Augsburger Allgemeine (Land West)
„Pelz Ermittler“in der Fußgängerzone
Aktion Tierschützer diskutieren mit Passanten über Echt- und Kunstfell. Wie die Augsburger reagieren
Sie nennen sich „Pelz-Polizei“und sprechen Passanten an, die Tierfell an ihrer Kleidung tragen. Jennifer Schöpf und Michael Seitz sind am Montag auf dem Fuggerplatz in der Innenstadt auf Streife gegangen. Doch bevor die Aktivisten des Deutschen Tierschutzbüros aus Berlin loslegen konnten, schaute die echte Polizei vorbei.
Der Besuch der Tierschützer war angemeldet. Dennoch fuhr die Polizei vor. Die Beamten wollten sehen, wie die Aktivisten auftraten. In Bielefeld hatte es Ärger gegeben, weil die Tierschützer optisch stark der echten Polizei ähnelten. Auf ihren Jacken stand „Pelz-Polizei“, auf den Ärmeln war eine Art Polizeistern. Für München und Augsburg, wo die Tierschützer am Montag unterwegs waren, haben sie das Emblem an ihren Ärmeln extra abgeklebt. Auf den Strickmützen und den Jacken stand nun „Pelz-Ermittler“zu lesen.
Die beiden Berliner wollten nach eigenen Worten nicht belehrend durch die Städte ziehen, sondern mit Menschen ins Gespräch kommen. So wie mit Anja Birzele und Daniela Schwarz. Die Freundinnen trugen Pelzbesatz an den Kapuzen ihrer Jacken. „Das ist meine erste Jacke, bei der ich mir nicht sicher bin, ob das Fell echt ist oder nicht“, sagte die 29-jährige Birzele zu den „PelzPolizisten“. Die stellten fest: Es ist Kunstpelz. Wenn man sich nicht sicher ist, könne man ein paar Fellhaare anbrennen, lautet der Tipp von Aktivistin Schöpf. Angebrannter Kunstpelz rieche nach Plastik, echter Pelz nach Horn oder Haaren.
Die Pelz-Ermittler geben nicht nur Hilfestellung beim Erkennen von Echt- oder Kunstpelz, sondern wollten die Passanten generell sensibilisieren. „Ein Pelz-Bommel macht eine Mütze auch nicht wärmer“, sagte Schöpf. Denn auch für kleine Accessoires müssten Tiere grausam sterben. Tatsächlich fielen an dem Nachmittag in der Innenstadt kaum Pelzjacken auf, sondern eher Pelzkragen oder Fellränder an Kapuzen.
Die beiden Tierschützer sprachen auch Passanten an, die nur Kunstpelz trugen. Denn auch damit würde man dem Umfeld signalisieren, dass Pelztragen korrekt sei. „Ein extrem falsches Signal“, so Michael Seitz, der auch dafür plädierte, alte Pelzmäntel wegzuwerfen.
Einige Augsburger ließen sich in der Fußgängerzone in ein kurzes Gespräch über Tierschutz verwickeln. Andere jedoch hatten, wie sie im Vorbeilaufen erklärten, keine Zeit oder winkten ab. Ein älterer Herr beobachtete die beiden PelzErmittler eine Weile. Dann ging er kopfschüttelnd weiter.