Augsburger Allgemeine (Land West)
Enttäuschung an den Gymnasien
Schule Dass die CSU-Landtagsfraktion sich nicht zu einem Ja für das G9 an den Gymnasien in Bayern durchringen konnte, wird in Augsburg vielfach kritisch gesehen. Was Lehrer, Eltern und Schüler dazu sagen
Für viele Eltern, Schüler und auch Lehrer ist es schlichtweg eine Enttäuschung: Die CSU-Landtagsfraktion hat Anfang der Woche die lang erwartete und viel diskutierte Entscheidung über das Gymnasium vertagt. Sie hätte die Rückkehr zu einem neunjährigen Weg zum Abitur in die Wege einleiten sollen. Nun heißt es weiter Warten: Die Zukunft des Gymnasiums wird womöglich erst zur Sommerpause entschieden.
„Die Enttäuschung ist sehr groß. Wichtig wäre eine Richtungsentscheidung gewesen. Nun hängen alle in der Luft“, sagt Christine Sommer, Elternbeiratsvorsitzende des Gymnasiums bei St. Stephan. Der Wille von Eltern, Lehrern und Schulleitern sei in der ersten Dialogphase klar formuliert worden: Die große Mehrzahl habe sich für eine Rückkehr zu einem neunjährigen Gymnasium ausgesprochen. Eine belastende Situation sei, dass nun manche Prozesse auf Eis lägen. Wie etwa am Meringer Gymnasium, wo ein Baustopp der Mensa verordnet wurde, solange der Freistaat nicht die Entscheidung über das G 9 getroffen hat. Bildungsreferent Hermann Köhler (CSU) spricht davon, dass die Vertagung der Entscheidung den Alltag vor Ort „ein Stück weit lähmt“. So stünden etwa räumliche Entscheidungen am Peutingerund Maria-Theresia-Gymnasium an, da sie Räume in der ehemaligen verlieren, wenn das Gebäude voraussichtlich für eine Erweiterung der Staats- und Stadtbibliothek abgerissen werden sollte. „Da müssen wir schon wissen, ob wir mit einem G8 oder G9 planen müssen. Ansonsten ist es wichtig, dass sich der Landtag für klare Strukturen entscheidet: Ganz oder gar nicht. Wenn am Ende eine vernünftige Entscheidung herauskommt, dann kann man auch noch warten“, so Köhler.
Für Jürgen Denzel, Schulleiter des Maria-Theresia-Gymnasiums, ist die Situation vollkommen unverständlich. „Es gibt keine neue Sach- und keinen Sachzwang, der nicht schon lange bekannt ist. Die Fragen, die jetzt aufkommen, hätte man sich schon vor einem Jahr stellen können“, sagt er. In seinen Augen entstehe dadurch eine Zeitverzögerung, die es nicht bräuchte.
Claudia Günther, Elternbeiratsvorsitzende des Gymnasiums bei St. Anna, findet es einfach „schrecklich“. Derzeit fänden die Infoabende statt, bei denen sich Eltern ein Bild von den verschiedenen Schulen machten. „Sie haben nun für das Gymnasium keine Planungssicherheit. Wird es das G9 oder bleibt es beim G8? Die Information ist wichStadtbücherei tig, wenn es darum geht, welche Schulart das Kind besuchen soll“, sagt sie. Günther ist Mitglied der Landes-Eltern-Vereinigung der Gymnasien in Bayern, die unter anderem auch einen qualitätsvollen und neu strukturierten Lehrplan und eine Beibehaltung der Ganztagszweige fordert.
Erst vergangene Woche hat sich Schülersprecherin Acelya Asia Aktas vom Stetten-Insitut, die Landesschülersprecherin der Gymnasien in Bayern ist, mit Ministerpräsident Horst Seehofer und Kultusminister Ludwig Spaenle getroffen. Ihr bereitet die Verzögerung keine Sorlage gen. „Das Konzept soll rechtzeitig stehen. Mir ist es wichtig, dass in den Dialogphasen viele Themen angesprochen werden können.“
Entspannt sieht Reiner Wendlinger, Schulleiter der Heinrich-vonBuz-Realschule, der Entscheidung entgegen. Dass sie zu Lasten der Realschulen gehen könnte, wie nun in der Diskussion angeführt wird, glaubt er nicht. „Die Realschule ist etabliert und stabil.“Wendlinger hält dagegen nichts von einem übereilten Entscheidung. „Das G8 war ein Schnellschuss. Wir sehen jetzt, wohin es uns in den vergangene zehn Jahren gebracht hat.“