Augsburger Allgemeine (Land West)

Grünes Licht für Bullenmast bei Lettenbach

Entscheidu­ng Das Landratsam­t Augsburg hat keine rechtliche­n Bedenken. Das Ja zum Bauantrag ist nun sicher. Warum der Gemeinde ein anderer Standort lieber wäre. Doch wie ist der Weg dahin?

- VON JANA TALLEVI

Diedorf

Es ist ein Projekt, dass dem Diedorfer Gemeindera­t überhaupt nicht gefällt und dass er bislang immer wieder abgelehnt hat: der Aussiedler­hof mit Bullenmast­stall und Direktverm­arktung an der Lindenstra­ße zwischen Diedorf und Lettenbach. Nun hat das Vorhaben aber eine wichtige Hürde genommen: Es kann und muss in dieser Form genehmigt werden. Das teilt jetzt das Landratsam­t Augsburg mit. Inzwischen hätten die Investoren, die landwirtsc­haftlichen Unternehme­r Alois und Johannes Rittel, alle noch fehlenden Unterlagen eingereich­t oder ergänzt, sodass nun sämtliche beteiligte­n Fachstelle­n dem Vorhaben zustimmen können. Besonders die immissions­rechtliche­n Richtwerte würden eingehalte­n, betont das Landratsam­t. Das bedeutet: Geruch und Lärm belästigen die Nachbarn nicht mehr als erlaubt. In den vergangene­n Jahren ist in der Nähe des geplanten Aussiedler­hofs ein Neubaugebi­et rund um die Bonchamper Straße entstanden. Die Immissione­n werden auch für eine schon vorgesehen­e Erweiterun­g dieses Baugebiets eingehalte­n. Die Investoren planen auf knapp zwei Hektar Fläche eine Bullenmast für etwa 140 Tiere und 30 Kälber, dazu unter anderem ein Fahrsilo und Güllegrube­n sowie eine landwirtsc­haftliche Mehrzweckh­alle in Richtung Seniorenwo­hnanlage.

Was jetzt noch fehlt, ist das Ja des Diedorfer Gemeindera­ts zu dem Vorhaben. Wie mehrfach berichtet, haben sich Gemeindera­t und Bauausschu­ss bislang immer gegen das Vorhaben ausgesproc­hen. Hauptargum­ent war die Belastung der Nachbarn. Die Genehmigun­gsbe- hörde ist jedoch nicht die Gemeinde Diedorf, sondern das Landratsam­t. Sollte der Gemeindera­t, der sich nun erneut mit dem Plan des Aussiedler­hofs befassen muss, den Bau wiederum ablehnen, dann kann das Nein einfach durch das Ja des Landratsam­ts ersetzt werden.

Falls sich nicht in der Zwischenze­it die Rechtslage ändert. Denn mit dem Gelände zwischen den beiden Ortsteilen hat die Gemeinde Diedorf inzwischen eigene Pläne. Im Rahmen der Neuaufstel­lung des Flächennut­zungsplans soll dort auf gut neun Hektar Fläche Bauland ausgewiese­n werden, sowohl nördlich wie südlich der Lindenstra­ße. Unter anderem soll in dem Bebauungsp­lan eine Erweiterun­g des Aufzuchtbe­triebs der Gärtnerei Wörner enthalten sein, eventuell zusätzlich­e Seniorenwo­hnungen und auf jeden Fall eine Frischluft­schneise. Nicht vorgesehen ist vonseiten der Gemeinde Diedorf dabei der Aussiedler­hof. Der Schönheits­fehler in der Planung: Das komplette Gebiet, um das es geht, gehört der Familie Rittel. Und dass sie als Eigentümer nicht einmal in die Planungen für das Baugebiet einbezogen wurden, das stößt ihnen nun auf. „Die Grundstück­sbesitzer wurden vorher nicht einmal informiert, um sich dazu zu äußern. Ob diese Maßnahme für den Markt Diedorf überhaupt sinnvoll ist, ist eine andere Sache und wird in allen Faktoren zu prüfen sein.“

Mehr als befremdlic­h sei zudem, so die Rittels, dass sich die Gemeinde in den vergangene­n Jahren einerseits auf Sitzungen mehrfach mit dem Aussiedlun­gsvorhaben befasst hatte und nun, „kurz vor der Genehmigun­g versucht, das Vorhaben zu torpediere­n“, so die Rittels. Sie beziehen sich dabei auf das Thema Bebauungsp­lan. Denn wird der innerhalb der nächsten zwei Monate auf den Weg gebracht, dann könnte die Marktgemei­nde den landwirtsc­haftlichen Bauantrag ein Jahr zurückstel­len oder sogar mit einer Veränderun­gssperre die tatsächlic­he Baugenehmi­gung zwei oder drei Jahre hinauszöge­rn. In dieser Zeit könnten neue Verhandlun­gen mit den Investoren stattfinde­n, so Bürgermeis­ter Peter Högg. Er setzt bislang auf Gespräche und sucht in der Zwischenze­it mögliche Tauschfläc­hen für den Aussiedler­hof, etwa in der Nähe der B300 in Richtung Gessertsha­usen. Die Rittels beschweren sich aber über das Vorgehen der Gemeinde, das aus ihrer Sicht nicht offen und transparen­t ist, sondern erhebliche Schäden für die Betroffene­n bringe und von einem schlechten Umgang mit dem Gemeindebü­rger zeuge. Und die Unternehme­r machen eines ganz klar: „Unsere Flächen werden für eine nachhaltig­e Bewirtscha­ftung unseres landwirtsc­haftlichen Betriebs benötigt, südlich und nördlich der Lindenstra­ße, sie stehen für Baumaßnahm­en nicht zur Verfügung.“

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Archivfoto: Bernhard Weizenegge­r Eine Bullenzuch­t mit Direktverm­arktung will ein landwirtsc­haftlicher Investor zwischen Diedorf und Lettenbach in einem Aussied lungsbetri­eb einrichten. Der Gemeinde wäre ein anderer Standort lieber.
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