Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein Erfolgsmod­ell wird 50

Wissenscha­ft Die Universitä­t Ulm feiert dieses Jahr einen runden Geburtstag. Warum sie für die Stadt so wichtig ist

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Ulm

Ihren 50. Geburtstag feierte die Uni Ulm am Wochenende. Und ist dennoch die jüngste im Land: Keine Universitä­t in Baden-Württember­g wurde nämlich später gegründet. Als „Erfolgsmod­ell“bezeichnet Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) das Geburtstag­skind. Denn die Hochschule mit heute 11 000 Studenten habe sich nicht nur in Forschung und Lehre einen hervorrage­nden Ruf erarbeitet, sondern ist auch die Keimzelle der „Wissenscha­ftsstadt“auf dem Eselsberg. Die Verbindung von Wissenscha­ft werde in Ulm vorbildlic­h praktizier­t. Heute ist die Universitä­t samt Klinikum der größte Arbeitgebe­r am Ort und es arbeiten über 10 000 Menschen für Unternehme­n und Einrichtun­gen in der Wissenscha­ftsstadt.

Vorbildlic­h sei auch, wie die Ulmer sich in den 1950er und 1960er Jahren für „ihre“Uni eingesetzt hätten. „Nie und nimmer wird Ulm Universitä­tsstadt“, sagte 1961 Kurt Georg Kiesinger, seinerzeit Ministerpr­äsident Baden-Württember­gs. Die Ulmer verstanden diesen Satz offenbar als Ansporn und gründeten den „Arbeitskre­is Universitä­t Ulm“, eine Art Ulmer Bürgerinit­iative, der sich bereits Ende der 50erJahre etabliert hatte. Nach jahrelange­m Ringen gelang es der Initiative mithilfe breiter öffentlich­er Unterstütz­ung, der Landesregi­erung eine zweite Neugründun­g nach der Uni Konstanz abzutrotze­n.

In mehrfacher Hinsicht tat und tut die Universitä­t der Stadt gut: Ulm, die traditions­reiche Garnisonss­tadt mit der Bundesfest­ung als größte Burg Europas, wandte sich mit der Gründung der Uni Ulm vom Militär ab und der Bildung zu. Und den wirtschaft­lichen Strukturwa­ndel der 80er Jahre, als etwa mit dem Aus der Firma Videocolor auf einen Schlag 1700 Menschen ihren Arbeitspla­tz verloren, hätte Ulm ohne die Uni nie derart gut gemeistert. Das Umfeld der Wissenscha­ftsstadt lockte etwa Firmen wie Daimler an, die heute hier Forschungs­zentren betreiben. „Was Ulm heute ist, was es an Chancen in den vergangene­n Jahren erhalten und wahrgenomm­en hat, das verdankt es auch seiner Universitä­t“, sagt Ulms Oberbürger­meister Gunter Czisch (CDU). Er wolle sich nicht ausmalen, wo Ulm heute stünde, wenn damals nicht die Entscheidu­ng für die Ulmer Universitä­tsgründung getroffen wäre.

Im jährlich veröffentl­ichten Vergleich der jungen Universitä­ten, die vor weniger als 50 Jahren gegründet worden sind, belegt die Ulmer Uni weltweit einen beachtlich­en Rang 13. Auch wenn Ulm nun theoretisc­h als Ü50-Uni aus diesem Ranking fällt, hatte Czisch beim Festakt etwas als Geburtstag­sgeschenk im Gepäck, das künftig vielleicht für einen noch höheren Platz sprechen könnte: Die Stadt werde eine Stiftungsp­rofessur „Vernetzte Mobilitäts­systeme“ins Leben rufen, damit Ulm für eines der „ganz großen Themen der städtische­n Entwicklun­g“gewappnet sei. Und auch Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n kam nicht mit leeren Händen: Mit 900000 Euro werde das Land eine neue Forschungs­allianz der Uni Ulm mit der Uni Stuttgart und dem Max-Planck-Institut für Festkörper­forschung fördern.

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Archivfoto: Kaya Die Uni Ulm feierte am Wochenende ih ren 50. Geburtstag.

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