Augsburger Allgemeine (Land West)
Mit sechs ins Kloster
Tipp des Tages Katharina Luther kämpft gegen die Zwänge des Mittelalters
Das Kloster ist für Katharina Luther ein Gefängnis. Die Reformation bedeutet für sie Freiheit. Der historische Film „Katharina Luther“, ist heute Abend um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen. Er erzählt die Geschichte einer Befreiung.
Zu Beginn hüpft Katharina als kleines Mädchen vergnügt auf dem Pflaster herum. Dann wird sie von ihrem Vater ins Kloster gebracht. Die Türen schließen sich hinter ihr, alles Weinen und Wehren nützt ihr nichts. Nonnengesang setzt ein, die Klosterfrauen bewegen sich wie Marionetten im Gleichtakt. Jahre später bekommt sie als junge Nonne ein Exemplar von Luthers Schrift in die Hände. Sie flieht aus dem Kloster. Ihr weiteres Leben bleibt nicht so sonnig, aber der Kurs ist klar: Katharina will das finstere Mittelalter hinter sich lassen. Wie schlimm dieses Mittelalter für eine Frau ist, kann der Zuschauer in der nächsten Szene erleben, in der ihre Ankunft in Wittenberg gezeigt wird. Sie gerät in eine Art Kölner Silvesterszene, wird zusammen mit ihren Mitschwestern auf der Straße von Männern bedrängt und begrapscht. Doch dann taucht Martin Luther – gespielt von Devid Striesow – auf und rettet sie.
Die spätere Frau des Reformators Martin Luther ist in der Vergangenheit schon oft idealisiert und manchmal auch verteufelt worden. Katharina von Bora, wie sie bis zur Heirat hieß, war die erste Pfarrfrau der Geschichte und diente über Jahrhunderte als Vorbild. Allerdings sind nicht allzu viele Fakten aus ihrem Leben verbrieft. Das gibt den Filmemachern Freiraum für eigene Akzente. Die Kontraste sind stark.
Bernhard Sprengel, dpa