Augsburger Allgemeine (Land West)
Als es noch „Zibeleskäs’“und „Oier“gab
Amüsanter Vortrag über die schwäbische Sprachgeschichte
Landkreis Augsburg
Spricht der Lechhauser tatsächlich anders als sein Königsbrunner Zeitgenosse? Ab welcher Gegend wird der Topfenquark zum Zibeleskäs’? Und heißt es jenseits des Lechs nun „Oier“oder „Oar“, wenn die Dorfbewohner von den tierischen Legeprodukten reden? Der Dialektforscher Professor Werner König hat Jahrzehnte damit verbracht, die unterschiedlichen Mundarten des Augsburger Umlands zu erforschen und mittels zahlloser Befragungen ein umfangreiches Kartenwerk schwäbischer Sprachbesonderheiten zu erstellen.
Der Heimatverein für den Landkreis Augsburg ermöglichte, dass der Sprachwissenschaftler seine Erkenntnisse im Landratsamt einem breiten Publikum zur Verfügung stellte, was auf ein enormes Zuhörerinteresse stieß. Im voll besetzten Sitzungssaal nahm König die Besucher mittels Landkarten, Tonbandaufnahmen und historischen Aufzeichnungen mit auf eine spannende Reise durch das Augsburger Umland, dessen Grenzen diesmal nicht durch Gemeindegebiete, sondern durch die regionalen Eigenheiten der menschlichen Sprache gezogen worden waren.
Der Abend lebte durch unterhaltsame Darstellungen und kaum bekannte Zeitzeugnisse aus vergangenen Epochen. Aus seinem Sprachatlas zeigte er nun Beispiele: Dass hierzulande die Papiertüte oftmals „G’schtattl“genannt wird, hat offenbar seine Wurzeln im italienischen Wort „Scatola“für Schachtel.
Andere vermeintlich urschwäbische Ausdrücke können laut König sogar noch auf viel frühere Ursprünge zurückblicken. Vom sogenannten „Aftermontag“sprach man ausschließlich innerhalb des Augsburger Bistumsgebietes und wandte sich damit gegen die heidnische Bezeichnung des Dienstags, der nach einer germanischen Gottheit benannt worden war.