Augsburger Allgemeine (Land West)
Von Helden und Hoffnung
Pippo Pollina in Gersthofen
Standing Ovations gab es in der ausverkauften Stadthalle Gersthofen für Pippo Pollina, den sizilianischen Liedermacher, der in Deutschland eine große Fangemeinde hat, und sein neues Album „Il sole che verrà“– immerhin das 22. Entdecken ließen sich im kontrastreichen Programm all die musikalischen Qualitäten, für die man den Komponisten und Interpreten schätzt: die komplex arrangierten, melancholischpoetischen Fusionen sizilianischer Folklore mit musikalischen Funken aus aller Welt und der lyrisch-sanfte Ton seiner Stimme, die überraschend kippen kann ins Raue, Brüchige, ausdrucksvoll Wütende. Zuverlässig stark und mit hörenswerten solistischen Akzenten begleiteten ihn die fünf virtuosen Musiker Michele Ascolese (Gitarre), Roberto Petroli (Sax, Klarinette), Fabrizio Giambanco (Drums, Percussion), Filippo Pedol (Bass) und Gianvito Di Maio (Akkordeon, Keyboard).
Ebenso wichtig wie die musikalische Fortentwicklung und Inspiration durch die Zusammenarbeit mit Künstler-Kollegen (diesmal u.a. mit Rebekka Bakken) ist Pollina seit jeher der unmittelbare Kontakt ins Publikum. Der gelingt nicht allein dank seiner charismatischen Bühnenpräsenz, sondern auch mit Erzählungen im amüsanten Mix aus „Schwyzerdütsch“(Pollina lebt in Zürich) und Italienisch, in denen er Anliegen und Anlass der Lieder vermittelt, seine großen Herzensthemen wie ewige Freundschaft, seine Weltsicht, seine Visionen, seinen Widerwillen gegen die Manipulation der Weltwirtschaft oder diesmal, expliziter denn je, seine persönliche Variante der Zuversicht, „La Speranza“, fokussiert. Neben der Hoffnung sind es auch persönliche Helden wie Muhammad Ali, dem Pollina das Lied „A mani basse“gewidmet hat, weil sie auch in schwierigen Situationen Haltung bewahrten.
Für das begeisterte Augsburger Publikum setzte es eine Überraschung in Form der grandiosen Sängerin Marici Machado aus Buenos Aires, die diese Tournee drei Tage lang begleitet. Auch mit Hits wie „Mare mare mare“oder „Camminando“, die sich einfach nicht aus seinen Live-Konzerten verbannen lassen, zauberte Pollina Energie und Wärme und die symbolhafte Kraft der irgendwann wiederkehrenden Sonne von der Bühne in den Zuschauerraum.