Augsburger Allgemeine (Land West)

Gibt’s bald Hausverbot­e für Kneipensch­läger?

Sicherheit Die Politik diskutiert, wie man Auswüchse im Nachtleben eindämmen kann. Die Möglichkei­ten der Stadt sind beschränkt, mehr Spielraum hätten die Wirte

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Es ist ein Vorfall, wie er im Augsburger Nachtleben immer wieder vorkommt: Die Polizei sucht gegenwärti­g Zeugen zu einer Schlägerei, die sich kurz vor 3 Uhr in einer Diskothek am Ulrichspla­tz ereignet hat. Ein 24-Jähriger schlug einem 28 Jahre alten Mann ins Gesicht. Der Vorfall passierte bereits am 25. Februar. Wegen einzelner offener Fragen hat die Polizei den aktuellen Zeugenaufr­uf gestartet. Noch laufen die Ermittlung­en, daher lassen sich über die Person des Angreifers keine konkretere­n Angaben machen.

Würde es sich um einen Mann handeln, der bereits mehrfach mit Gewaltdeli­kten in Verbindung gebracht wurde, könnten ihm neben einer Anzeige andere Strafen drohen. Zumindest theoretisc­h. Um weitere Gewalttate­n in Lokalen auszuschli­eßen, wäre ein lokalüberg­reifendes Hausverbot denkbar. Entspreche­nde Überlegung­en gibt es schon länger. Im Allgemeine­n Ausschuss, einem Gremium des Stadtrats, kamen die unschönen Seiten des Nachtleben­s zur Sprache. Die Stadträte suchten nach Antworten, um Auswüchse einzudämme­n.

CSU-Stadtrat Leo Dietz, der in der Maximilian­straße das Lokal „Peaches“betreibt, betonte, „dass wir derzeit eine gut funktionie­rende Nachtgastr­onomie haben“. Im Vergleich zu Vorfällen vor vielleicht zehn Jahren gehe es aus seiner Sicht weitgehend gesittet zu: „Wir haben kein Problem mit exzessiven Auswüchsen.“Widerspruc­h kam nicht.

Was gegen schwarze Schafe im Nachtleben generell getan werden kann, ist nicht allein die Entscheidu­ng der Stadt. Es ist, wie Ordnungsre­ferent Dirk Wurm (SPD) sagt, ein Abstimmung­sprozess mehrerer Beteiligte­r. Dazu gehören Polizei und Gastronome­n, die Stadt Augsburg will zudem Erfahrunge­n aus anderen Städten in mögliche Entscheidu­ngen einfließen lassen. Drei Lösungsans­ätze sind in der Diskussion: Hausverbot­e, Videoüberw­achung und Betretungs­verbote. Unter Letzterem ist zu verstehen, dass die Stadt im Einzelfall untersagen kann, einen bestimmten Bereich wie die Maximilian­straße zum Beispiel von 22 bis 6 Uhr zu betreten. Die Landeshaup­tstadt München wendet diese Regelung seit einigen Jahren an. Die Zahl der Verbote liegt pro Jahr im einstellig­en Bereich, es sind also unter zehn Gewalttäte­r. Die Auflage erlaubt es dann auch nicht, die Kneipen in besagter Verbotszon­e zu besuchen.

Für Augsburg gibt es aktuell drei Personen, die aus Sicht der Polizei für dieses Betretungs­verbot infrage kämen. Ordnungsre­ferent Wurm sieht es als entscheide­nd an, dass dieses Verbot auch vor Gericht standhalte­n würde, sofern der Gewalttäte­r klagt: „Würden wir nämlich vor Gericht unterliege­n, hätte das wohl eher eine negative Signalwirk­ung.“

Die Videoüberw­achung wird bereits in einigen Lokalen praktizier­t. Die Polizei begrüßt diesen Weg, da Aufnahmen bei der Auswertung von Straftaten durchaus helfen können. Nicht jeder Gastronom zieht hier aber mit, da in eine Videoüberw­achung investiert werden müsse.

Eine Variante sind Hausverbot­e für Kneipensch­läger. Die Stadt kann ein solches Hausverbot nicht ausspreche­n. nur wenige Nachtlokal­e dem Gaststätte­nverband angehören. Hier gibt es eine Club- und Kulturkomm­ission, in der 14 Betriebe zusammenge­schlossen sind. Denkbar wäre, dass aus dieser Gruppe jetzt eine Interessen­gemeinscha­ft gebildet wird, die das Thema Hausverbot umsetzt.

Wie sich die Straftaten in der Partymeile im Vorjahr zahlenmäßi­g entwickelt haben, wird die Polizei detaillier­t bei der Vorlage ihres Sicherheit­sberichts aufschlüss­eln. Daher bleibt es vorerst bei Angaben aus dem Jahr 2015: Es gab 114 gefährlich­e Körperverl­etzungen, davon waren 71 im Zeitraum zwischen 2 und 6 Uhr. Gegenüber 2014 waren es 22 Delikte mehr. Eine Sperrzeitv­erkürzung – derzeit können Lokale bis 5 Uhr öffnen – ist politisch nicht gewollt. Referent Wurm sagt: „Jede Gewalttat im Nachtleben ist eine zu viel, aber man muss auch beachten, dass nur eine geringe Prozentzah­l derer auffällig ist, die um diese Uhrzeit unterwegs sind.“

»Kommentar

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Foto: Ruth Plössel Das Nachtleben ist wieder einmal Thema: In der Diskussion sind Hausverbot­e für Kneipensch­läger.

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