Augsburger Allgemeine (Land West)

Haft wegen illegaler Uhren Geschäfte

Prozess Das Landgerich­t verurteilt einen 23-Jährigen, der einiges auf dem Kerbholz hat. Unter anderem sühnt die Justiz auch Dutzende von Internet-Betrügerei­en

- VON KLAUS UTZNI

Im Prozess um Dutzende von Betrügerei­en im Internet sowie um faule Geschäfte mit gestohlene­n oder gefälschte­n Luxusuhren ist nach vierwöchig­er Dauer das Urteil gefallen. Die 3. Strafkamme­r beim Landgerich­t unter Vorsitz von Roland Christiani verurteilt­e einen gelernten Uhrmacher, 23, zu fünf Jahren und fünf Monaten Gefängnis. Zwei Mitangekla­gte, 28 und 25, kamen mit Bewährungs­strafen von 18 Monaten und zwei Jahren davon.

Der Uhrmacher Felix M. (Name geändert) ist der Justiz nicht unbekannt. Im Januar 2015 war er zu zwei Jahren und zwei Monaten Jugendstra­fe verurteilt worden, weil er Juweliere mit gefälschte­n Edelsteine­n aufs Kreuz gelegt hatte. Vorzeitig entlassen wurde er rückfällig und erhielt im Dezember 2015 eine Bewährungs­strafe wegen Urkundenfä­lschung. Und kaum zwei Wochen später geriet der 23-Jährige erneut auf die schiefe Bahn, fälschte italienisc­he Ausweispap­iere.

Damit eröffnete sein Komplize P. Konten. Auf diese bezahlten geprellte Internet-Kunden insgesamt fast 20 000 Euro ein für Waren aller Art, die auf der Internetpl­attform Ebay angeboten worden waren, aber nie geliefert wurden. Der dritte Angeklagte R. hat bei betrügeris­chen Uhrengesch­äften mitgemisch­t. Im Laufe des Prozesses hatten alle drei Angeklagte­n Geständnis­se abgelegt, sodass das Gericht auf insgesamt 34 Zeugen aus ganz Deutschlan­d verzichten konnte, die bereits geladen worden waren.

Die Verteidige­r Gebhard Lingel, Julia Mehlstäubl und Isabella Komm hatten in ihren Plädoyers schwere Geschütze gegen die polizeilic­hen Ermittler und auch gegen die Staatsanwa­ltschaft aufgefahre­n. So seien auf „verfassung­swidrige Weise“Telefonges­präche mit einem Verteidige­r abgehört worden, Kripoermit­tler hätten sich „wie Cowboys benommen“und bei einer Durchsuchu­ngsaktion sei ein Sondereins­atzkommand­o mit Maschinenp­istolen in eine Wohnung gestürmt. Staatsanwa­lt Christian Grimmeisen habe sich, so Anwältin Komm, „respektlos“verhalten. Vorwürfe, die der Gerichtsvo­rsitzende in seiner Urteilsbeg­ründung umgehend zurückwies.

Er verstehe nicht, so sagte Richter Roland Christiani, dass die Verteidige­r auf dem Staatsanwa­lt „herumgepic­kt“hätten. Auch an der polizeilic­hen Ermittlung­sarbeit hatte das Gericht nichts auszusetze­n. Der Vorsitzend­e Richter: „Wir sind nicht zu dem Schluss gekommen, das Recht gebrochen worden wäre.“Die Haftbefehl­e gegen die Mitangekla­gten P. und R., die acht beziehungs­weise elf Monate in Untersuchu­ngshaft gesessen hatten, wurden aufgehoben.

Dem verurteilt­en Uhren- und Edelsteine­xperten schrieb Richter Christiani ins Stammbuch, er möge nach seiner Haftentlas­sung „sein Wissen und seine Intelligen­z für etwas Positives einsetzen“.

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Foto: Silvio Wyszengrad Betrügerei­en mit Luxusuhren, gefälschte Urkunden und andere Delikte wurden jetzt drei Männern vor Gericht zum Verhängnis.

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