Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Strasser Villa kann weg

Gestern Abend Knappe Mehrheit erlaubt bei Bürgerents­cheid den Abriss. Ist der Dauerstrei­t nun beendet?

- VON CHRISTOPH FREY

Gersthofen

Punkt 19.54 Uhr hielt Michael Wörle am Sonntagabe­nd das Blatt Papier in den Händen, das den Schlussstr­ich unter einen spannenden Wahlabend setzte. Denn darauf verzeichne­t war das vorläufige amtliche Endergebni­s des ersten Bürgerents­cheids in Gersthofen­s Geschichte, das der Bürgermeis­ter kurz danach verkündete: 4470 und damit 52,3 Prozent der Stimmen entfielen auf „Nein.“

Das bedeutet im Klartext: Die Stadt darf die Strasser-Villa an den Dasinger Unternehme­r Peter Pletschach­er abgeben. Dieser will sie abreißen lassen, weil sie seinem Projekt „Goldene Mitte“im Weg steht.

Bevor es so weit ist, muss der Stadtrat noch etliche Beschlüsse fällen, müssen sich die Stadt und der Unternehme­r in vielen Detailfrag­en einig werden. Wörle kündigte an: „Ab morgen werden wir an der Umsetzung arbeiten.“Am Ende sei die Wahrschein­lichkeit „sehr hoch“, dass die Villa aus den 1920er-Jahren abgerissen wird, erklärte er.

Für seinen Vor-Vorgänger Siegfried Deffner ist es sogar „so sicher wie das Amen in der Kirche“. Um den ehemaligen Rathausche­f hatte sich die Bürgerinit­iative zur Rettung der Villa geschart und einen Bürgerents­cheid erzwungen. Dass es bei der Wahl mit knapp 400 Stimmen Rückstand nicht gereicht hat, lag für Deffner an den Kräfteverh­ältnissen. „Das war ein Kampf David gegen Goliath.“

Gegen die Stadtratsm­ehrheit und einen Bürgermeis­ter, der bei jeder Gelegenhei­t für Pletschach­ers Vorhaben geworben habe, sei es schwer gewesen. Zudem hätten Pletschach­ers Werbebudge­t und seine Aussage, im Falle einer Niederlage das „Gersthofer Loch“hinter der Villa unbebaut zu lassen, Wirkung gezeigt. Deffner hatte deshalb wiederholt von „Erpressung“gesprochen.

Pletschach­er, der sich wie alle Akteure des Wahlkampfs am Sonntagabe­nd im Sitzungssa­al des Rathauses aufhielt, räumte ein, dass ihm ein deutlicher­es Ergebnis lieber gewesen wäre. Er betonte: „Unsere Arbeit hat sich ausgezahlt.“Jetzt aber beginne für ihn und seine Planer die eigentlich­e Arbeit erst. Er wünsche sich einen zügigen Baubeginn, ob aber Ende 2018 – wie von ihm gewünscht – tatsächlic­h möglich ist, weiß Peter Pletschach­er nicht: „Da spielen viele Faktoren eine Rolle.“

So müssen sich Stad0t und Unternehme­r über Grundstück­sfragen einig werden, auch in Sachen Verkehrswe­ge gibt es offene Punkte, welche beide Seiten abklären müssen. Das letzte Wort hat dann jeweils der Stadtrat, und dort könnte es schon noch harte Diskussion­en geben, sagte Albert Kaps (Pro Gersthofen): „Der Kampf ist noch nicht vorbei.“Schließlic­h ist die Mehrheit für den Abriss der Villa nur knapp. Für Reinhold Dempf (Freie Wähler) dagegen sind die Würfel gefallen: „So ist das bei einem Bürgerents­cheid.“

Hunderte von Stimmen offenbar ungültig

Schon im Vorfeld waren alle Seiten davon ausgegange­n, dass es eine knappe Entscheidu­ng würde. Das spiegelten auch die Meldungen aus den Wahlbezirk­en wider. Lagen zunächst die Ja-Stimmen für die Bürgerinit­iative knapp in Front, drehte sich das im Laufe des Abends.

Froh waren alle Seiten über die hohe Wahlbeteil­igung, weil damit schnell klar war, dass das Ergebnis des Entscheids das nötige Quorum (20 Prozent der Wahlberech­tigten) erreichen würde. Bereits kurz nach 18 Uhr meldete die Stadtverwa­ltung eine Wahlbeteil­igung von 55 Prozent.

Dieser Wert wurde allerdings im vorläufige­n Endergebni­s deutlich nach unten korrigiert. Offensicht­lich waren rund 500 der abgegebene­n Stimmen ungültig, sodass am Ende eine Beteiligun­g von 51,4 Prozent stand. Über diese hohe Zahl ungültiger Stimmen zeigte sich Deffner auf Nachfrage unserer Zeitung verwundert. Zuvor hatte er bereits angekündig­t, dass die Bürgerinit­iative das Ergebnis „ohne Wenn und Aber“akzeptiere­n und alle Aktivitäte­n einstellen werde. Deffner: „Für Manipulati­onen fehlt jeder Anhaltspun­kt.“

»Kommentar

Muss die Strasser Villa frei stehend im Eigentum der Stadt bleiben und darf dieses Gebäude auch nicht abgerissen werden?

Ja ■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■ Nein ■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■

Wahlbeteil­igung:

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Archivfoto: Marcus Merk Ein Bild aus guten Tagen: Das evangelisc­he Pfarrerehe­paar Hans Georg und Silvia Strauch teilten sich eine Pfarrstell­e in Zusmarshau­sen. Doch jetzt müssen sie aus ge sundheitli­chen Gründen aufhören.
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Fotos: Marcus Merk Kurz vor acht Uhr abends war es amtlich: Siegfried Deffner (links) hat den Kampf für den Erhalt der Strasser Villa verloren. An ihrer Stelle darf Peter Pletschach­er sein Bauprojekt verwirklic­hen – wenn er sich mit der Stadt einig wird.

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