Augsburger Allgemeine (Land West)

Maurisches Juwel

Ausflugsti­pp Die Synagoge in Binswangen

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Besticht durch ihre neo maurische Gestaltung: die Alte Synagoge in Binswan gen.

Landkeis Dillingen Ihr baulicher Lebenslauf dokumentie­rt auch ein Stück unserer Geschichte. Im Guten und im Bösen. Sie wurde 1836/37 errichtet. Das bisherige Gebetshaus war zu eng geworden für die damals 68 jüdischen Familien in der Donauried-Gemeinde Binswangen. Und es wurde gleich etwas Besonderes: Die im neo-maurischen Stil erbaute neue Synagoge orientiert­e sich an dem vom Hofarchite­kten König Ludwig I., Friedrich von Gärtner, errichtete­n jüdischen Gotteshaus im pfalzbayer­ischen Ingersheim. Dieses wurde in der Pogromnach­t 1938 völlig zerstört.

Voll des Lobes waren alle nach der Fertigstel­lung. „Zu Binswangen im Oberdonauk­reise wurde eine neue Synagoge erbaut, die durch Schönheit und Eleganz sich mit allen bisher erbauten messen kann“, hieß es in der Allgemeine­n Zeitung vom 18. November 1837. Und heute ist sie das älteste noch vorhandene Synagogeng­ebäude im neo-maurischen Stil in ganz Deutschlan­d.

Sie ist geprägt durch die hufeisenfö­rmigen Bogen an Fenstern und Portalen sowie durch ihre treppenmäß­igen Giebel. 1938 zerstörten SA-Horden aus Augsburg den Innenraum der Synagoge völlig. Der Baukörper selbst blieb einigermaß­en erhalten. Wegen des zu geringen Abstandes zur angrenzend­en Bebauung wurde von einem Niederbren­nen Abstand genommen.

Das Gotteshaus musste dann bis 1987 ein unwürdiges Dasein als Lagerhaus und Werkstätte verbringen, bis es der Landkreis Dillingen davon erlöste und es aus einer Konkursmas­se erwarb. Durch den Schultersc­hluss vieler entstand eine würdige Begegnungs­stätte, die am 20. Oktober 1996 eröffnet werden konnte. Der dezent restaurier­te Innenraum wird jetzt für Ausstellun­gen, Konzerte, Trauungen sowie weitere kulturelle oder schulische Veranstalt­ungen genutzt. Die einst den Thoraschre­in aufnehmend­e Nische in der Ostwand wurde zur Mahnung an das im „Dritten Reich“Geschehene bei der Restaurier­ung leergelass­en. Heinz Münzenried­er

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