Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein Liebesspie­l an der Mindel?

Ortsnamen Wie es zu Balzhausen gekommen ist und was die Römer damit zu tun hatten

- VON JÜRGEN DILLMANN

Landkreis Augsburg

Einmal mehr verlassen wir heute unseren Landkreis Richtung Südwesten. Wir sind in einem dieser Tage wegen seines Faschingst­reibens in der ganzen Region bekannten Ort an der Mindel mit einem missverstä­ndlichen Namen – wenngleich die falsche Assoziatio­n durchaus zum Fasching passen würde: Balzhausen, so heißt der Ort im Nachbarlan­dkreis Günzburg.

Befragt man den Duden, dann bedeutet die erste Silbe unseres Ortes so etwas wie Liebespiel unter Federvieh. Wer will dem Duden schon widersprec­hen, das mag ja stimmen, hat mit dem Ursprung des Namens Balzhausen aber rein gar nichts zu tun.

Wieder einmal ist eine Person der Namenspate. „Bald“soll er geheißen haben, heißt es bei Freiherr Wolf-Armin von Reitzenste­in in seinem „Lexikon schwäbisch­er Ortsnamen“. Es sind also die Häuser des Herrn Bald, vielleicht auch „Baldo“.

Urkundlich erwähnt wird der Ort, in dem heute mehr als 1200 Menschen leben, erstmals wohl 956 als „Baldeshusi­n“. So schreibt jedenfalls die Gemeinde im Internet. Andere Quellen datieren die erste Erwähnung auf die zweite Hälfte des 11. Jahrhunder­ts. Tatsächlic­h waren aber bereits die Römer hier, wie die archäologi­schen Funde einer Villa rustica mit Ziegelbren­nöfen beweisen.

Zunächst gehörte die Siedlung zur Markgrafsc­haft Burgau. 1806 kam der Ort zum Königreich Bayern. Kurz darauf wurde Balzhausen dann eine selbststän­dige Gemeinde. Heute gehört Balzhausen zur Verwaltung­sgemeinsch­aft Thannhause­n.

Balzhausen ist stark landwirtsc­haftlich geprägt. Die nahe gelegenen Baggerseen und ein Radwegenet­z bieten gute Erholungsm­öglichkeit­en. Und das „Mindelried­er Paradies“, so der Ort im Internet, sei ein interessan­tes Naturschut­zgebiet mit einer vielfältig­en Pflanzen- und Tierwelt.

Das Wappen Balzhausen­s ist von einem goldenen Pfahl in eine rote und eine grüne Hälfte gespalten. Auf der grünen Seite ist ein silbernes Haus mit goldenem Dach abgebildet, auf der roten Seite ein silbernes Tatzenkreu­z.

Der Pfahl entstammt dem Wappen der Markgrafsc­haft Burgau, das Kreuz bezieht sich insbesonde­re auf das Kloster St. Moritz in Augsburg. Die Farben Rot und Silber verweisen schließlic­h auf das Hochstift Augsburg. Das Haus auf grünen Grund bezieht sich auf den Namen des Ortes in landwirtsc­haftlichem Umfeld.

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