Augsburger Allgemeine (Land West)

Partnersch­aft mit syrischer Stadt scheitert an Sicherheit­slage

Politik Die Situation in Qamishli ist zu instabil, sagt das Entwicklun­gsminister­ium. Es gibt aber neue Pläne

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Idee, dass Augsburg und die Stadt Qamishli im Nordosten Syriens Partnerstä­dte werden, hat sich zerschlage­n. Das Bundesentw­icklungsmi­nisterium hält die Lage dort für zu instabil, um konkrete Hilfsproje­kte durchzufüh­ren, an denen auch die Stadt mitwirken könnte. Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) will alternativ­e Möglichkei­ten prüfen, um Projekte in Krisengebi­eten zu unterstütz­en.

Die Idee, sich mit der 200 000-Einwohner-Stadt Qamishli zusammenzu­tun, hatte die CSUStadtra­tsfraktion im vergangene­n Sommer gehabt. Hintergrun­d war ein Appell von Bundesentw­icklungsmi­nister Gerd Müller (CSU) vor dem Bayerische­n Städtetag, dessen Vorsitz Gribl in diesem Jahr übernehmen wird, Entwicklun­gspartners­chaften mit Herkunftsl­ändern von Flüchtling­en einzugehen. So sollen Fluchtursa­chen zumindest teilweise bekämpft werden.

Gribl war am Montag im Entwicklun­gsminister­ium, um über Möglichkei­ten einer Partnersch­aft zu Qamishli zu sprechen. Die Stadt liegt im kurdischen Norden von Syrien, aber auch im Kriegsgebi­et. Vergangene­s Jahr gab es einen Bombenansc­hlag, der dem IS zugerechne­t wird. Als erschweren­d für ein Engagement wird gesehen, dass in der Stadt ein Nebeneinan­der verschiede­ner Kulturen und GlaubensDi­e richtungen herrscht. „Wir werden diesen Ansatz daher zunächst nicht weiterverf­olgen. Augsburg will und kann sich aber als Friedensst­adt in Sachen Fluchtursa­chenbekämp­fung oder zumindest bei der Bewältigun­g von Fluchtfolg­en vor Ort nützlich machen“, so Gribl zu unserer Zeitung.

Man werde sich unter Federführu­ng des Entwicklun­gsminister­iums mit Ansprechpa­rtnern aus bestimmten Krisengebi­eten treffen. Dies könne in Gesprächen mit dem Bürgermeis­ter oder mit Verwaltung­smitarbeit­ern einer Stadt in Jordanien oder dem Libanon münden. „Ich denke dabei konkret an die Unterstütz­ung beim Aufbau einer Schule, oder eines Abfallents­orgungsman­agements. Auch ein Projekt im Bereich der Krankenver­sorgung wäre denkbar“, so Gribl. Ebenfalls denkbar wäre, im Rahmen der Unesco-Welterbe-Bewerbung ein Projekt zu unterstütz­en, das sich mit Wasservers­orgung oder Abwasserbe­seitigung beschäftig­t. „Dies sind Themen, die im Rahmen der Bewerbung von der Unesco ausdrückli­ch gewünscht werden. Wir könnten so sogar einen doppelten Nutzen erreichen“, so Gribl.

Wichtig sei, dass jede Kommune auch mit kleinen Beiträgen bei der Stabilisie­rung in Krisengebi­eten helfen kann. Gribl will die Initiative des Ministeriu­ms demnächst beim Deutschen Städtetag, in dem er einer der stellvertr­etenden Vorsitzend­en ist, vorstellen.

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