Augsburger Allgemeine (Land West)
Die Strasser Villa kann weg
Gestern Abend Knappe Mehrheit erlaubt bei Bürgerentscheid den Abriss. Ist der Dauerstreit nun beendet?
Gersthofen
Punkt 19.54 Uhr hielt Michael Wörle am Sonntagabend das Blatt Papier in den Händen, das den Schlussstrich unter einen spannenden Wahlabend setzte. Denn darauf verzeichnet war das vorläufige amtliche Endergebnis des ersten Bürgerentscheids in Gersthofens Geschichte, das der Bürgermeister kurz danach verkündete: 4470 und damit 52,3 Prozent der Stimmen entfielen auf „Nein.“
Das bedeutet im Klartext: Die Stadt darf die Strasser-Villa an den Dasinger Unternehmer Peter Pletschacher abgeben. Dieser will sie abreißen lassen, weil sie seinem Projekt „Goldene Mitte“im Weg steht.
Bevor es so weit ist, muss der Stadtrat noch etliche Beschlüsse fällen, müssen sich die Stadt und der Unternehmer in vielen Detailfragen einig werden. Wörle kündigte an: „Ab morgen werden wir an der Umsetzung arbeiten.“Am Ende sei die Wahrscheinlichkeit „sehr hoch“, dass die Villa aus den 1920er-Jahren abgerissen wird, erklärte er.
Für seinen Vor-Vorgänger Siegfried Deffner ist es sogar „so sicher wie das Amen in der Kirche“. Um den ehemaligen Rathauschef hatte sich die Bürgerinitiative zur Rettung der Villa geschart und einen Bürgerentscheid erzwungen. Dass es bei der Wahl mit knapp 400 Stimmen Rückstand nicht gereicht hat, lag für Deffner an den Kräfteverhältnissen. „Das war ein Kampf David gegen Goliath.“
Gegen die Stadtratsmehrheit und einen Bürgermeister, der bei jeder Gelegenheit für Pletschachers Vorhaben geworben habe, sei es schwer gewesen. Zudem hätten Pletschachers Werbebudget und seine Aussage, im Falle einer Niederlage das „Gersthofer Loch“hinter der Villa unbebaut zu lassen, Wirkung gezeigt. Deffner hatte deshalb wiederholt von „Erpressung“gesprochen.
Pletschacher, der sich wie alle Akteure des Wahlkampfs am Sonntagabend im Sitzungssaal des Rathauses aufhielt, räumte ein, dass ihm ein deutlicheres Ergebnis lieber gewesen wäre. Er betonte: „Unsere Arbeit hat sich ausgezahlt.“Jetzt aber beginne für ihn und seine Planer die eigentliche Arbeit erst. Er wünsche sich einen zügigen Baubeginn, ob aber Ende 2018 – wie von ihm gewünscht – tatsächlich möglich ist, weiß Peter Pletschacher nicht: „Da spielen viele Faktoren eine Rolle.“
So müssen sich Stad0t und Unternehmer über Grundstücksfragen einig werden, auch in Sachen Verkehrswege gibt es offene Punkte, welche beide Seiten abklären müssen. Das letzte Wort hat dann jeweils der Stadtrat, und dort könnte es schon noch harte Diskussionen geben, sagte Albert Kaps (Pro Gersthofen): „Der Kampf ist noch nicht vorbei.“Schließlich ist die Mehrheit für den Abriss der Villa nur knapp. Für Reinhold Dempf (Freie Wähler) dagegen sind die Würfel gefallen: „So ist das bei einem Bürgerentscheid.“
Hunderte von Stimmen offenbar ungültig
Schon im Vorfeld waren alle Seiten davon ausgegangen, dass es eine knappe Entscheidung würde. Das spiegelten auch die Meldungen aus den Wahlbezirken wider. Lagen zunächst die Ja-Stimmen für die Bürgerinitiative knapp in Front, drehte sich das im Laufe des Abends.
Froh waren alle Seiten über die hohe Wahlbeteiligung, weil damit schnell klar war, dass das Ergebnis des Entscheids das nötige Quorum (20 Prozent der Wahlberechtigten) erreichen würde. Bereits kurz nach 18 Uhr meldete die Stadtverwaltung eine Wahlbeteiligung von 55 Prozent.
Dieser Wert wurde allerdings im vorläufigen Endergebnis deutlich nach unten korrigiert. Offensichtlich waren rund 500 der abgegebenen Stimmen ungültig, sodass am Ende eine Beteiligung von 51,4 Prozent stand. Über diese hohe Zahl ungültiger Stimmen zeigte sich Deffner auf Nachfrage unserer Zeitung verwundert. Zuvor hatte er bereits angekündigt, dass die Bürgerinitiative das Ergebnis „ohne Wenn und Aber“akzeptieren und alle Aktivitäten einstellen werde. Deffner: „Für Manipulationen fehlt jeder Anhaltspunkt.“
»Kommentar
Muss die Strasser Villa frei stehend im Eigentum der Stadt bleiben und darf dieses Gebäude auch nicht abgerissen werden?
Ja ■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■ Nein ■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■
Wahlbeteiligung: