Augsburger Allgemeine (Land West)

Endlich eine eigene Moschee

Neubau Die Ahmadiyya-Gemeinde bezieht bald ihr Gebetshaus in Oberhausen. Warum so viel Zeit zwischen den ersten Plänen und der Fertigstel­lung verstriche­n ist und warum ein Vorfall die Freude trübt

- VON ANDREA BAUMANN

Derartige Szenen sind gerade vielerorts bei Neubauten zu beobachten: Im Freien verlegen Arbeiter Pflasterst­eine, während ein Bagger für den nächsten Einsatz bereit steht. Im Inneren, wo weitere Männer umherwusel­n, sind Gerüste aufgestell­t. Die Baustelle in der Donauwörth­er Straße gegenüber der PaulRenz-Sportanlag­e ist dennoch etwas Besonderes. Schon optisch hebt sich das Gebäude mit einer Kuppel und einem Türmchen von seiner Umgebung ab. Es handelt sich um die Moschee der Ahmadiyya-Gemeinde. Sie steht kurz vor der Fertigstel­lung. „Unser Ziel ist es, hier noch im Februar das erste Freitagsge­bet abzuhalten“, sagt Sajid Mahmood, Präsident der islamische­n Gruppierun­g in Augsburg.

Die hellgelbe Fassade unter der Kuppel ist von einer Folie abgedeckt: Hier ist noch blass die Schmierere­i mit den Worten „Wer baut Kirchen in der Türkei – Deutsche wacht auf“, zu erkennen, die kürzlich für Aufregung sorgte (wir berichtete­n). Die Gemeinde hat versucht, die Buchstaben zu entfernen. Neu gestrichen werden soll die Wand erst im Frühjahr. Auf jeden Fall vor der offizielle­n Eröffnungs­feier voraussich­tlich im April, zu dem die Ahmadiyyas ihr Oberhaupt Hadhrat Mirza Masroor Ahmad erwarten.

Eigentlich wollten die rund 150 Mitglieder längst in ihrer Moschee beten. „Die ersten Gespräche liegen rund zehn Jahre zurück“, erinnert sich der frühere Präsident Ahmad Naseer. Der Verzicht auf das von den Oberhauser­n unerwünsch­te Minarett löste nicht alle Probleme. Differenze­n mit den Nachbarn, die teilweise vor Gericht beigelegt werden mussten, sowie ein fehlender Kanalansch­luss, führten dazu, dass zwischen der Grundstein­legung in der Donauwörth­er Straße und dem bevorstehe­nden Einzug fast siebeneinh­alb Jahre verstriche­n. Mit den hinterhalb lebenden Nachbarn sieht sich die Gemeinde auf einem guten Weg. Auch Bauleiter Saeed Gessler von der Ahmadiyya-Zentrale in Frankfurt hofft, dass die an der Grundstück­sgrenze vorgesehen­e Mauer vielleicht gar nicht gebaut werden muss, da sich die Geräuschen­twicklung in Grenzen halten dürfte.

Das Gros der Aktivitäte­n soll sich ohnehin im Inneren des Neubaus abspielen: Herzstück der BaitulNase­er-Moschee sind die beiden – nach Geschlecht­ern getrennten – Gebetsräum­e. Der Iman wird bei den Männern sein, die Gebete werden in den Frauenraum übertragen. Hinzu kommen ein Multifunkt­ionsraum, eine Teeküche und Sanitäranl­agen. Das Gotteshaus soll zwar an allen Tagen geöffnet sein, doch vor allem zu den Freitags- und Feiertagsg­ebeten erwartet die Gemeinde etwa 80 Gläubige. „Wir wollen auch, dass die Nachbarn uns kennenlern­en“, betont Präsident Mahmood. Im Anschluss an die offizielle Eröffnung sollen sie und andere Interessie­rte eingeladen werden. Bis zum Einzug ist die Gemeinde „heimatlos“. Um Kosten zu sparen, hat sie ihre bisherigen Gebets- und Aufenthalt­sräume in einem Hinterhof in Pfersee bereits aufgegeben. Den Bau der 600000 Euro teuren Moschee in Oberhausen finanziert Ahmadiyya komplett aus Eigenmitte­ln, darunter sind auch Spenden der örtlichen Mitglieder.

Ein Großteil der Gläubigen im Raum Augsburg stammt ursprüngli­ch aus Pakistan. Die Religionsg­emeinschaf­t hat ihren Ursprung jedoch in Indien. Sie sieht sich als friedliebe­nde Reformgeme­inde, deren Gründer den Islam von seinen Verkrustun­gen befreit habe. Die internen Regeln sind aber streng: Für die Frauen gilt das Kopftuchge­bot.

Deutschlan­dweit hat Ahmadiyya rund 40000 Mitglieder. In bislang rund 40 Städten konnte die Gemeinde repräsenta­tive Moscheen beziehungs­weise Gebetshäus­er bauen. Teilweise mieten die Gläubigen, wie bis vor kurzem auch in Augsburg, Räume an. O

Den Vandalismu­s an der neuen Moschee nimmt die Ahhma diyya Jugendorga­nisation zum Anlass für einen Gesprächsa­bend am Donnerstag, 23. Februar, von 17 bis 20 Uhr im Alt stadt Café, Judenberg 6. Die Moslems wollen mit der Bevölkerun­g über „Die Bedeutung von Kirchen, Synagogen, Mo scheen und anderen Gotteshäus­ern im Islam“diskutiere­n und Fragen beant worten.

Diskussion

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Fotos: Annette Zoepf Zeshan Ahmad, Bauleiter Saeed Gessler, Sajid Mahmood und Imtiaz Ahmad (von links) von der Ahmadiyya Gemeinde freuen sich auf die baldige Inbetriebn­ahme ihrer Moschee an der Donauwörth­er Straße.
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Blick in den mit einer Kuppel ausgestat teten Gebetsraum der Männer, in dem noch ein Gerüst steht.

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