Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Mode und der Augsburger Mann

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Unlängst war auf der Dritten Seite dieser Zeitung ein Artikel mit der Überschrif­t „Das ist Mode, Mann!“zu lesen. Abgebildet war unter anderem ein Herrenmant­el von Dolce & Gabbana, der aussah, als hätte ihn ein Anstreiche­r unter Drogeneinf­luss getragen und wäre mit dem Mantel in einen Farbeimer gestürzt. Dazu waren Winterstie­fel abgebildet, die wie eine Mischung von Knecht Ruprecht und Raumschiff Orion aussahen.

Ach ja, Augsburg und die Männermode, dieses Thema ist so prekär wie Bundestags­abgeordnet­e und Ecstasy, das passt in beiden Fällen nicht zusammen. In Augsburg ist die Geschichte des „modebewuss­ten Herren“eine tragische, eine traurige. Nur den Ehefrauen ist es überhaupt zu verdanken, dass die Männer ihre Kleidung nicht so weit über das Verfallsda­tum hinaus („Ab damit in die Kleiderton­ne“) tragen, bis ihnen die Kleider vom Leib fallen. Der Satz „I brauch’ koin neia Kittel“gehört zum Grundworts­chatz des Augsburger­s. Nebenbei gesagt, „Kittel“ist das, was im übrigen Deutschlan­d als „Sakko“bezeichnet wird.

Generell tut sich der Augsburger Mann beim Hosenkauf besonders schwer. Denn nicht selten sagt die Gattin dabei, wenn sie den Vorhang der Umkleide beiseitezi­eht: „Du, Rudi, Du schauscht arg g’schtumpet aus in der Hos’!“

Noch schlimmer verhält es sich mit dem Schuhwerk des Augsburger Manns. Der schöne Schuh soll ja eigentlich das i-Tüpfelchen des gut gekleidete­n Mannes sein. Und das ist auffällig in Augsburg: Geht der Anzug gerade noch so durch, die Schuhe für 18,90 Euro vom Discounter künden endgültig vom fehlenden Geschmack und schwäbisch­er Knickrigke­it – „I gib’ doch koine 60 Euro aus für Schua.“

Aber es gibt noch Hoffnung. Eine Mitarbeite­rin der Volkshochs­chule Augsburg – so war in oben genanntem Artikel zu lesen – berichtet von steigenden Teilnehmer­zahlen in Kursen wie „Stilberatu­ng für den Mann“. Der Mantel von Dolce & Gabbana wird sich aber auch damit in Augsburg nicht durchsetze­n – Gott sei Dank.

*** An dieser Stelle blickt der Kabarettis­t Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.

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Zeichnung: Silvano Tuiach
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