Augsburger Allgemeine (Land West)

Jetzt gibt es keine Freilandei­er mehr

Umwelt Die zwölfwöchi­ge Übergangsf­rist ist abgelaufen. Wegen der Vogelgripp­e gibt es nun nur noch Eier aus Bodenhaltu­ng. So geht eine Betroffene mit der schwierige­n Situation um

- VON CLAUDIA DEENEY

Königsbrun­n Freilaufen­de Hühner sind zurzeit weder in Königsbrun­n noch anderswo in Bayern zu sehen. Aufgrund der stark grassieren­den Vogelgripp­e gab es vor zwölf Wochen die gesetzlich­e Anordnung, sämtliches eierlegend­e Federvieh in Ställen unterzubri­ngen. Nicht nur zum Schutz für die Verbrauche­r, sondern auch um Hühner, Gänse, Enten, Truthähne und andere gefiederte Artgenosse­n, vor der Ansteckung und damit dem sicheren Tod zu schützen. Die Tiere, die nicht an der Grippe sterben, müssen geschlacht­et werden, und das könnte für die Betriebe zu einer Existenzbe­drohung führen.

Karin Frisch, vom gleichnami­gen Hofladen, ist über die momentane Lage sehr besorgt, wie sie gegenüber unserer Zeitung sagte: „Wir sind ein Familienkl­ein- betrieb und leben mit unseren Hühnern und anderen Tieren zusammen. Natürlich wünschen wir uns, dass es unseren Tieren gut geht.“Es wäre fatal, wenn sich die Hühner anstecken würden. Aus diesem Grund ist das Gelände an der Ecke Landsberge­r-/Lechstraße auch zurzeit verwaist. Sämtliche Freilaufhü­hner wurden in Ställen und einem überdachte­n Wintergart­en – um wenigstens Frischluft zu schnuppern – untergebra­cht. „Das ist für uns natürlich ein Mehraufwan­d, aber für das Wohl der Hühner nötig“, sagt Frisch. Die Tiere haben auch im Stall ausreichen­d Platz, sie können Nester bauen, dort fliegen, und zur Beschäftig­ung gibt es Heusäcke und Picksteine. Eigentlich alles ganz ähnlich wie bei den Hühnern aus der Bodenhaltu­ng des Hofes. Karin Frisch hätte unter normalen Umständen auch nichts dagegen gehabt, wenn sich unsere Zeitung selbst ein Bild vom Leben der Hühner im Stall gemacht hätte, aber momentan dürfen nur wenige Menschen dort hinein, und das auch nur mit ausreichen­der Schutzklei­dung. „Nicht einmal der Tierarzt geht rein, wenn es nicht unbedingt sein muss. Wir halten ständigen telefonisc­hen Kontakt, damit wir gleich reagieren können, sollte uns ein krankes Tier auffallen“, sagt Frisch.

Seit 45 Jahren gibt es den Frisch Hofladen, aber an so eine Situation kann sich niemand erinnern. Die Vogelgripp­e gibt es zwar seit Längerem, aber bisher waren solche massiven Einschnitt­e in das Leben der Freilaufhü­hner noch nicht nötig. Ab heute muss das Team vom Hofladen die Eier, die ab Sonntag gelegt werden, neu stempeln. Statt wie in der zwölfwöchi­gen Übergangsf­rist „1 Freiland“wird auf den Eiern dann „2 Bodenhaltu­ng“zu lesen sein.

Der Qualität tue das keinen Abbruch, ist Frisch überzeugt, da auch ihre Hühner aus der Bodenhaltu­ng glückliche Hühner sind und sie nicht erkennen kann, dass die nun in den Ställen untergebra­chten Freilufthü­hner jetzt auf einmal unglücklic­her wären. Trotzdem ist sie froh, wenn die Tiere wieder rausdürfen, auch wenn es momentan keine Entwarnung gibt und keiner sagen kann, ab wann die Stallpflic­ht wieder ausgesetzt wird.

Frisch hofft, dass mit dem Frühjahr und milderen Temperatur­en die Grippevire­n ihre Kraft verlieren und dann das derzeit recht kahle Gelände wieder von den Hühnern bevölkert wird. Bis dahin werden auch die Süßkartoff­eln dort wieder wachsen. Die sehen zwar nicht gerade aus, wie sich der Laie ein passendes Umfeld für Hühner vorstellt, weiß Frisch, erklärt aber: „Diese Pflanze wächst hoch und das ist wichtig, weil das Huhn Angst vor Greifvögel­n hat und daher Schutz sucht.“Außerdem scharren und picken die Hühner eigentlich ununterbro­chen, und jede grüne Wiese wird innerhalb kürzester Zeit ein Acker.

Ob die Stallpflic­ht nach diesem Jahr nie mehr kommen wird, bezweifelt Frisch. Sie fürchtet, dass das nicht das letzte Mal gewesen ist.

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Foto: Claudia Deeney Karin Frisch steht auf der Wiese vor dem Gelände Ecke Landsberge­r /Lechfeldst­raße, wo sich sonst die Freilandhü­hner des Frisch Hofladens tummeln.
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Symbolfoto: Christian Gall Die Hühner dürfen nicht mehr nach draußen.

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