Augsburger Allgemeine (Land West)
Grünes Licht für Bullenmast bei Lettenbach
Entscheidung Das Landratsamt Augsburg hat keine rechtlichen Bedenken. Das Ja zum Bauantrag ist nun sicher. Warum der Gemeinde ein anderer Standort lieber wäre. Doch wie ist der Weg dahin?
Diedorf
Es ist ein Projekt, dass dem Diedorfer Gemeinderat überhaupt nicht gefällt und dass er bislang immer wieder abgelehnt hat: der Aussiedlerhof mit Bullenmaststall und Direktvermarktung an der Lindenstraße zwischen Diedorf und Lettenbach. Nun hat das Vorhaben aber eine wichtige Hürde genommen: Es kann und muss in dieser Form genehmigt werden. Das teilt jetzt das Landratsamt Augsburg mit. Inzwischen hätten die Investoren, die landwirtschaftlichen Unternehmer Alois und Johannes Rittel, alle noch fehlenden Unterlagen eingereicht oder ergänzt, sodass nun sämtliche beteiligten Fachstellen dem Vorhaben zustimmen können. Besonders die immissionsrechtlichen Richtwerte würden eingehalten, betont das Landratsamt. Das bedeutet: Geruch und Lärm belästigen die Nachbarn nicht mehr als erlaubt. In den vergangenen Jahren ist in der Nähe des geplanten Aussiedlerhofs ein Neubaugebiet rund um die Bonchamper Straße entstanden. Die Immissionen werden auch für eine schon vorgesehene Erweiterung dieses Baugebiets eingehalten. Die Investoren planen auf knapp zwei Hektar Fläche eine Bullenmast für etwa 140 Tiere und 30 Kälber, dazu unter anderem ein Fahrsilo und Güllegruben sowie eine landwirtschaftliche Mehrzweckhalle in Richtung Seniorenwohnanlage.
Was jetzt noch fehlt, ist das Ja des Diedorfer Gemeinderats zu dem Vorhaben. Wie mehrfach berichtet, haben sich Gemeinderat und Bauausschuss bislang immer gegen das Vorhaben ausgesprochen. Hauptargument war die Belastung der Nachbarn. Die Genehmigungsbe- hörde ist jedoch nicht die Gemeinde Diedorf, sondern das Landratsamt. Sollte der Gemeinderat, der sich nun erneut mit dem Plan des Aussiedlerhofs befassen muss, den Bau wiederum ablehnen, dann kann das Nein einfach durch das Ja des Landratsamts ersetzt werden.
Falls sich nicht in der Zwischenzeit die Rechtslage ändert. Denn mit dem Gelände zwischen den beiden Ortsteilen hat die Gemeinde Diedorf inzwischen eigene Pläne. Im Rahmen der Neuaufstellung des Flächennutzungsplans soll dort auf gut neun Hektar Fläche Bauland ausgewiesen werden, sowohl nördlich wie südlich der Lindenstraße. Unter anderem soll in dem Bebauungsplan eine Erweiterung des Aufzuchtbetriebs der Gärtnerei Wörner enthalten sein, eventuell zusätzliche Seniorenwohnungen und auf jeden Fall eine Frischluftschneise. Nicht vorgesehen ist vonseiten der Gemeinde Diedorf dabei der Aussiedlerhof. Der Schönheitsfehler in der Planung: Das komplette Gebiet, um das es geht, gehört der Familie Rittel. Und dass sie als Eigentümer nicht einmal in die Planungen für das Baugebiet einbezogen wurden, das stößt ihnen nun auf. „Die Grundstücksbesitzer wurden vorher nicht einmal informiert, um sich dazu zu äußern. Ob diese Maßnahme für den Markt Diedorf überhaupt sinnvoll ist, ist eine andere Sache und wird in allen Faktoren zu prüfen sein.“
Mehr als befremdlich sei zudem, so die Rittels, dass sich die Gemeinde in den vergangenen Jahren einerseits auf Sitzungen mehrfach mit dem Aussiedlungsvorhaben befasst hatte und nun, „kurz vor der Genehmigung versucht, das Vorhaben zu torpedieren“, so die Rittels. Sie beziehen sich dabei auf das Thema Bebauungsplan. Denn wird der innerhalb der nächsten zwei Monate auf den Weg gebracht, dann könnte die Marktgemeinde den landwirtschaftlichen Bauantrag ein Jahr zurückstellen oder sogar mit einer Veränderungssperre die tatsächliche Baugenehmigung zwei oder drei Jahre hinauszögern. In dieser Zeit könnten neue Verhandlungen mit den Investoren stattfinden, so Bürgermeister Peter Högg. Er setzt bislang auf Gespräche und sucht in der Zwischenzeit mögliche Tauschflächen für den Aussiedlerhof, etwa in der Nähe der B300 in Richtung Gessertshausen. Die Rittels beschweren sich aber über das Vorgehen der Gemeinde, das aus ihrer Sicht nicht offen und transparent ist, sondern erhebliche Schäden für die Betroffenen bringe und von einem schlechten Umgang mit dem Gemeindebürger zeuge. Und die Unternehmer machen eines ganz klar: „Unsere Flächen werden für eine nachhaltige Bewirtschaftung unseres landwirtschaftlichen Betriebs benötigt, südlich und nördlich der Lindenstraße, sie stehen für Baumaßnahmen nicht zur Verfügung.“