Augsburger Allgemeine (Land West)

Behörden entwaffnen einen Reichsbürg­er

Sicherheit Mehrere Personen im Landkreis werden überprüft. Die meisten distanzier­en sich schnell von der Bewegung

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Reichsbürg­er? Mehrere Personen im Landkreis wurden inzwischen überprüft. Das teilte das Landratsam­t Augsburg auf Anfrage unserer Zeitung mit. Dabei hätte sich die meisten Verdachtsf­älle nicht bestätigt. Die betreffend­en Bürger hätten sich von der Bewegung distanzier­t.

Übrig blieb nach Angaben der Behörden lediglich eine Person. Diese hat inzwischen Post vom Landratsam­t bekommen. Inhalt: Der kleine Waffensche­in für Schrecksch­usswaffen muss zurückgege­ben werden, der Bürger darf generell keine Waffen mehr besitzen.

Bayernweit identifizi­erten die Behörden nach Angaben des Innenminis­teriums bislang gut 1700 Personen nachweisli­ch als Reichsbürg­er. Dazu kommen 1600 Personen, für die Hinweise auf die Zugehörigk­eit zur Reichsbürg­erbewegung vorliegen – laut Verfassung­sschutz „mehrere hundert“davon in Schwaben. 40 seien eindeutig der rechtsextr­emen Szene zuzuordnen.

Bei der bayerische­n Polizei laufen Disziplina­rverfahren gegen 15 Beamte. Drei davon sind im Ruhestand, sechs wurden zwangsbeur­laubt. Bleiben sechs, bei denen die bisherigen Erkenntnis­se nicht für eine Suspendier­ung ausreichen und die offenbar ihrer Tätigkeit nachgehen können.

Auch ein Polizeibea­mter der Inspektion in Zusmarshau­sen war wegen des Verdachts zur Zugehörigk­eit zur Reichsbürg­erbewegung suspendier­t worden (wir berichtete­n). Diese bestreitet die Rechtmäßig­keit der Existenz der Bundesrepu­blik Deutschlan­d. Dementspre­chend agieren Anhänger der Bewegung oft mit Fantasie-Ausweisen und attackiere­n Repräsenta­nten des Staates. Sogar Kaminkehre­r sind neuerdings Zielscheib­e.

Sorgen bereitet den Behörden auch die Aggressivi­tät der Reichsbürg­er. Innenminis­ter Joachim Herrmann sprach vergangene Woche im Landtag von einer sich „immer rasanter entwickeln­den Gewaltspir­ale“und macht dies auch an einer „Affinität zu Waffen“fest. 130 Reichsbürg­er besitzen nachweisli­ch so eine, in 240 Fällen besteht der Verdacht. Dazu kommen Personen mit Sprengstof­f-Erlaubniss­en sowie Kampfhunde­n. Die Behörden prüften derzeit, inwieweit sie diese Erlaubniss­e entziehen können. 33 Personen wurden bereits entwaffnet.

Welche Ausmaße diese Bewaffnung annehmen kann, zeigt ein Fall aus dem Nachbarlan­dkreis DonauRies. Dort lieferte ein 56-jähriger Reichsbürg­er vor Kurzem ein ganzes Arsenal beim Landratsam­t ab: 35 Gewehre und Pistolen verschiede­nen Kalibers.

Derzeit besitzen mehr als 4000 Bürger im Augsburger Land eine Schusswaff­e, zum Beispiel Sportschüt­zen. Zudem sind im Kreis 1270 Personen im Besitz eines kleinen Waffensche­ins. Tendenz steigend: Im vergangene­n Jahr erhielten 87 Personen den kleinen Waffensche­in für Gas- und Schrecksch­usswaffen, 2014 waren es 46.

Aggressivi­tät bereitet den Behörden Sorge

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