auer das Gespräch gesucht. In öffentlich­en Gemeindera­tssitzunge­n kam das Problem der Hausärztin noch nie zur Sprache; Gemeindera­t Albert Eding (SPD/BUFraktion) hatte das Thema ärztliche Versorgung auf der jüngsten Gemeindera­tssitzung zwar kurz aufgegriff­en, jedoch wollte er nur wissen, ob es „Erkenntnis­se gibt, dass Gablingen ein überversor­gtes Gebiet ist.“Die Verwaltung solle dies bei der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Bayern (KVB) eruieren. Die Gemeinde Gablingen ist, so die Organisati­on auf Rückfrage, „regelverso­rgt“mit Hausärzten, also weder unter- noch überversor­gt (siehe Infokasten). So gibt es noch im Ortsteil Lützelburg eine hausärztli­ch tätige Praxis.

Auers Praxistäti­gkeit am derzeitige­n Standort am Holzhauser Weg ist jedenfalls Ende Dezember beendet. Zerschlage­n hat sich auch seine Überlegung, im Gebäude der ehemaligen Raiffeisen­bank ein neues Domizil eröffnen zu können. Dort entstehen nun Wohnungen und die hier von der Bauherrin zunächst angebotene­n Räume waren viel zu groß. Er habe auch auf das neue Ortszentru­m Gablingen gesetzt: Wenn er wüsste, dass dies bis 2019 stehe, würde die Praxis auf dem Baugelände übergangsw­eise auch in einem Container arbeiten können. Ein Investor habe ihm das einmal angeboten. Doch bislang tue sich nichts.

Seitens der Gemeinde bestehe wohl kein Interesse am Verbleib der Hausärztin vor Ort, mutmaßt Auer nun erneut. Der Bürgermeis­ter hätte wenigstens eine Übergangsl­ösung anbieten können, etwa das Aufstellen eines Containers auf einem Grundstück, so sein Vorwurf. So fassen nun Auers ihren „Plan B“näher ins Auge – nämlich, sich in einem benachbart­en Ort ihres Zulassungs­gebiets, wie Langweid oder Stettenhof­en, niederzula­ssen. Eine Entscheidu­ng müsse in dieser Hinsicht schnell fallen, denn der Praxis- Umzug brauche einen Vorlauf von einem halben Jahr.

Mit der Praxis hängt auch die Zukunft der Grünholder Apotheke zusammen, denn hier geben viele Auer-Patienten ihre Rezepte ab, bestätigt Apothekeri­n Anita Schuster. Vor zwei Jahren hat sie die seit 30 Jahren im Ort bestehende Apotheke übernommen und dafür auch eine Menge Geld investiere­n müssen, allein schon für das Warenlager. Wenn jetzt der Hausarzt von Gablingen-Ort wegziehe, sei das für sie „finanziell tragisch.“Sie müsse dann vermutlich auch aufgeben; dabei sei sie vor zwei Jahren gerne aufs Land gegangen, so Anita Schuster. Die Bevölkerun­g sei froh, wenn ein Arzt und eine Apotheke vor Ort seien.

Nach und nach verarme Gablingen. Schuster erinnert daran, dass schon die beiden Banken inzwischen nur eine Geschäftss­telle und eingeschrä­nkte Öffnungsze­iten haben. Wenn das Angebot sich weiter verringere, sei Gablingen für Bürger als Wohnort nicht mehr attraktiv. Die Apothekeri­n will mit Bürgermeis­ter Karl Hörmann sprechen. Dieser bestätigt auf Rückfrage unserer Zeitung, dass die Gemeinde keine Lösung für Auers Raumsuche habe. Hörmann weist auch auf die Problemati­k privater Wirtschaft­sförderung durch Kommunen hin. Im geplanten neuen Ortszentru­m, mit dem sich der Gemeindera­t kommende Woche in nicht öffentlich­er Sitzung beschäftig­t, steht noch kein Gebäude, und wenn, dann würden dort einmal die Mieten auch „auf Marktnivea­u“sein.

 ?? Archivfoto: Marcus Merk ?? Veronika und Frank Auer suchen immer noch nach neuen Räumen für ihre hausärzt liche Praxis.
Archivfoto: Marcus Merk Veronika und Frank Auer suchen immer noch nach neuen Räumen für ihre hausärzt liche Praxis.

Newspapers in German

Newspapers from Germany