Augsburger Allgemeine (Land West)
116 potenzielle Lebensretter gefunden
Typisierung Bei der Aktion am Königsbrunner Gymnasium bekommen die Schüler Erfahrungsberichte aus erster Hand
„DKMS – Leben spenden macht Schule“hieß es zum ersten Mal auch am Gymnasium Königsbrunn. 280 Schülerinnen und Schüler der Q11 und Q12 füllten den Lichthof zum Vortrag über die Deutsche Knochenmarkspenderdatei, eine gemeinnützige GmbH, über Typisierung und Stammzellspende. Die Schüler hatten sich vorher bereits mit dem Thema beschäftigt.
„Seid euch bewusst, dass jeder von euch der Einzige sein kann, der einem betroffenen Patienten die Chance auf ein neues Leben schenken könnte“, sagte Brigitte Lehenberger als ehrenamtliche Unterstützerin der DKMS den jungen Leuten. Aus dem Landkreis und der Stadt Augsburg konnten sie unter 42800 Typisierten bereits 419 betroffenen Patienten mit einer möglicherweise rettenden Spende helfen.
Einer der 419 Stammzellspender aus dem Landkreis und der Stadt Augsburg ist Biologie- und Chemielehrer Andreas Pohl. Er ließ sich 2007 an der Universität Bayreuth aufnehmen und konnte im März 2014 einem 63-jährigen Patienten aus Finnland durch die Stammzellspende, die aus seinem Blut gewonnen wurde, die Chance auf ein neues Leben schenken. Sein Patient hat den Kampf gegen seine Krankheit leider verloren. Dennoch sagte Andreas Pohl: „Jederzeit wieder. Ich denke, jeder Patient wünscht die Chance auf ein zweites Leben.“
Jürgen Freytag ist im Elternbeirat des Gymnasiums Königsbrunn. Er weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig es ist, dass bei Bedarf ein passender Stammzellspender in den weltweiten Dateien gespeichert ist. Gleich drei Kinder aus seinem Umfeld waren vor einigen Jahren auf eine Stammzellspende angewiesen. Freytag hat 2010 bereits eine Typisierungsaktion an seiner ehemaligen Kapellen-Mittelschule in Augsburg-Oberhausen unterstützt und freut sich, dass jetzt die erste Typisierungsaktion am Gymnasium Königsbrunn stattfinden konnte.
Jürgen Freytag war bereits im Vorfeld aktiv: Jedes Jahr sammelt er Spenden im Kollegenkreis und bei den umliegenden Firmen für krebskranke Kinder. 1792 Euro konnte er bereits am Aktionstag übergeben. „Sicher kommt noch der eine oder andere Euro dazu“, kündigte er an. Mit dem Geld werden weitere Typisierungsaktionen finanziert. Die Erfassung eines potenziellen Spenders kostet inklusive aller Tests 40 Euro.
116 der Oberstufenschüler nutzten nach dem Vortrag die Gelegenheit zur Aufnahme bei der DKMS mit einem Wangenabstrich. Mit Unterstützung des P-Seminars Sanitätsdienst strichen sich die jungen Leute jeweils eine Minute auf jeder Seite die Wangeninnenseite aus, gaben ihre wichtigsten Daten für den Aufnahmebogen ab und erklärten mit ihrer Unterschrift die Bereitschaft für die Suchläufe in den anonymisierten weltweit vernetzten Dateien. „Ich bin stolz auf euch“, freute sich Schulleiterin Eva FochtSchmidt. Sie hat bereits die Typisierungsaktionen an ihrem ehemaligen Gymnasium Wertingen mitgetragen. Lob kam auch von Landrat Martin Sailer.