Augsburger Allgemeine (Land West)
„Wuala, spara, sterba“– so war das Leben in Adelsried
Historisches Friedrich Geiger stellt in seinem Buch dar, wie die Menschen Anfang des 20. Jahrhunderts gelebt und gearbeitet haben. Es könnte sogar eine Fortsetzung geben
Adelsried Dieses Buch vermittelt einen einzigartigen Einblick in eine Zeit, als Adelsried eine Ziegelei, einen Gemischtwarenladen und eine häusliche Wasserversorgung besaß. Es zeigt die für den schwäbischen Raum typischen Bauernhäuser und natürlich die nötigen Handwerksbetriebe.
Vor etwa 30 Jahren hat Friedrich Geiger angefangen, Material über das alte Adelsried zu sammeln. Nun hat er einen Bildband mit dem Titel „Das alte Adelsried“über Wohnen, Arbeiten und Feiern in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts veröffentlicht. „Ich habe mich schon immer gerne mit Geschichte beschäftigt“, erzählte Geiger bei der Buchvorstellung. „Als gebürtiger Adelsrieder und auch während der vielen Jahre als Gemeinderat hat mich besonders die Entwicklung unseres Dorfes interessiert und ich habe begonnen, mich intensiv damit auseinanderzusetzen.“
Auf 150 Seiten hat Geiger die typischen Häuser der damaligen Zeit zusammengetragen, damit sie nicht in Vergessenheit geraten. Die Kirche, das Wirtshaus, die Käserei, die Gemischtwarenläden und vieles mehr werden hier im Bild gezeigt. Holzmodeln zum Lehmabbau oder die einzigartige Herstellung von Zeichenkohle sind Zeugen einer Zeit, als die Selbstversorgerkultur auf den Dörfern noch gelebt wurde. Dazu gibt es auch historische Erklärungen.
Weltgeschichte gab es in Adelsried nicht, auch waren keine nennenswerten Persönlichkeiten unter den Bewohnern, die heute noch in Geschichtsbüchern zu finden wären. Aber es lebten Menschen in Adelsried, die sehr viel Arbeit hatten. Der Ausdruck „Wuala, spara, sterba“(arbeiten, sparen, sterben) kam daher nicht von ungefähr.
Und auch wenn der Ort nie direkt vom Krieg bedroht war: Die Angst, einmal von einer fehlgeleitenden Bombe getroffen zu werden, war bei den Menschen damals immer da, erzählte der sympathische Autor. Nach dem Krieg haben die Adelsrieder beinahe 80 Prozent der Häuser abgerissen und neu aufgebaut. Ausschlaggebend hierfür war die zen- trale Wasserversorgung. Zuvor war der Ziehbrunnen im Garten die einzige Möglichkeit, sich mit Wasser zu versorgen. „Man musste sozusagen jeden Tropfen Wasser ins Haus tragen.“
Mehr als drei Jahre arbeitete Friedrich Geiger an seinem Buch, unterstützt wurde er dabei von seiner Frau Elisabeth. Für ihn und für die Gemeinde stellt das Buch ein wunderbares Zeitdokument dar, denn viele Bauernhäuser stehen heute nicht mehr und die meisten der abgebildeten Menschen sind verstorben. Bürgermeisterin Erna Stegherr-Haußmann hob in ihrer Rede hervor, dass hier ein Werk entstanden ist, das in jedem Haushalt Platz finden soll.
Viele Zeitzeugen hatten sich bereits im Vorfeld als sehr hilfswillig erwiesen, sodass das Buch äußerst detailliert recherchiert und illustriert ist. Bei der Präsentation waren unter den etwa 150 Gästen auch viele, die beim Sammeln von Bildern und Informationen beteiligt gewesen waren. Überall sei er auf Interesse und freundliches Entgegenkommen gestoßen, berichtete der Autor und war sichtlich erfreut über die Resonanz bei der Vorstellung.
Der Nachmittag wurde musikalisch von der Saitenmusik umrahmt. Und auch das Enkelkind Julia von Friedrich Geiger wollte ihrem Großvater eine Freude machen und spielte gemeinsam mit ihrer Mutter Silke Geiger-Wenninger ein Stück auf der Querflöte.
Viele anregende Gespräche ergaben sich nach der Präsentation – sehr zur Freude des Autors, der noch einen Wunsch an die Zuhörer äußerte: „Es wäre schön, wenn Sie helfen herauszufinden, wer auf den Klassen- und Festtagsfotos abgebildet ist. Sollte weiteres Material zusammenkommen, wäre eine Fortsetzung der Dorfgeschichte denkbar.“O
Das Buch „Das alte Adelsried“ist zum Preis von 24,80 Euro im Bücherwurm in Adelsried und in der Gemeinde erhältlich.