Augsburger Allgemeine (Land West)
Trump trumpft im Fasching auf
Trend Sich mit blonder Perücke zu verkleiden ist der letzte Schrei. Was an Kostümen geht und was nicht
Ein amerikanischer Präsident als Faschingsstar? Donald Trump ist dies in den ersten vier Wochen seiner Amtszeit bereits gelungen. Auf Faschingsveranstaltungen werden derzeit regelmäßig als Trump verkleidete Narren gesichtet.
„Es war bisher immer mindestens einer im Publikum“, hat Julian Poppe festgestellt, der noch bis zum Sonntag den amerikanischen Präsidenten bei der Nummer „Stadtretter“auf der Gersthofer Kol-La spielt. „Als wir den Text dafür schrieben, war es wegen der allgemeinen Presselage einfach naheliegend, ihn einzubauen.“Der Amerikaner tritt dort als neuer Käufer des Gersthofer Lochs auf, der nach dem New Yorker Vorbild einen riesigen Tower errichten möchte. „Ihn zu spielen ist nicht einfach“, so Poppe. Er habe seine Sprechweise und Gestik bei der Antrittsrede studiert, sich aber auch Parodien auf den Mann angesehen. Seine Auftritte als der umstrittene Politiker beschränkt er aber auf die KolLa-Vorstellungen. „Wenn die vorbei sind, und ich dann Faschingsveranstaltungen besuche, mache ich dann etwas richtig Lustiges.“Max Lenz pausiert heuer als Aktiver bei der Kol-La. Dennoch besuchte er die Faschingssitzungen – als Trump verkleidet – und seine Familie und Freunde unterstützten ihn als „Wähler“sowie Ivanka und Melania. Im Internet besorgte er sich Krawatte und US-Aufkleber. Maske und Perücke ließ er sich professionell anlegen. Auch er studierte die Mimik des Präsidenten. „Man muss den Humor nutzen, um das aufzuarbeiten, was gerade passiert.“So maskiert ging er auf die große schwäbische Faschingssitzung in Memmingen, begleitet vom früheren Gersthofer Stadtrat Georg Aman als Angela Merkel.
Gersthofens Kulturreferent Helmut Gieber reizte die Frisur: „Ich wollte sie mit meinen eigenen Haaren und ohne Perücke hinkriegen.“Im Internet fand er dazu eine FrisierAnleitung. Hinzu kam ein Namensschild „Mr. President Trump(eltier)“. Auf einem Plakat forderte er „Make Gerschthofen great again, too“. Unterstützt wurde er von seiner Partnerin als Freiheitsstatue mit Sonnenbrille – um nicht sehen zu müssen, was in Amerika passiert.
Bei den Händlern ist in diesem Jahr die Nachfrage nach der TrumpMaske groß. Der Spielwarenhändler „Spiel und Freizeit“in Gersthofen hatte gar nicht erst die Möglichkeit, die Maske mit ins Sortiment zu nehmen. Abteilungsleiter Florian Thalmeir erklärt: „Als wir bei unserem Hersteller für Faschingskostüme nachgefragt haben, war das DonaldTrump-Kostüm bereits ausverkauft.“Dass viele Leute sich so verkleiden wollen, sei ihm von vornherein klar gewesen. Neben einer Maske des amerikanischen Präsidenten gibt es noch einen anderen Trend, der in diesem Jahr ganz weit vorne liegt: „Steampunk“. Dabei werden Kostüme aus dem viktorianischen Zeitalter mit mechanischen Elementen wie Uhrwerk oder Zahnrädern kombiniert. Die Kostüme im RetroLook sind bei Männern und Frauen gleichermaßen beliebt. „Und natürlich die Klassiker, wie Indianer und Polizisten“, stellt Thalmeir fest. Doch trotz aller Fantasie: Bei der Kostümwahl gibt es auch einige Tabus. Scream-Masken gingen angesichts des Vanessa-Mords vor einigen Jahren gar nicht, findet der Abteilungsleiter, ebenso wie Horrorclowns. Kundin Nathalie Schwab findet, dass vor allem Frauen darauf achten sollten, dass ihre Kostüme nicht zu kurz sind. Auch Enrico und Daniela Skrock sind auf der Suche nach dem richtigen Faschingskostüm. Sie legen Wert auf Originalität: „Auf den Faschingsumzügen laufen alle immer mit den gleichen Ganzkörper-Bären-Anzügen rum – das finde ich furchtbar und einfallslos.“Doch wenn es um die Trump-Maske geht, sind sich alle einig: Die Verkleidung kommt gut an. „Ich finde es toll, wenn politische Themen thematisiert werden, so Skrock. Aber im Fasching sei alles erlaubt. „Menschen in Nazi-Kostümen würden wir nicht zulassen“, sagt Jürgen Centmeier, Präsident der Gersthofer Lechana. Doch da die Inthronisation ein Schwarz-Weiß-Ball sei, seien solche Probleme nicht aufgetreten. Allerdings gab es beim letzten Gersthofer Umzug einen Vorfall. „Da schlichen sich unbekannte Rechte ein.“