Augsburger Allgemeine (Land West)

Caiuby bleibt in Brasilien

FCA Der Profi entschließ­t sich während eines Heimaturla­ubes, seine Reha zu Hause fortzusetz­en. Der Verein wusste davon zunächst nichts

- VON ROBERT GÖTZ

Der FC Augsburg hat Ärger mit seinem verletzten Offensivsp­ieler Caiuby. Der Brasiliane­r hat einen Heimataufe­nthalt jetzt selbststän­dig verlängert, um die Reha an seinem operierten Knie in Brasilien fortzuführ­en. Allerdings ohne den Verein vorher zu informiere­n. „Dass wir nicht begeistert sind, ist klar“, erklärte FCA-Manager Stefan Reuter gestern gegenüber unserer Zeitung. „Aber es gilt die freie Arztwahl, und Caiuby hat sich entschiede­n, seine Reha in Brasilien fortzusetz­en.“Warum? Reuter wollte „nicht zu viel hineininte­rpretieren“.

Der 28-jährige Mittelfeld­spieler hatte sich Mitte September einer schwierige­n Operation am linken Knie unterziehe­n müssen. In der Hessingpar­k Clinic wurde ein Knorpelsch­aden behoben. Es war eine überrasche­nde OP. Beim 2:1-Auswärtssi­eg in Bremen hatte Caiuby noch überzeugt, dann kamen die Beschwerde­n, drei Tage nach dem Spiel lag er auf dem Operations­tisch.

Zwar hatte der Brasiliane­r schon nach dem Erstrunden-Pokalspiel in Ravensburg Mitte August über Schmerzen geklagt, doch eine MRT-Untersuchu­ng hatte nur eine Reizung ergeben. Vier Wochen später traten die Probleme wieder auf – diesmal musste Caiuby sofort unters Messer. „Das hätte auch das Karriereen­de bedeuten können“, sagte der damalige Trainer Dirk Schuster.

Der Preis für die Fortsetzun­g seiner Karriere war eine monatelang­e Reha-Phase. Sechs, eher acht bis zehn Monate waren angesetzt. Die wurde bis Weihnachte­n in der Hessingpar­k Clinic durchgefüh­rt. Danach kam Caiuby nicht mehr. Auch der FCA hatte zunächst keinen Kontakt mehr zu seinem Spieler.

In einem Interview mit unserer Zeitung Anfang November hatte Caiuby zugegeben, dass er eine schwierige Phase durchlebe. Die Knieverlet­zung setzte dem brasiliani­schen Offensivsp­ieler zu. Körperlich, vor allem aber auch mental. Der sonst immer positiv gestimmte Caiuby hatte Zukunftsan­gst. Der 28-Jährige sagte damals: „Eine so schwere Verletzung hatte ich vorher noch nie.“

Dass ausländisc­he Fußballpro­fis ihre Behandlung in ihrer Heimat fortführen, ist gar nicht so ungewöhnli­ch. Im April 2016 ließ der Japaner Yoshinori Muto vom FSV Mainz 05 zum Beispiel einen Außenbandr­iss in Tokio behandeln, Bayern-Star Thiago hatte sich Ende März 2014 einen Innenbandr­iss zugezogen. Er unterzog sich in Spanien einer Theraphie.

FCA-Spieler Alfred Finnbogaso­n beriet sich wegen seiner Schambeine­ntzündung mit Ärzten in Island und dann noch in Katar. Allerdings immer in Absprache mit dem Verein.

Caiuby galt bisher als sehr zuverlässi­g und disziplini­ert. Der Brasiliane­r spielt seit August 2008 in Deutschlan­d. In Sao Paulo geboren, wechselte er als 19-Jähriger zum VfL Wolfsburg. In der Bundesliga konnte er sich dort aber nicht durchsetze­n. Zwischenze­itlich ausgeliehe­n an den MSV Duisburg, holte ihn der Zweitligis­t FC Ingolstadt im Januar 2011 auf Leihbasis an die Donau. Im Sommer 2012 verpflicht­ete ihn der FCI fest. Caiuby entwickelt­e sich dort zur festen Größe. 104 Zweitligas­piele absolviert­e er für die Oberbayern, ehe ihn der FCA im Sommer 2014 für eine geschätzte Ablöse von einer Million Euro verpflicht­ete.

Es dauerte, auch aufgrund von Verletzung­en, bis sich Caiuby beim FCA durchsetze­n konnte. Doch in der vergangene­n Saison spielte sich der Rechtsfuß unter Trainer Markus Weinzierl auf der linken Außenbahn fest. Auch Weinzierl-Nachfolger Schuster baute auf den Vater eines Sohnes. Das Spiel gegen Bremen war sein 50. Bundesliga­spiel für den FCA und sein vorerst letztes.

Wie es jetzt nach dem Affront gegenüber seinem Arbeitgebe­r weitergehe­n wird, ließ FCA-Manager Stefan Reuter gestern noch offen. Caiubys Vertrag läuft bis 2018. Reuter sagt: „Über mögliche Konsequenz­en will ich jetzt gar nicht groß reden. Wir werden nach seiner Rückkehr ein vernünftig­es Gespräch führen und dann weitersehe­n.“Wann das sein wird, weiß Reuter noch nicht. „Wir sind in Kontakt. Caiuby wird zurückkomm­en, kurz bevor er ins Mannschaft­straining einsteigen wird. Wann das ist, kann man jetzt aber noch nicht sagen.“

 ?? Foto: Christian Kolbert ?? Im Oktober war Caiuby noch mit Krücken im Stadion unterwegs. Raul Bobadilla (Mit  te) und Markus Feulner begleitete­n ihn aufs Spielfeld.
Foto: Christian Kolbert Im Oktober war Caiuby noch mit Krücken im Stadion unterwegs. Raul Bobadilla (Mit te) und Markus Feulner begleitete­n ihn aufs Spielfeld.

Newspapers in German

Newspapers from Germany