Augsburger Allgemeine (Land West)

Dem Wunder folgt der Absturz

Fußball Im Mai 2016 gewannen die Underdogs von Leicester City überrasche­nd die englische Meistersch­aft. Jetzt spielen sie in der Champions League – und kämpfen gegen den Abstieg

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Sevilla

Große Bühne statt Abstiegsan­gst: Der schwer gebeutelte englische Fußball-Meister Leicester City darf die Sorgen aus dem Alltag zumindest für 90 Minuten vergessen und vom großen silbernen Henkelpoka­l träumen. Die Mannschaft von Trainer Claudio Ranieri nimmt bei dem Gastspiel beim FC Sevilla heute Abend (20.45 Uhr/ZDF und Sky) ihre Lieblingsr­olle als klarer Außenseite­r ein. Mit einer überzeugen­den Leistung im Achtelfina­l-Hinspiel der Champions League will das Team die miserablen Leistungen in der heimischen Premier League vergessen machen.

Nur vier Tage nach dem peinlichen 0:1-Pokal-Aus bei Drittligis­t FC Millwall steht für die Foxes die letzte Titelchanc­e auf dem Spiel. „Wir müssen daraus lernen, was Millwall uns gezeigt hat, mit Charakter und Leidenscha­ft zu agieren“, sagte Ranieri, der das Ausscheide­n seines Teams in Überzahl als völlig verdient empfand. Es reiht sich ein in eine Saison voller Pleiten, Pech und Rückschläg­e, die nach dem sensatione­llen Meistertit­el in der Vorsaison niemand erwartet hätte. Mit nur noch einem Punkt Polster auf die Abstiegszo­ne könnte Leicester als Premier-League-Meister in die Zweitklass­igkeit abstürzen – das ist erst einem Klub passiert.

Als letzter Strohhalm bleibt dem Team also die Champions League: Nach einer starken Vorrunde will das Team um den ehemaligen deutschen Nationalsp­ieler Robert Huth und Ex-Bundesliga-Profi Ron-Robert Zieler dort wieder in die Spur finden. „Wir sollten uns auf diese Begegnung freuen, denn es ist ein absolutes Bonusspiel. Wir wollen es genießen und eine gute Ausgangspo­sition mitnehmen“, sagte Zieler, der im Pokal zum Einsatz kam, in der Königsklas­se aber zugunsten von Stammkeepe­r Kasper Schmeichel wohl wieder auf die Bank rotiert wird.

Es ist eine kuriose Situation: Der englische Meister gehört zu den 16 besten Mannschaft­en Europas, aber nicht zu den besten 16 Teams der Premier League. Die Probleme der letztjähri­gen Erfolgself sind simpel. „Wir kassieren zu viele Tore und schießen zu wenig“, analysiert­e Ranieri. Sein Top-Duo Jamie Vardy und Riyad Mahrez, das in der Vorsaison 41 Treffer erzielte, steht in diesem Jahr bei acht. Der letzte Leicester-Treffer in der Premier League datiert vom 31. Dezember 2016, seitdem sind die Foxes um Stürmersta­r Vardy 610 Minuten torlos.

Nun also Sevilla, der Dauersiege­r in der Europa League, der endlich auch in der Königsklas­se um den großen Pokal mitspielen möchte und gegen Leicester als klarer Favorit in das Duell geht. „Das ist ein sehr großes Spiel für uns. Sevilla hat in den vergangene­n Jahren bewiesen, wie fantastisc­h sie als Mannschaft funktionie­ren“, sagte Zieler dem klubeigene­n TV-Sender. Ranieri stufte Sevilla als „sehr, sehr, sehr großes Team“ein. Für die titelhungr­igen Spanier soll Leicester nur Zwischenst­ation sein, weshalb Trainer Jorge Sampaoli sein Team schon einmal auf das Duell eingeschwo­ren hat: „Wir spielen gegen Leicester um unser Leben, das wird ein Spiel von historisch­er Dimension für diesen Verein.“

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Foto: dpa Seinem Team gelingt nur wenig: Zuletzt hat Claudio Ranieri mit Leicester City gegen einen Drittligis­ten verloren, nun trifft die Mannschaft auf den FC Sevilla.

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