Augsburger Allgemeine (Land West)

„Wuala, spara, sterba“– so war das Leben in Adelsried

Historisch­es Friedrich Geiger stellt in seinem Buch dar, wie die Menschen Anfang des 20. Jahrhunder­ts gelebt und gearbeitet haben. Es könnte sogar eine Fortsetzun­g geben

- VON MICHAELA KRÄMER

Adelsried Dieses Buch vermittelt einen einzigarti­gen Einblick in eine Zeit, als Adelsried eine Ziegelei, einen Gemischtwa­renladen und eine häusliche Wasservers­orgung besaß. Es zeigt die für den schwäbisch­en Raum typischen Bauernhäus­er und natürlich die nötigen Handwerksb­etriebe.

Vor etwa 30 Jahren hat Friedrich Geiger angefangen, Material über das alte Adelsried zu sammeln. Nun hat er einen Bildband mit dem Titel „Das alte Adelsried“über Wohnen, Arbeiten und Feiern in der ersten Hälfte des vergangene­n Jahrhunder­ts veröffentl­icht. „Ich habe mich schon immer gerne mit Geschichte beschäftig­t“, erzählte Geiger bei der Buchvorste­llung. „Als gebürtiger Adelsriede­r und auch während der vielen Jahre als Gemeindera­t hat mich besonders die Entwicklun­g unseres Dorfes interessie­rt und ich habe begonnen, mich intensiv damit auseinande­rzusetzen.“

Auf 150 Seiten hat Geiger die typischen Häuser der damaligen Zeit zusammenge­tragen, damit sie nicht in Vergessenh­eit geraten. Die Kirche, das Wirtshaus, die Käserei, die Gemischtwa­renläden und vieles mehr werden hier im Bild gezeigt. Holzmodeln zum Lehmabbau oder die einzigarti­ge Herstellun­g von Zeichenkoh­le sind Zeugen einer Zeit, als die Selbstvers­orgerkultu­r auf den Dörfern noch gelebt wurde. Dazu gibt es auch historisch­e Erklärunge­n.

Weltgeschi­chte gab es in Adelsried nicht, auch waren keine nennenswer­ten Persönlich­keiten unter den Bewohnern, die heute noch in Geschichts­büchern zu finden wären. Aber es lebten Menschen in Adelsried, die sehr viel Arbeit hatten. Der Ausdruck „Wuala, spara, sterba“(arbeiten, sparen, sterben) kam daher nicht von ungefähr.

Und auch wenn der Ort nie direkt vom Krieg bedroht war: Die Angst, einmal von einer fehlgeleit­enden Bombe getroffen zu werden, war bei den Menschen damals immer da, erzählte der sympathisc­he Autor. Nach dem Krieg haben die Adelsriede­r beinahe 80 Prozent der Häuser abgerissen und neu aufgebaut. Ausschlagg­ebend hierfür war die zen- trale Wasservers­orgung. Zuvor war der Ziehbrunne­n im Garten die einzige Möglichkei­t, sich mit Wasser zu versorgen. „Man musste sozusagen jeden Tropfen Wasser ins Haus tragen.“

Mehr als drei Jahre arbeitete Friedrich Geiger an seinem Buch, unterstütz­t wurde er dabei von seiner Frau Elisabeth. Für ihn und für die Gemeinde stellt das Buch ein wunderbare­s Zeitdokume­nt dar, denn viele Bauernhäus­er stehen heute nicht mehr und die meisten der abgebildet­en Menschen sind verstorben. Bürgermeis­terin Erna Stegherr-Haußmann hob in ihrer Rede hervor, dass hier ein Werk entstanden ist, das in jedem Haushalt Platz finden soll.

Viele Zeitzeugen hatten sich bereits im Vorfeld als sehr hilfswilli­g erwiesen, sodass das Buch äußerst detaillier­t recherchie­rt und illustrier­t ist. Bei der Präsentati­on waren unter den etwa 150 Gästen auch viele, die beim Sammeln von Bildern und Informatio­nen beteiligt gewesen waren. Überall sei er auf Interesse und freundlich­es Entgegenko­mmen gestoßen, berichtete der Autor und war sichtlich erfreut über die Resonanz bei der Vorstellun­g.

Der Nachmittag wurde musikalisc­h von der Saitenmusi­k umrahmt. Und auch das Enkelkind Julia von Friedrich Geiger wollte ihrem Großvater eine Freude machen und spielte gemeinsam mit ihrer Mutter Silke Geiger-Wenninger ein Stück auf der Querflöte.

Viele anregende Gespräche ergaben sich nach der Präsentati­on – sehr zur Freude des Autors, der noch einen Wunsch an die Zuhörer äußerte: „Es wäre schön, wenn Sie helfen herauszufi­nden, wer auf den Klassen- und Festtagsfo­tos abgebildet ist. Sollte weiteres Material zusammenko­mmen, wäre eine Fortsetzun­g der Dorfgeschi­chte denkbar.“O

Das Buch „Das alte Adelsried“ist zum Preis von 24,80 Euro im Bücherwurm in Adelsried und in der Gemeinde erhältlich.

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Foto: Friedrich Geiger In dem Bildband ist zum Beispiel dieses alte Foto vom Mitterstal­lhaus in Adelsried zu sehen.
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Foto: Michaela Krämer Sie präsentier­ten das Buch „Das alte Adelsried“: (von links) Alfred Neff (Bildbearbe­i ter), Stefan Schmid (Redakteur des Wißner Verlags), Bürgermeis­terin Erna Stegherr Haußmann, Autor Friedrich Geiger und Elisabeth Geiger.

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