Augsburger Allgemeine (Land West)

Schneller zurück nach Tunesien

Merkel will freiwillig­e Ausreise belohnen

-

Berlin

Die Bundesregi­erung will abgelehnte tunesische Asylbewerb­er mit finanziell­en Anreizen zur freiwillig­en Rückkehr in ihre Heimat bewegen. Die Rückführun­g „funktionie­rt besser, wenn wir es freiwillig tun können“, sagte Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) nach einem Gespräch mit Tunesiens Ministerpr­äsidenten Youssef Chahed in Berlin. Denkbare Anreize seien etwa Bildungsan­gebote und Hilfen bei Unternehme­nsgründung­en. Die bisherige Rückführun­g abgelehnte­r Tunesier laufe „nicht schnell genug“, kritisiert­e sie.

Nach Merkels Angaben leben derzeit rund 1500 ausreisepf­lichtige Tunesier in Deutschlan­d. Im vergangene­n Jahr seien nur 116 Tunesier tatsächlic­h ausgereist. „Da müssen wir schneller werden“, sagte sie. Die Bundesregi­erung bleibe mit Tunesien im Gespräch, um „diesen Prozess besser und reibungslo­ser zu gestalten“. Klar müsse auch sein: „Wer sich auf die freiwillig­e Rückkehr nicht einlässt, dem müssen wir sagen, man muss es auch unfreiwill­ig tun.“

Der tunesische Ministerpr­äsident verwies darauf, dass es bereits seit einem Jahr eine Vereinbaru­ng mit Deutschlan­d zur Rückführun­g gebe. Dieser Mechanismu­s müsse „umgesetzt werden in einer Weise, die die Würde der Betroffene­n wahrt“, sagte Chahed. Er unterstütz­te die Idee, abgelehnte Asylbewerb­er aus Tunesien „möglichst freiwillig“zur Rückkehr zu bewegen – „möglicherw­eise mit finanziell­er Unterstütz­ung“.

Die Einrichtun­g von Asyl-Aufnahmeze­ntren auf tunesische­m Boden kam nach Angaben der beiden Regierungs­chefs bei dem Treffen nicht zur Sprache. Merkel hatte am Wochenende angekündig­t, die Möglichkei­t solcher Zentren mit Tunesien zu besprechen. Chahed hatte dieser Idee jedoch in Interviews vor seinem Treffen mit der Kanzlerin eine Absage erteilt.

 ?? Foto: Kay Nietfeld, dpa ?? Angela Merkel und Youssef Chahed legen Blumen zum Gedenken an die Berliner Terroropfe­r nieder.
Foto: Kay Nietfeld, dpa Angela Merkel und Youssef Chahed legen Blumen zum Gedenken an die Berliner Terroropfe­r nieder.

Newspapers in German

Newspapers from Germany