Augsburger Allgemeine (Land West)
Ignoranz bringt niemanden weiter
Seit Monaten wird in der Augsburger Werner-Egk-Grundschule und auf Verwaltungsebene diskutiert: Ist der Komponist Werner Egk als Namenspatron für eine Bildungseinrichtung tragbar oder ist sein Name zu sehr mit den Machenschaften des NS-Regimes verbunden? Nun ist es zu einer öffentlichen Diskussion gekommen – und das ist absolut begrüßenswert. Es ist gut, dass sich Augsburg dieser Frage stellt und sie nicht einfach ignoriert. Ignoranz bringt niemanden weiter.
In anderen Städten – und bislang auch in Augsburg – gilt Werner Egks Name als unbeschädigt. An Ehrenbürgerschaften und Namensgebungen von öffentlichen Einrichtungen wurde deshalb bislang nicht gerüttelt. Ein Gutachten könnte Klarheit schaffen, wie stark der Komponist einst von seinen Beziehungen zum NS-Regime profitierte, inwieweit er die Nationalsozialisten durch seine Musik auch unterstützte. Einfach wird diese Feststellung nicht werden. Es würde Zeit brauchen, bis es eine Antwort auf alle Fragen gibt. Es wäre nur verständlich, würde die Schule gar nicht erst so lange warten, sondern den Namen vorher aufgeben.
Man kann von jenem Lehrer aus Nordrhein-Westfalen halten was man will: Sein Vorschlag, den Namen Werner Egk genauer unter die Lupe zu nehmen, hat Augsburg einen Denkanstoß gegeben. Dieser reiht sich ein in die zahlreichen Aktivitäten der Erinnerungswerkstatt und Kommission Erinnerungskultur ein, die ihren Blick auf die Opfer des NS-Regimes richten. Es kann nicht schaden, bei dieser Betrachtung alle Aspekte zu berücksichtigen.