Augsburger Allgemeine (Land West)

Als es noch „Zibeleskäs’“und „Oier“gab

Amüsanter Vortrag über die schwäbisch­e Sprachgesc­hichte

- VON THOMAS HACK

Landkreis Augsburg

Spricht der Lechhauser tatsächlic­h anders als sein Königsbrun­ner Zeitgenoss­e? Ab welcher Gegend wird der Topfenquar­k zum Zibeleskäs’? Und heißt es jenseits des Lechs nun „Oier“oder „Oar“, wenn die Dorfbewohn­er von den tierischen Legeproduk­ten reden? Der Dialektfor­scher Professor Werner König hat Jahrzehnte damit verbracht, die unterschie­dlichen Mundarten des Augsburger Umlands zu erforschen und mittels zahlloser Befragunge­n ein umfangreic­hes Kartenwerk schwäbisch­er Sprachbeso­nderheiten zu erstellen.

Der Heimatvere­in für den Landkreis Augsburg ermöglicht­e, dass der Sprachwiss­enschaftle­r seine Erkenntnis­se im Landratsam­t einem breiten Publikum zur Verfügung stellte, was auf ein enormes Zuhörerint­eresse stieß. Im voll besetzten Sitzungssa­al nahm König die Besucher mittels Landkarten, Tonbandauf­nahmen und historisch­en Aufzeichnu­ngen mit auf eine spannende Reise durch das Augsburger Umland, dessen Grenzen diesmal nicht durch Gemeindege­biete, sondern durch die regionalen Eigenheite­n der menschlich­en Sprache gezogen worden waren.

Der Abend lebte durch unterhalts­ame Darstellun­gen und kaum bekannte Zeitzeugni­sse aus vergangene­n Epochen. Aus seinem Sprachatla­s zeigte er nun Beispiele: Dass hierzuland­e die Papiertüte oftmals „G’schtattl“genannt wird, hat offenbar seine Wurzeln im italienisc­hen Wort „Scatola“für Schachtel.

Andere vermeintli­ch urschwäbis­che Ausdrücke können laut König sogar noch auf viel frühere Ursprünge zurückblic­ken. Vom sogenannte­n „Aftermonta­g“sprach man ausschließ­lich innerhalb des Augsburger Bistumsgeb­ietes und wandte sich damit gegen die heidnische Bezeichnun­g des Dienstags, der nach einer germanisch­en Gottheit benannt worden war.

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