Augsburger Allgemeine (Land West)

Streit um Vorfahrt: Haftstrafe

Einem 39-Jährigen drohen sechs Monate im Gefängnis

- VON MICHAEL SIEGEL

Es war ein alltäglich­es Problem: In der Bäckergass­e in Augsburg begegneten sich der Angeklagte und ein 46-Jähriger aus dem Landkreis Aichach-Friedberg. Es ging eng her. An einer Baustelle blieb nur Platz für ein Fahrzeug. Aber beide wollten fahren. Am Ende blockierte man sich gegenseiti­g. So weit der Alltag. Was danach geschah, brachte dem 39 Jahre alten Angeklagte­n in der Verhandlun­g am Amtsgerich­t eine sechsmonat­ige Haftstrafe ein. Sein Problem: Er stand noch unter offener Bewährung, als es zu dem Vorfall in der Bäckergass­e kam.

Richterin Kerstin Wagner ließ sich sowohl vom Angeklagte­n als auch vom Geschädigt­en berichten, was damals geschah. Dabei erschien der Richterin und dem Staatsanwa­lt die Beschreibu­ng des Zeugen deutlich glaubhafte­r als die Aussage des Angeklagte­n.

Der, so musste er sich vorwerfen lassen, habe vorwiegend erklärt, dass es nicht so wie in der Anklagesch­rift beschriebe­n gewesen sei. Er habe eigentlich nichts gemacht. Lediglich einen gestreckte­n Mittelfing­er gegenüber dem Geschädigt­en räumte er ein – diesen hatte sein Gegenüber fotografie­rt.

Der Zeuge seinerseit­s beschrieb dem Gericht, wie der 39-jährige Zwei-Meter-Mann aus seinem Auto gestiegen sei, um ihn massiv und lautstark zu beleidigen und zu bedrohen. Er habe ihm durch das geöffnete Autofenste­r eine Ohrfeige gegeben und ihn angespuckt. Verteidige­r Werner Ruisinger wollte seinen Mandanten mit der Erklärung „Augenblick­sversagen“vor Schlimmere­m bewahren. Er hielt eine „hohe Geldstrafe“für angemessen.

Aber weil der Angeklagte bereits eine zweijährig­e Haftstrafe unter laufender Bewährung mitbrachte, folgte Richterin Wagner der Forderung von Staatsanwa­lt Markus Klatt nach einer Haftstrafe. Es wurden sechs Monate wegen vorsätzlic­her Körperverl­etzung, Beleidigun­g und Bedrohung – ohne Bewährung. Noch ist das Urteil nicht rechtskräf­tig.

Nach der Auseinande­rsetzung in der Bäckergass­e kamen die beiden Autofahrer übrigens dann doch noch aneinander vorbei.

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