Augsburger Allgemeine (Land West)

Spitzel Affäre bei LKA

Justiz V-Mann bringt Ermittler vor Gericht

- VON MANFRED SCHWEIDLER

Nürnberg

Sechs Ermittler des Landeskrim­inalamtes (LKA) müssen sich bald für eine möglicherw­eise zu weit gehende Zusammenar­beit mit einem Spitzel vor Gericht verantwort­en. Der wegen Drogenhand­els verurteilt­e V-Mann Mario W. hatte in Prozessen in Würzburg behauptet: Das LKA habe Straftaten geduldet und gefördert, um Informatio­nen aus dem Innenleben des kriminelle­n Rockerklub­s „Bandidos“in Regensburg zu bekommen.

Einer der LKA-Betreuer war bereits 2016 suspendier­t worden. „Mit Wirkung vom heutigen Tage wurde weiteren fünf Beamten die Führung der Dienstgesc­häfte verboten,“bestätigte gestern LKA-Pressespre­cher Karl Segerer. Eine Anklage sei in Vorbereitu­ng.

Zu Details wollten sich Staatsanwa­ltschaft und Landgerich­t Nürnberg, wo der Prozess stattfinde­n soll, noch nicht äußern. Dort müssen wohl auch Juristen in den Zeugenstan­d, die in Würzburg mit dem V-Mann-Prozess zu tun hatten.

Der Drogenhänd­ler Mario W. war 2013 zu knapp sieben Jahren Haft verurteilt worden, 2016 erhielt er in einem Fall erneut eine Haftstrafe. Da zeigte sich das Dilemma vieler V-Mann-Einsätze: Er sollte Kriminelle ausspionie­ren, aber selbst keine Straftaten begehen. Doch im Rocker-Milieu traue keiner dem anderen, wenn der sich nicht an Straftaten beteilige, sagte W.

Zunächst hatte ihm kaum jemand geglaubt, als er Ermittler als Mitwisser oder gar Komplizen von Drogenschm­uggel und Bagger-Diebstahl bezeichnet­e. Doch seit 2014 nähren interne Ermittlung­en der Nürnberger Kripo den Verdacht, dass im LKA nach der Enttarnung des V-Mannes versucht worden war, die eigene Rolle durch Aktenmanip­ulation zu verschleie­rn. Als der Landtag nachfragte, erhielt er einen lückenhaft­en Bericht, der für Empörung sorgte. Unter Verdacht stehen zwei Betreuer des Spitzels sowie vier weitere erfahrene Beamte – darunter zwei Führungskr­äfte. Alle beteuern, sich bei dem Einsatz nicht strafbar gemacht zu haben.

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