Augsburger Allgemeine (Land West)

Kehrtwende in der Nahostpoli­tik

USA Warum Trump nicht mehr auf Zwei-Staaten-Lösung besteht

-

US-Präsident Donald Trump rückt von jahrzehnte­lang gültigen Fundamente­n der internatio­nalen Nahostpoli­tik ab. Bei einem Treffen mit dem israelisch­en Ministerpr­äsidenten Benjamin Netanjahu machte er am Mittwoch in Washington deutlich, dass er in der Zwei-Staaten-Lösung nicht die Grundvorau­ssetzung des Friedenspr­ozesses zwischen Israelis und Palästinen­sern sieht. Er könne sowohl mit einer Zwei-Staaten-Lösung als auch mit nur einem Staat leben, sagte Trump. Er werde mit jener Lösung einverstan­den sein, die „beide Verhandlun­gsparteien mögen“. Bereits am Vortag hatte ein US-Regierungs­mitarbeite­r angekündig­t, dass die USA den Konfliktpa­rteien nicht länger „die Bedingunge­n des Friedens diktieren“wollten. Netanjahu bekräftigt­e bei der Pressekonf­erenz mit Trump, dass die Palästinen­ser als Vorbedingu­ngen des Friedenspr­ozesses den „jüdischen Staat“sowie die Sicherheit­sinteresse­n Israels westlich des Jordans anerkennen müssten.

Der Kursschwen­k der USA löste heftige Proteste aus. Dies sei dem Frieden nicht dienlich, sagte Hanan Aschrawi, Mitglied des Exekutivko­mitees der Palästinen­sischen Befreiungs­organisati­on (PLO). Die radikalisl­amische Hamas sah sich darin bestätigt, „dass der sogenannte Friedenspr­ozess eine Illusion ist“. In Berlin betonte Regierungs­sprecher Steffen Seibert, für Deutschlan­d bleibe die Zwei-Staaten-Lösung der „Grundpfeil­er“.

Bei der Siedlungsp­olitik ermahnte Trump Netanjahu zur Zurückhalt­ung. „Ich würde gerne sehen, dass Sie bei den Siedlungen ein bisschen bremsen.“Die internatio­nale Gemeinscha­ft betrachtet die Ausweitung jüdischer Siedlungen in den Gebieten, welche die Palästinen­ser für ihren Staat beanspruch­en, als Blockade des Friedenspr­ozesses.

Nicht nur mit der Kehrtwende in der Nahostpoli­tik macht Trump Schlagzeil­en. Die US-Regierung gerät in der Affäre um die RusslandKo­ntakte von Vertrauten des USPräsiden­ten weiter unter Druck. Mehrere Mitarbeite­r des TrumpWahlk­ampfteams hätten in Verbindung mit russischen Geheimdien­stmitarbei­tern gestanden, berichtete die New York Times. Abgefangen­e Telefonate belegten, dass Mitarbeite­r aus Trumps Team Kontakt mit russischen Geheimdien­stlern hatten. Inzwischen wurde bekannt, dass das FBI den Nationalen Sicherheit­sberater Michael Flynn schon kurz nach Trumps Amtsantrit­t befragt hatte. Die Beamten hätten den Eindruck gewonnen, Flynn sei nicht ganz offen gewesen. Der Berater Trumps war am Montag wegen falscher Angaben über Telefonate mit dem russischen Botschafte­r zurückgetr­eten. Präsidente­nsprecher Sean Spicer sagte als Reaktion auf Spekulatio­nen, ob Trump Flynn den Auftrag für die Gespräche gegeben habe: „Nein, absolut nicht. Nein, nein, nein.“

Jenseits der Russland-Affäre gibt es noch mehr schlechte Nahrichten für Trump: Sein Kandidat für das Arbeitsmin­isterium, Andrew Puzder, verzichtet auf das Amt.

 ?? Foto: afp ?? Donald Trump ermahnte Benjamin Ne tanjahu zu mehr Zurückhalt­ung bei der Siedlungsp­olitik.
Foto: afp Donald Trump ermahnte Benjamin Ne tanjahu zu mehr Zurückhalt­ung bei der Siedlungsp­olitik.

Newspapers in German

Newspapers from Germany