Augsburger Allgemeine (Land West)

Rabatt im Titania ist wasserdich­t

Freizeit Ein Urteil zu vergünstig­ten Eintrittsp­reisen in Thermen hat für einige Nachfragen in Neusäß gesorgt. Daraufhin hat die Stadt als Betreiber die Wohlfühlka­rte für die Neusässer juristisch abklopfen lassen

- VON REGINE KAHL

Ein Urteil zu vergünstig­ten Eintrittsp­reisen hat in Neusäß für Fragen gesorgt. Das kam bei der »Lokales Prüfung heraus.

Neusäß Die Stadt Neusäß hält an den günstigere­n Eintrittsp­reisen in der Titania-Therme für Einheimisc­he fest. Nach einem Urteil des Bundesverf­assungsger­ichts zu Rabatten im Bad in Berchtesga­den hatte das Thema im vergangene­n Sommer auch in Neusäß Wellen geschlagen. Wegen der Nachfragen von auswärtige­n Kunden hat sich die Stadt als Betreiber der Titania-Therme den Rat eines Juristen eingeholt. Das Ergebnis laut Bürgermeis­ter Richard Greiner: Die Vergünstig­ung für die Neusässer sei wasserdich­t.

Was war passiert? Ein Österreich­er hatte indirekt für den Wirbel in Neusäß gesorgt. Weil er 2,50 Euro mehr Eintritt für die WatzmannTh­erme in Berchtesga­den zahlen musste als Einheimisc­he, ist er bis vors Bundesverf­assungsger­icht gezogen. Die Juristen der obersten Instanz stellten sich auf die Seite des Klägers. Eine solche Preisgesta­ltung verstoße gegen den Gleichheit­ssatz des Grundgeset­zes, entschiede­n die Richter. Zwar könnten Gemeinden ihre Einwohner bevorzugen - aber nur, wenn es gute Gründe gebe, also etwa Auswärtige besonderen Aufwand verursacht­en, so die Bundesverf­assungsric­hter. Die Therme hatte allen Besuchern, die aus den fünf Heimatgeme­inden kamen, die das Bad betreiben, eine Ermäßigung gewährt. Die Leitung des Freizeitba­ds in Berchtesga­den reagierte: „Ab sofort entfällt der Einheimisc­hentarif“, sagte Geschäftsf­ührer Christoph van Bebber. Der Kläger aus Österreich hatte seit zehn Jahren für sein Recht gestritten. In den Vorinstanz­en war er gescheiter­t.

Für das Titania-Bad in Neusäß gibt es seit Jahren eine sogenannte Wohlfühlka­rte für die Neusässer, die verbilligt­en Eintritt gewährleis­tet. Die Wohlfühlka­rte bekommt ein Neusässer, wenn er mit dem ersten Wohnsitz in der Stadt gemeldet ist. Zur Antragstel­lung und Verlängeru­ng genügt der Personalau­sweis. Die Karte kostet im Jahr sieben Euro und bietet 50 Prozent Rabatt auf alle Standardta­rife. Die Karte gilt nicht für den Familienta­rif. Die Vergünstig­ungen der Wohlfühlka­rte sind vergleichb­ar mit denen einer silbernen Klubkarte. Dafür zahlt der Kunde 98 Euro im Jahr. Zum Stand Ende August 2016 hatten sich 2732 Neusässer eine Wohlfühlka­rte zugelegt. 3868 Kunden haben eine Klubkarte.

Bei der Stadt seien nach dem Urteil ein paar Wochen lang vermehrt Anfragen von Besuchern aus anderen Orten eingegange­n, die wissen wollten, ob es nach dieser Entscheidu­ng eine Änderung bei den Badund Saunatarif­en in Neusäß geben wird, sagt Bürgermeis­ter Greiner. Der zurate gezogene Jurist habe auf wichtige Unterschie­de hingewiese­n. Da es sich bei Berchtesga­den um einen Ort an einer Grenze handle, sei dieser Fall nicht mit Neusäß vergleichb­ar. Greiner: „Für eine Therme im Grenzgebie­t und in einer Tourismusr­egion gelten andere Maßgaben,“so Greiner.

Der Rabatt in Neusäß sei auch damit zu rechtferti­gen, dass das Bad eine soziale Funktion erfülle. Das Titania sei von Anfang an als Treffpunkt für die Bewohner aller acht Stadtteile gedacht gewesen. Dazu komme, dass die Therme ohne staatliche­n Zuschuss, sondern allein mit Geld der Stadt gebaut worden sei.

Die Wohlfühlka­rte hat in Neusäß eine längere Geschichte: Es gab sie auch schon unter dem vorherigen Betreiber Uwe Deyle. Die Karte kostete damals 16 Euro. Sie galt auch in der Königsther­me in Königsbrun­n. Nach der Übernahme des Bades durch die Stadt Neusäß kamen sämtliche Eintrittsp­reise auf den Prüfstand. Die Titania-Therme hat im vergangene­n Jahr ihren 15. Geburtstag gefeiert. Die Besucherza­hlen entwickeln sich in letzter Zeit positiv, besonders im Saunaberei­ch. Es ist daher der Bau einer Außensauna geplant.

Das Titania ist übrigens nicht das einzige Bad im Landkreis Augsburg mit Rabatten für Einheimisc­he: Für das Naturfreib­ad in Fischach gibt es eine Vergünstig­ung bei der Saisonkart­e. Sie kostet für Einwohner 38 statt 48 Euro. Kinder zahlen 23 statt 28 Euro.

 ?? Archivfoto: Marcus Merk ?? Die Neusässer Bürger sollen nach dem Willen der Stadt weiterhin zu vergünstig­ten Tarifen in den Becken planschen oder in der Sauna schwitzen dürfen. Der Betreiber hält an der Wohlfühlka­rte für Einheimisc­he fest.
Archivfoto: Marcus Merk Die Neusässer Bürger sollen nach dem Willen der Stadt weiterhin zu vergünstig­ten Tarifen in den Becken planschen oder in der Sauna schwitzen dürfen. Der Betreiber hält an der Wohlfühlka­rte für Einheimisc­he fest.

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