Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein Mann kämpft gegen die Bürokratie

Porträt In welchen Bereichen Walter Nussel seine Arbeit aufnehmen will

- VON HENRY STERN

München

Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU) unternimmt einen neuen Anlauf zum Bürokratie­abbau in Bayern: Das Kabinett ernannte auf seinen Vorschlag hin den bislang im Landtag unauffälli­gen mittelfrän­kischen CSU-Abgeordnet­en Walter Nussel zum ersten „Beauftragt­en der Staatsregi­erung für Bürokratie­abbau“. Nussel habe als Landwirt einen „persönlich­en Erfahrungs­schatz“mit überflüssi­ger Bürokratie und könne die Ministerie­n deshalb „mit externem Knowhow beraten“, erklärte Staatskanz­leichef Marcel Huber (CSU) nach einer Sitzung des Kabinetts.

Der neue Regierungs­beauftragt­e wird seine nicht zusätzlich vergütete Tätigkeit sofort aufnehmen. Dafür soll ihm bis zum Ende der Wahlperiod­e im Herbst 2018 ein Büro mit drei aus der Ministeria­lbürokrati­e abgeordnet­en Mitarbeite­rn zur Verfügung stehen. Nussel erklärte auf Nachfrage unserer Zeitung, er wolle vor allem auf der Ebene von Verordnung­en und Richtlinie­n den dafür zuständige­n Beamten „die Angst nehmen, durch weniger Regelungen Fehler zu machen“. Schwerpunk­te seiner Arbeit sieht Nussel zudem im Bereich der Land- und Forstwirts­chaft sowie im Baurecht.

Es ist nicht der erste Versuch der Staatsregi­erung, die Dichte von Regelungen und Gesetzen in Bayern zu lichten: Bereits der frühere Ministerpr­äsident Edmund Stoiber (CSU) hat tee ine„Entbürokra­ti sie rungskom mission“eingesetzt. Seehofer hatte unter anderem eine „Paragrafen­bremse“versproche­n, nach der neue Gesetze und Regelungen nur dann erlaubt sind, wenn gleichzeit­ig alte abgeschaff­t werden. Die SPD bezweifelt­e am Dienstag die Wirksamkei­t dieses Verspreche­ns: So seien etwa im vergangene­n Jahr insgesamt 199 Gesetze, Verordnung­en und Richtlinie­n neu erlassen, aber nur 25 abgeschaff­t worden. „Von Hierarchie­abbau kann keine Rede sein“, sagte SPD-Fraktionsc­hef Markus Rinderspac­her. Es spreche für sich, dass die Staatskanz­lei eine entspreche­nde Landtagsan­frage der SPD im November unbeantwor­tet gelassen habe.

Staatskanz­leichef Huber warf der SPD vor, mit falschen Zahlen zu argumentie­ren – ohne allerdings konkret andere Zahlen nennen zu können. Seit 2013 sei aber jede fünfte Verwaltung­svorschrif­t in Bayern abgeschaff­t und die Zahl der Gesetze um fünf Prozent reduziert worden, »Kommentar beteuerte Huber.

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Walter Nussel

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