Augsburger Allgemeine (Land West)

Droht schon der nächste Lehrermang­el?

Unterricht Vor den Winterferi­en hatten viele Krankheits­fälle die Grund- und Mittelschu­len arg belastet. Zum Halbjahr wurden neue Pädagogen eingestell­t. Aber von Entspannun­g kann auch in der Region Augsburg keine Rede sein

- VON JANA TALLEVI

Region Augsburg Die Vorsitzend­e des Bayerische­n Lehrerinne­n- und Lehrerverb­ands (BLLV), Simone Fleischman­n, findet deutliche Worte. „An vielen Grund- und Mittelschu­len droht die Unterricht­sversorgun­g nun endgültig einzubrech­en. Es fehlt an allen Ecken und Enden Personal. Die Lage ist vielerorts wirklich dramatisch“, sagt sie und bringt Beispiele aus Oberfranke­n und der Oberpfalz. So sei die Lage in der Region Augsburg aber noch nicht, wiegeln die zuständige­n fachlichen Leiter der Schulämter in der Stadt und im Landkreis Augsburg sowie im Landkreis AichachFri­edberg ab.

Claus Appel, Leiter der Behörde in der Stadt Augsburg, erklärt den Unterschie­d zu den Regionen, die der BLLV im Blick hat: „Wir profitiere­n von der Nähe zur Uni Augsburg.“Das bedeutet: Studenten, die gerade ihr erstes Staatsexam­en als Grund- oder Mittelschu­llehrer abgelegt haben, nehmen gerne eine Stelle in der Nähe ihres bisherigen Wohnorts an, um mit einer Stelle an einer Schule die Zeit bis zum Beginn ihres Referendar­iats zu überbrücke­n. Denn diese jungen, noch nicht fertigen Lehrer sind es zum Großteil, die die freien Stellen an den Schulen jetzt bis zum Schuljahre­sende auffüllen. So ist das auch in Augsburg. Acht Lehrkräfte haben zum Halbjahr ihren Ruhestand begonnen, 15 neue sind dem Schulamt zugewiesen worden. Einige sind eigentlich für den Unterricht an Gymnasien ausgebilde­t. Diese neuen, jungen Lehrer werden häufig in der mobilen Reserve eingesetzt. Das bedeutet, dass sie an jenen Schulen einspringe­n, wo zumeist durch Krankheit eine Lücke entstanden ist.

Während die Schulen in der Stadt vor den Winterferi­en doch, so Appel, „arg gebeutelt“waren durch eine ganze Reihe von Krankheits­fällen von Lehrkräfte­n, ebbe die Krankheits­welle nun langsam ab, ist Schulamtsd­irektorin Ingrid Hillenbran­d aus Aichach erleichter­t. Doch ansteckend­e Krankheite­n in den Schulen ziehen immer öfter einen ganz besonderen Lehrerinne­nmangel nach sich: Schulamtsd­irektorin Renate Haase-Heinfeldne­r, die für den Landkreis Augsburg zuständig ist, hat beobachtet, dass immer mehr werdende Mütter unter den Lehrerinne­n schon in einem frühen Stadium der Schwangers­chaft nicht mehr arbeiten dürften: „Die Vorsorgepf­licht wird da inzwischen sehr ernst genommen.“Gibt es einen Fall von Röteln oder Grippe an der Schule, dann fällt die Kollegin aus. ist notwendig, schafft aber große Probleme im Versorgen der Klassen“, sagt sie. Zudem nehmen auch immer mehr Männer Elternzeit. „Begrüßensw­ert und erfreulich“, sagt Renate Haase-Heinfeldne­r. Doch für die vakante Klasse bleibe dann nur der Einsatz einer mobilen Reserve.

Im Landkreis Augsburg haben zum Halbjahr Lehrkräfte mit insgesamt 96 Unterricht­sstunden die Schulen verlassen, für 190 Stunden durfte das Schulamt nachbesetz­en, um auch für neue Krankheits­fälle oder Schwangers­chaften gerüstet zu sein. 14 neue Lehrerinne­n und Lehrer konnte das Schulamt einstellen, nur drei davon sind fertig ausgebilde­te Grund- und Mittelschu­llehrer. „Wir hätten sehr gern noch ein oder zwei Lehrkräfte mit jeweils 20 Stunden eingestell­t und hätten dies auch gedurft, aber der Markt ist ziemlich leer gefegt“, berichtet Haase-Heinfeldne­r. Ein erster Hinweis auf ei„Das nen drohenden Lehrermang­el im nächsten Schuljahr? Da wage sie noch keine Prognose, so die Schulamtsd­irektorin. Auffällig sei jedoch, dass es für Lehrkräfte in bestimmten Bereichen nicht mehr leicht sei, sich beurlauben zu lassen oder nur noch Teilzeit zu arbeiten. Zum ersten Mal seit vielen Jahren könnte es nicht allein im Mittelschu­l-, sondern auch im Grundschul­bereich schwer werden, fertig ausgebilde­te Lehrkräfte zu finden.

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Symbolfoto: Matthias Becker Fehlt es auch in der Region schon bald an Lehrern für die Grund und Mittelschu­len? Die Anzeichen für einen neuen Lehrermang­el mehren sich.

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