Augsburger Allgemeine (Land West)

Drum prüfe, wer sich ewig bindet

Baufinanzi­erung Wer ein Darlehen aufnimmt, um eine Immobilie zu kaufen, ist auf gute Konditione­n angewiesen. Ein Test zeigt aber, dass viele Berater grobe Fehler bei der Berechnung machen. Das kommt die Kunden teuer zu stehen

- VON ORLA FINEGAN

Augsburg

Ein Ehepaar möchte eine Eigentumsw­ohnung kaufen, die nicht mehr als 250000 Euro kosten soll. Der Mann und die Frau haben 25 Prozent des Kaufpreise­s gespart und planen, pro Jahr drei Prozent des Kredites zu tilgen. Das Ehepaar geht zur Bank und lässt sich beraten. Was die Geldinstit­ute nicht wissen: Die beiden sind im Auftrag des Magazins Finanztest unterwegs.

Die Experten der Stiftung Warentest haben für die aktuelle Ausgabe des Heftes insgesamt 143 Beratungsg­espräche genau unter die Lupe genommen – mit teils erschrecke­nden Ergebnisse­n. Denn viele Berater leisteten sich simple Fehler und grobe Schnitzer, die am Ende den Kunden viel Geld kosten.

Die vermeintli­chen Immobilien­käufer wurden zu mehreren Filialen von 21 Banken geschickt; die Rahmenbedi­ngungen waren immer gleich. Nur den Kaufpreis passten sie an die örtliche Marktlage an. Für erfahrene Berater, so das Magazin, seien die Bedingunge­n einfach. Trotzdem haben viele der Kreditanbi­eter schon bei den ersten Schritten grobe Fehler gemacht. Zum Beispiel vergaßen einige Berater, dass für die neue Wohnung nicht nur die Kreditrate­n anfallen, sondern auch Nebenkoste­n und Hausgeld – mit bis zu 350 Euro im Monat. Andere setzten viel zu niedrige Lebenshalt­ungskosten an, sodass die Kunden nach Abschluss monatlich deutlich weniger Geld zur Verfügung hätten, als sie bräuchten. Im Gesamturte­il zeigte sich, dass jede vierte Monatsrate mehr als 100 Euro über dem Budget lag, das die Kunden zur Verfügung hatten. Gerade ser Betrag beim Wohnungska­uf schlicht fehlen, rechnen die Tester vor.

Mindestens genauso ärgerlich: eine zu hohe Kreditsumm­e. Lässt der Berater mehr als 40000 Euro Eigenkapit­al ungenutzt und stellt stattdesse­n einen Kredit über 90 Prozent des Kaufpreise­s aus, zahlt der Kreditnehm­er Zinsen, die er sich sparen könnte. Nicht nur, dass ein geringerer Eigenkapit­alanteil höhere Zinsen bedeutet, zusätzlich zahlt der Kunde Zinsen für den Teil des Kredits, den er nicht benötigt hätte.

Überhaupt, die Zinsen. Hier lohnt es sich für den Kreditnehm­er immer, genauer hinzusehen, darauf weist Finanztest ausdrückli­ch hin. Denn ein halbes Prozent Unterschie­d kann – wie im Testfall – bei langer Laufzeit und hohem Kreditbetr­ag eine Summe von 20000 Euro ausmachen.

Auch von vielen Krediten, die mit einem Bausparver­trag kombiniert waren, raten die Experten von Finanztest ab. Sie seien „komplizier­t und viel zu teuer“. Lediglich die Kombikredi­te der Frankfurte­r Volksbank und der Sparda Nürnberg könnten sich für Verbrauche­r lohnen. Abwägen, ob sich ein RiesterDar­lehen für einen Teil der Finanzieru­ng rechnet, sollten die Kunden selbst. Denn in den 143 Beratungsg­esprächen wiesen nur zehn Berater auf diese Möglichkei­t hin. „Seit 2008 können die meisten Immobilien­käufer Zulagen und oft auch Steuervort­eile erhalten, wenn sie ein RiesterDar­lehen aufnehmen“, schreibt Finanztest. Das Ergebnis der Tester fällt im Großen und Ganzen ernüchtern­d aus. Fünf Banken und Kreditverm­ittler wurden mit „gut“bewertet, gefolgt von einem breiten Mittelfeld aus „befriedige­nd“und „ausreichen­d“. Bei zwei Instituten reichten die Qualität des Angebots, die Kundeninfo­rmationen und die Begleitums­tände nur für „mangelhaft“.

 ?? Foto: Fotolia ??
Foto: Fotolia

Newspapers in German

Newspapers from Germany