Augsburger Allgemeine (Land West)
Suppenküche im Freien
Kindergarten Die Kita Villa Kunterbunt dreht für einen Tag Strom und Heizung ab. Die Kinder machen mit und jammern keineswegs
An diesem Morgen ist etwas in der Gruppe Schatzkiste des Kindergartens Villa Kunterbunt anders als sonst: Es ist kalt, sowohl außen als auch innen. Der Grund ist das Projekt „Kien“– Kitas und Energiewende. Für einen Tag werden die Heizung und der Strom abgeschaltet, um die Kinder mit dem Thema Energie vertraut zu machen.
Florian Botzler von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und drei Erzieherinnen sind da, um die Kinder aus fünf Gruppen durch den Tag zu begleiten. Im Vordergrund steht vor allem, dass die Kinder selbst entdecken sollen, wofür man alles Strom benötigt und wie man ohne auskommt.
Noch bevor Florian Botzler den Strom abstellt, will er von den Kindern wissen, ob sie überhaupt wissen woher Strom komme. Dass Energie unter anderem von Windrädern produziert wird, wissen sie zwar nicht, aber dafür, dass er mit- hilfe von Leitungen transportiert wird. Um 9.20 Uhr ist es dann so weit und Botzler schaltet unter neugierigen Kinderblicken den Strom am Kasten ab. Als Erstes fällt den Kindern auf, dass das Licht nicht mehr geht und es nun etwas dunkler ist in den Räumen der Kita.
Dass die Kinder selber entdecken, wofür Energie gebraucht wird, sei Teil des Projekts, erklärt Botzler. „Es ist wichtig, dass der Tagesablauf so gut es geht eingehalten wird.“Dazu gehört im Kindergarten für einige auch das warme Mittagessen. Schnell bemerken die Kinder, dass kochen ohne Strom gar nicht so einfach ist. Botzler hat einen Holzofen mitgebracht und die Kinder von zu Hause Holz. Gemeinsam bereiten sie darauf im Freien eine warme Nudelsuppe zu.
Damit den Kindern auch drinnen beim Spielen nicht kalt wird, hat Botzler Decken und Wärmflaschen dabei. Doch nicht alle Kinder wissen, wie man eine Wärmflasche heiß bekommt: Die Ideen reichen von „Wir halten sie über den Wasserdampf“bis hin zu „Wir schmeißen die Wärmflaschen einfach ins kochende Wasser“. Botzler zeigt ihnen, wie es richtig geht: Mit Holz wird Wasser in einem Topf erwärmt und das kochende Wasser in eine Wärmflasche gefüllt.
Die Kinder sind sichtlich begeistert von den anderen Umständen an diesem Tag und obwohl es ziemlich kalt ist, beschweren sie sich kein einziges Mal über die Kälte. Gespannt hören sie Florian Botzler zu, was er sagt, bringen eigene Ideen ein und entdecken immer wieder neue Sachen, die ohne Strom nicht funktionieren. Eine Folge, die sich die Projektleiter erhoffen, ist, dass das Bewusstsein für Energie auch bei den Eltern und Kommunen wächst. Entstanden ist das Projekt an der Leuphana Universität Lüneburg mit der Hochschule WeihenstephanTriesdorf als Kooperationspartner und durchgeführt wird es in mehreren Kitas in Norddeutschland und Bayern.