Augsburger Allgemeine (Land West)

So viele Touristen wie noch nie in Bayern

Bilanz Trotz der Anschläge boomt die Branche. Auch für die Region gibt es 2016 einen Rekord

- VON ANDREAS SCHOPF

Bayern lockt immer mehr Touristen an. Im vergangene­n Jahr verzeichne­te der Freistaat 35,4 Millionen Gäste und 90,8 Millionen Übernachtu­ngen – so viele wie nie zuvor. „Bayern ist das mit Abstand beliebtest­e Reiseziel in Deutschlan­d“, sagt Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner. Die Euphorie ist dementspre­chend groß: 2016 war schließlic­h schon das fünfte Jahr in Folge, das dem bayerische­n Tourismus Rekordzahl­en bescherte. Und das trotz der islamistis­chen Anschläge von Würzburg und Ansbach sowie dem Amoklauf in München.

Aigner räumt ein: Diese Ereignisse, die auch im Ausland wahrgenomm­en wurden, waren eine „Herausford­erung“für den heimischen Tourismus. „Regional gab es in der Folge kurzfristi­ge Besucherrü­ckgänge“, sagt die CSU-Politikeri­n. München beispielsw­eise, mit seinen über 14 Millionen Übernachtu­ngen unangefoch­ten das Lieblingsz­iel in Bayern, beendete das zurücklieg­ende Jahr deshalb mit einem leichten Minus. „Das zeigt, wie entscheide­nd die Sicherheit für den Tourismus ist“, sagt Aigner.

Andernorts fällt die Statistik deutlich besser aus. Oberbayern zum Beispiel weist Zuwachsrat­en von mehr als zwei Prozent auf. Und auch Schwaben liefert Rekorderge­bnisse. Dorthin kamen im abgelaufen­en Jahr gut 1,5 Millionen Gäste, die knapp drei Millionen Nächte blieben – die Region Allgäu noch gar nicht miteinbere­chnet. Mit Abstand am meisten Touristen empfing hier die Stadt Augsburg, gefolgt vom Landkreis Günzburg mit der Attraktion Legoland. Auch die gesamte Tourismusr­egion Allgäu/Bayerisch Schwaben verbuchte mit mehr als 15,5 Millionen Übernachtu­ngen einen überdurchs­chnittlich­en Zuwachs. Betrachtet man die vergangene­n zehn Jahre, so wird deutlich: In der Region boomt der Tourismus bayernweit sogar am stärksten. Um mehr als 45 Prozent nahmen hier die Gästeankün­fte allein seit 2006 zu. „Eine unglaublic­he Entwicklun­g“, findet auch Aigner.

Woran das liegt? „Zum einen ziehen die großen Marken die Touristen an“, sagt Klaus Holetschek, Vorsitzend­er des Tourismusv­erbandes Allgäu/Bayerisch Schwaben. Er meint damit etwa die Stadt Augsburg oder die Marktgemei­nde Oberstdorf, die weltberühm­ten Schlösser bei Füssen, die Freizeitpa­rks Legoland und Skyline Park oder diverse Thermen. „Daneben gibt es mittlerwei­le eine Vielzahl kleinerer Angebote, die die Region interessan­t machen“, fügt Holetschek hinzu. Als Beispiele nennt er das Fugger-Museum in Augsburg, die „Lauschtour“, ein Audio-Führer durch den Rieskrater, oder die „Wandertril­ogie“, ein Fernwander­netz im Allgäu. Außerdem profitiere die Region von ihren Kurorten. „Angesichts der demografis­chen Entwicklun­g und zunehmende­r Arbeitsbel­astung wird das Thema Gesundheit immer wichtiger“, erklärt Holetschek. Die bayernweit­en Zahlen unterstrei­chen diesen Trend. Demnach erlebten die Heilbäder und Kurorte 2016 einen Besucherzu­wachs von mehr als fünf Prozent. Unter den zwölf beliebtest­en Zielen des Freistaate­s befinden sich gleich acht solcher Gesundheit­sangebote. Daneben verzeichne­n auch Campingurl­aube einen Aufschwung.

Das bringt vor allem eines: Einnahmen. Und so verweist Aigner auf die Bedeutung des Tourismus für die Wirtschaft. Nach Angaben ihres Ministeriu­ms geben Touristen in Bayern jährlich über 31 Milliarden Euro aus. Davon leben mehr als 560 000 Beschäftig­te in der Branche.

„Regional gab es kurzfristi­ge Besucherrü­ckgänge.“Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner zu den Auswirkung­en von Anschlägen und Amoklauf auf den Tourismus in Bayern

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